Gladbeck. Zwei Schülerinnen aus Gladbeck halfen einem Rentner (79), der vor der Tagespflege Stefan Horn um sein Leben kämpfte. Leider mit traurigem Ende.

Vor der Tagespflege Stefan Horn in Gladbeck hat sich am vergangenen Mittwochmorgen eine rührende Geschichte abgespielt, bei der die 15-jährige Joud und ihre 13-jährige Schwester Fatima Alhamad aus Syrien zu Alltagsheldinnen wurden.

Ein 79-jähriger Rentner war in Begleitung seiner Ehefrau zu Fuß auf dem Weg in die Tagespflege unterwegs, als er plötzlich einen Kreislaufkollaps erlitt und noch vor dem Gebäude auf dem Gehweg zusammenbrach. Als die beiden Schülerinnen der Erich-Fried-Schule in Gladbeck den hilfsbedürftigen Mann und seine verzweifelte Ehefrau auf ihrem Schulweg bemerkten, eilten sie sofort zur Hilfe. Leider nahm das Ganze ein trauriges Ende.

Gladbecker Schülerinnen zeigen Courage und leisten Erste Hilfe

Die 15-jährige Joud Alhamad ist Schülerin der Erich-Fried-Schule in Gladbeck und zeigte am vergangenen Mittwoch Courage.
Die 15-jährige Joud Alhamad ist Schülerin der Erich-Fried-Schule in Gladbeck und zeigte am vergangenen Mittwoch Courage. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

„Er lag bereits auf dem Boden und war ganz gelb im Gesicht“, schildert die 15-jährige Joud im Gespräch mit der WAZ-Redaktion. „Wir wollten unbedingt etwas tun“. So zögerten die beiden Schülerinnen nicht lange, legten dem Senioren eine Schultasche als Polster unter den Kopf und brachten ihn in die stabile Seitenlage. In der Zwischenzeit konnte seine Ehefrau in die Tagespflege Stefan Horn eilen und zwei Krankenschwestern zur Hilfe holen. „So viele Menschen sind einfach vorbeigelaufen, ohne zu helfen“, erinnert sich Joud mit Tränen in den Augen.

Bis der Krankenwagen eintraf, stießen schließlich zwei Ärzte dazu, die im Medizincampus Butendorf schräg gegenüber der Tagespflege Stefan Horn auf der Horster Straße tätig sind. Sie versuchten, den Mann zu reanimieren. „Als der Rettungsdienst dann da war, sind wir schnell zum Unterricht gelaufen“, berichtet die Schülerin. „Später haben wir noch mal in der Tagespflege angerufen, weil wir wissen wollten, wie es dem Mann geht.“ Doch da war der 79-Jährige bereits im Krankenhaus gestorben.

„Hilfsbereitschaft sollte nichts Außergewöhnliches sein“

„Selbst, wenn es ein trauriges Ende genommen hat – für die Ehefrau des hilfsbedürftigen Mannes war es großartig, dass die Mädchen da waren und geholfen haben.“, erklärt Jelena Albijanic, Geschäftsführerin der Pflegedienst Stefan Horn GmbH. „Leider ist es nicht oft so. Vielen Menschen fehlt es an Courage. Aus Angst, etwas falsch zu machen, schaut man lieber weg anstatt zu helfen.“ Für Angehörige hätte so etwas traumatisierende Folgen.

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Joud und Fatima finden, dass ihr Einsatz eine Selbstverständlichkeit war. „Es hätte auch unsere Oma treffen können“, so Joud. „Wir Menschen müssen füreinander da sein. Hilfsbereitschaft sollte nichts Außergewöhnliches sein.“ Besonders für ältere Menschen da zu sein, ist der 15-Jährigen ein großes Anliegen. „Als wir klein waren, wurden wir immer von den Älteren beschützt. Jetzt müssen wir auch für sie da sein“, sagt das junge Mädchen, das im Jahr 2015 kriegsbedingt aus Syrien nach Deutschland geflohen ist.

Tagespflege Stefan Horn in Gladbeck

Die selbstständige Tagespflegeeinrichtung der Stefan Horn GmbH in Gladbeck stellt seit 2017 vierzehn Tagespflegeplätze für Senioren zur Verfügung, die täglich in der Zeit von acht bis 16 Uhr betreut werden.

Die Einrichtung hat ihren Sitz in der Horster Straße 136-138 und findet unter der Leitung von Pflegedienstleiterin Jelena Albijanic statt.

Tagespflege Stefan Horn würdigt Hilfsbereitschaft der jungen Mädchen

Um den zwei jungen Helferinnen ihre Dankbarkeit entgegenzubringen, überreichte die Pflegedienstleiterin Joud und Fatima am vergangenen Freitag zwei riesige Präsentkörbe. Außerdem machte Albijanic den beiden Schwestern das Angebot, nach der 10. Klasse eine dreijährige Ausbildung zur Pflegefachfrau bei der Stefan Horn GmbH zu absolvieren. „Bewerbungsunterlagen oder ein Vorstellungsgespräch sind in diesen Fall nicht notwendig“, so Albijanic. „Die menschliche Qualifikation und Empathiefähigkeit sind ohnehin viel wertvoller als irgendwelche Zahlen auf den Zeugnissen“, sagt die Pflegedienstleiterin.

Die 15-jährige Joud Alhamad (l.) erhält von Pflegedienstleiterin Jelena Albijanic (r.) ein Ausbildungsangebot.
Die 15-jährige Joud Alhamad (l.) erhält von Pflegedienstleiterin Jelena Albijanic (r.) ein Ausbildungsangebot. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

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Für die 15-jährige Joud kommt das Angebot wie gelegen. Die Achtklässlerin hatte ohnehin den Wunsch gehabt, später einmal in der Pflege tätig zu sein. So freut sich Joud, dass für sie im September dieses Jahres ein Schulpraktikum auf dem Plan steht, bei dem sie sich nun als Pflegerin in der Stefan Horn Tagespflege ausprobieren darf. Die richtigen Voraussetzungen bringt sie dafür bereits mit.

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