Gladbeck. Drei junge Rollstuhlfahrerinnen haben den Zuschlag für ein Hochbeet bei einer Gladbecker Aktion bekommen. Sie haben sich einiges vorgenommen.

Auf dem Fensterbrett in ihrer Wohngemeinschaft stehen Orchideen. Da ist der Pflegeaufwand für die Zwillingsschwestern Luisa und Theresa Otto sowie Lisa Brähler ziemlich überschaubar. Doch dabei soll’s nicht bleiben. Das Trio hat sich mehr vorgenommen. Die Rollstuhlfahrerinnen betreuen ab sofort ein Hochbeet – ganz nach der Devise „Gladbeck goes green“. Damit leisten die drei jungen Frauen einen eigenen kleinen Beitrag zu einem besseren Klima.

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Dem gleichnamigen städtischen Programm haben die Otto-Schwestern (29) und Lisa Brähler (28) es zu verdanken, dass sie von nun an gemeinsam gärtnern. Und das direkt vor ihrer Haustür in Zweckel. Martina Waldner, Gruppenleiterin bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo), berichtet: „Ich habe die Ausschreibung für die Aktion gesehen und die drei Mädels vorgeschlagen.“ Zu gewinnen gab’s die Teilnahme an diesem Projekt, das die Klimafreundlichkeit in der Stadt fördern soll. Handfest bedeutet das: Frei Haus bekam die Rollstuhlgruppe ein „Social Gardening“-Hochbeet geliefert. Damit gehört das Trio zu den zehn Auserwählten unter 30 Bewerbungen.

Awo-Gruppenleiterin fällt auf: Die drei jungen Frauen lieben Pflanzen

Die Rollstuhlfahrerinnen wohnen seit 2020 zusammen in einer Wohnung. Lisa Brähler sagt mit einem Lachen: „Fast immer vertragen wir uns.“ Die Frauen leben nicht nur unter einem Dach. Die Arbeit führt sie ebenfalls zusammen: nach Bottrop in die Rheinbabenwerkstatt (RBW). Die Einrichtung der Diakone bietet Menschen mit vorrangig geistigen Behinderungen Arbeitsplätze. Lisa Brähler ist in der Zentrale beschäftigt: „Ich mache Büroarbeit und Telefonate.“ Theresa Otto arbeitet in der Holzmontage, ihre Schwester im Bereich Verpackung.

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Und noch eines außer Wohnort und RBW verbindet die Frauen. Martina Waldner erinnert sich: „Als ich die Mädels kennengelernt habe, ist mir ihre Affinität zu Blumen aufgefallen. Theresa hat zum Beispiel zuerst nach einem Bäcker und Blumenladen gefragt.“ Wen wundert’s, hat die 29-Jährige doch einmal in der Rheinbabenwerkstatt in der Floristikabteilung gearbeitet. Und Lisa Brähler erzählt: „Ich habe drei Wochen in der Floristik ein Praktikum gemacht.“

Gemeinsam gärtnern

Weitere Hochbeete gingen unter anderem an Kindertageseinrichtungen, Seniorenheime und Freizeiteinrichtungen. Entsprechend der unterschiedlichen Zielgruppen gibt es zwei Modelle.

Die Schreinerei der Caritaswerkstätten Gladbeck hat aufstellbare Beete in den Höhen 60 und 90 Zentimeter hergestellt. Kinder und Erwachsene, die nun Hand in Hand gärtnern, bekommen zudem Bio-Saatgut, Bepflanzungen und hilfreiche Tipps.

Daher war die Freude enorm, als das Grüppchen den Zuschlag für eines der Hochbeete erhielt. „Es ist riesengroß: zwei Meter lang, 90 Zentimeter tief und 60 Zentimeter hoch“, umreißt Waldner die Maße. Also viel Platz für Grün. Daniel Holländer von der Caritas Gladbeck hat das gute Stück angeliefert und zusammengestellt. Martina Waldner: „Er hat auch mit ganz viel Liebe eine Gebrauchsanleitung geschrieben.“ Die Firma Schellewald, so die Gruppenleiterin, steuerte die Erde bei – und schon konnten die drei jungen Frauen, direkt am Weg zu ihrer Wohnung, zu Schaufel und Pflanzensamen greifen.

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Die ersten Kräuter, die Luisa und Theresa Otto sowie Lisa Brähler in dem Hochbeet vor ihrer gemeinsamen Wohnung im Gladbecker Stadtteil Zweckel gepflanzt haben, sind bereits erntereif.
Die ersten Kräuter, die Luisa und Theresa Otto sowie Lisa Brähler in dem Hochbeet vor ihrer gemeinsamen Wohnung im Gladbecker Stadtteil Zweckel gepflanzt haben, sind bereits erntereif. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Die ersten Hälmchen lassen sich sogar schon blicken. Petersilie, Thymian und Rosmarin dürften bald erntereif sein, auf Salat, Porree und Paprika müssen die Hobby-Gärtnerinnen noch warten. Stiefmütterchen, Geranien und anderes Grün fürs Auge sind nicht geplant. Essbar sollten die Pflanzen schon sein, findet das Trio. Lisa Brähler begründet die Auswahl: „Ich mag gerne Salat.“ Erst recht, wenn die Produkte dafür aus eigenem Anbau stammen.

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Waldner betont: „Unser Ziel ist, dass alle drei nach Möglichkeit das Beet allein versorgen.“ Jede hat einen festen „Kümmertag“ in der Woche. Auf dem Weg in die Wohnung passieren Theresa und Luisa Otto plus Lisa Brähler immer ihr Hochbeet. Waldner: „Die Mädels können sich dann vergewissern, ob und was gemacht wird.“

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