Gladbeck. Wilhelm Zimolong wäre am 12. Mai 100 Jahre alt geworden. Einige Werke von ihm sind heute jedoch verschollen – oder in einem schlechten Zustand.
„Ich wünschte mir, dass zu Wilhelms 100. Geburtstag der Zimolong-Förderpreis wieder verliehen wird und dass er selbst mit einer Ausstellung gewürdigt würde.“ Diesen Wunsch äußerte vor fast genau einem Jahr Wilhelm Zimolongs Witwe Sigrid anlässlich ihres eigenen 90. Geburtstages gegenüber der WAZ. Beides wird nicht in Erfüllung gehen, wenn die Familie am Donnerstag, 12. Mai, anlässlich des 100. Geburtstages, seiner gedenkt. „Der Zimolong-Förderpreis kann auch in diesem Jahr nicht vergeben werden“, dies sei Corona geschuldet, bedauert die Gladbecker Galeristin Karoline Dumpe, Mitglied der Förderpreis-Jury.
Wilhelm Zimolong (1922-1979), in Wuppertal-Elberfeld geboren, ist in Gladbeck aufgewachsen, besuchte die Lambertischule und kehrte 1945 aus dem Krieg wieder nach Gladbeck zurück. Bis 1949 besuchte er die Malerklasse der Folkwangschule Essen. Er habe schon als junger Mensch „einen unstillbaren Hunger nach Kunst gehabt“, den er jedoch auch stets finanziell absichern musste, wie Erna-Johanna Fiebig (1928-2018), langjährige Redaktionsleiterin der WAZ in Gladbeck und eine gute Kennerin seines Werkes, schreibt. So arbeitete Zimolong ab 1950 als Hilfsgärtner auf der Zeche Graf Moltke. Hier entstanden seine Kohle- und Tuschezeichnungen mit Szenen aus dem Bergbau, die bei den Auftraggebern auf ein geteiltes Echo stießen, war doch eine sozialkritische Komponente nicht von der Hand zu weisen. Bei den Bergleuten selbst fanden die rund 60 Arbeiten Zustimmung.
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Wilhelm Zimolong habe viele künstlerische Epochen durchlaufen, sagen seine Töchter heute
Obwohl ihm nur etwas mehr als 30 Jahre künstlerischen Schaffens beschieden waren, hat Zimolong ein vielschichtiges und beeindruckendes Werk hinterlassen. Davon zeugt sein Nachlass, dessen Verwalterinnen seine Frau Sigrid und die beiden Töchter Angela Rudolph und Annette Zimolong sind. Er habe viele künstlerische „Epochen“ durchlaufen, so seine Töchter übereinstimmend. Begann er zunächst gegenständlich in Öl, zeichnete mit Kohle und Tusche, komponierte Stillleben und Blumenaquarelle, so beschäftigten ihn Ende der 1960er Jahre abstrakte Motive sowie Skulpturen, die er aus Edelstahl, Beton, Marmor oder Eisen kreierte. Zwei von ihnen stehen heute vor der Gladbecker Volkshochschule.
Nach Aussagen seiner Chronisten (Harald Neumann, Erna-Johanna Fiebig) war er unermüdlich in seiner künstlerischen Arbeit, der er sich nur nach Feierabend widmen konnte. Zu größerer Anerkennung verhalf Zimolong die Teilnahme an einer Ausstellung Gladbecker Künstler 1948. Er erhielt daraufhin vom Gladbecker Oberstadtdirektor Boden einen Auftrag, den Nachkriegszustand der Stadt Gladbeck nach Kriegsende 1945 künstlerisch festzuhalten. Es entstanden 21 „Trümmerbilder“ – Bilder, die insbesondere mit Blick auf das aktuelle Kriegsgeschehen nichts von ihrer deutlichen Aussage eingebüßt haben. Aufgrund seiner mehrmaligen Teilnahme an der „Schule des Sehens“, einer Sommerakademie des bekannten Malers der Wiener Moderne, Oskar Kokoschka, schickte dieser ein Empfehlungsschreiben für Wilhelm Zimolong an die Gladbecker Stadtspitze mit dem handschriftlichen Zusatz „wärmstens befürwortet“.
Dauerausstellung in der VHS
Im Foyer der Volkshochschule Gladbeck befindet sich eine Dauerausstellung der Werke von Wilhelm Zimolong. Dort werden Einzelarbeiten aus der Serie „Trümmerbilder“ gezeigt, die heute im Besitz der Stadt ist – darunter auch das zerstörte Rathaus – ebenfalls Werke aus dem Bergbauzyklus sowie zahlreiche abstrakte Exponate in Öl und Mischtechnik. Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten der VHS zu besichtigen. Mehr Info unter: www.vhs-gladbeck.de.
So arbeitete Wilhelm Zimolong auch für städtische Schulen. Zur Einweihung der Anne-Frank-Realschule 1963 kreierte er eine imposante acht Meter breite und drei Meter hohe „Komposition in Stein“ unter dem Titel „Wachstum“, die bis heute zwar Bestand hat, aber kaum jemandem bekannt zu sein scheint. Klinker und Keramik in fast 20 Farbtönen sind hier eindrucksvoll miteinander kombiniert. Andere Wandbilder sind offenbar „verschollen“ oder, wie das 1956 zur Einweihung des Riesener-Gymnasiums an der Schützenstraße entstandene großformatige Wandbild, „in sehr schlechtem Zustand“, wie ein Kunstlehrer sagte. Wilhelm Zimolongs umfangreicher Nachlass wartet darauf, fachlich gesichtet, eingeordnet und katalogisiert zu werden. Andernfalls droht der Stadt Gladbeck, einen wichtigen Teil ihres kulturellen Gedächtnisses zu verlieren.
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