Gladbeck. Am Gladbecker Baugebiet Roter Turm wurden Bäume für das Caritas-Bauprojekt gefällt. Gute Nachrichten gibt es für die alten Direktoren-Villen.

Sie sei „stinkesauer“ schreibt Grünen-Ratsfrau Elke Marita Stuckel-Lotz und berichtet von einer erneuten „Abholzung am Roten Turm“. Die WAZ hakte nach, warum die Bäume fallen mussten und wie der Sachstand zum Bauprojekt des Caritasverbandes Gladbeck ist. Zudem gibt es Neuigkeiten zur Sanierung der alten, repräsentativen Villen am Eingang des ehemaligen Schlachthofgeländes und heutigen Neubaugebiets.

Konkret gehe es bei ihrem Protest um „mehrere wunderschöne alte Linden an der Grabenstraße“, die das dortige Bauvorhaben der Caritas wohl behindert hätten, schreibt Elke Marita Stuckel-Lotz. Die Bäume seien „fast über Nacht abgesägt“ worden. „Ein Frevel“, da Bäume wertvoll für Mensch und Tier und das Klima seien. Sie wolle das Thema im Stadtrat erwähnen, so die Kreistagsabgeordnete der Gladbecker Grünen und Anwohnerin der Grabenstraße.

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Caritasvorstand Rainer Knubben (re.) hatte mit Caritas Abteilungsleiter Stefan Mühlenbeck und Einrichtungsleiterin Ute Weber 2018 die Baupläne für das vom Caritasverband erworbenen 1300 qm große Grundstück am Roten Turm vorgestellt.
Caritasvorstand Rainer Knubben (re.) hatte mit Caritas Abteilungsleiter Stefan Mühlenbeck und Einrichtungsleiterin Ute Weber 2018 die Baupläne für das vom Caritasverband erworbenen 1300 qm große Grundstück am Roten Turm vorgestellt. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Caritasdirektor Rainer Knubben bestätigt auf Anfrage, dass Fällungen erfolgt seien. „Allerdings nicht in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, sondern zur normalen Arbeitszeit ab dem frühen Morgen, durchgeführt von einem beauftragten Fachunternehmen.“ Die Maßnahme sei in Absprache mit dem Grundstücksnachbarn erfolgt, „auf dessen Eigentum die zwei betroffenen Linden am unmittelbaren Rand der Baufläche gestanden haben, auf der wir ja ein weiteres Gebäude im Rahmen der Dezentralisierung des St.-Suitbert-Hauses errichten“. Wie berichtet, soll das Haus Platz für zwei Wohngruppen mit 16 Personen und zudem barrierefreie Appartements für unterstütztes Wohnen bieten.

Roter Turm ist noch zu haben

Der Namensgeber des citynahen Neubaugebietes, der denkmalgeschützte Rote Turm, sichtbares Wahrzeichen des einstigen Schlachthofgeländes, steht weiterhin zum Verkauf.

Auf der Homepage der Volksbank Immobilien Rhein-Ruhr wird das 530 qm große Baugrundstück mitsamt sechs Außenstellplätzen für 240.000 Euro angeboten.

Die Baugenehmigung für den Lückenschluss mit Wohn/Nutzflächen um den Roten Turm liege vor und warte auf Gestaltungsideen, so das Verkaufsexposé.

Die direkt anliegenden Nachbarn protestieren indes gegen den Lückenschluss, in ihren Kaufverträgen sei dieser nicht ersichtlich gewesen. Rechtliche Schritte seien eingeleitet.

Eine der Linden sei „bereits durch Efeu erdrückt und stark geschädigt“ gewesen, berichtet Knubben weiter. Der zweite Baum habe weit bis in die geplante Baugrube gewurzelt, so dass er durch die geplanten Arbeiten so stark beschädigt worden wäre, dass er „ebenfalls seine Standfestigkeit verloren“ hätte. Die Fällung sei so aus Sicherheitsgründen notwendig geworden, „und die Arbeiten mussten bis spätestens Ende des Monats erfolgen, da dann die Brutzeit beginnt und solche Maßnahmen zum Schutz der Wildtiere nicht mehr erfolgen dürfen“. Selbstverständlich gebe es Ersatzpflanzungen von mehreren Bäumen für die beiden gefällten Linden.

Denkmalgeschützte Jugendstilvillen am Rand der Gladbecker Innenstadt sind verkauft

Eine historische Postkarte aus dem Jahr 1918 zeigt den Blick auf den repräsentativen Eingang des Gladbeck Schlachthofgeländes mit den beiden Jugendstilvillen und dem roten Wasserturm im Hintergrund.
Eine historische Postkarte aus dem Jahr 1918 zeigt den Blick auf den repräsentativen Eingang des Gladbeck Schlachthofgeländes mit den beiden Jugendstilvillen und dem roten Wasserturm im Hintergrund. © unbekannt | unbekannt

Der Vorstand des Caritasverbandes Gladbeck geht beim Bauprojekt an der Grabenstraße davon aus, „mit dem Vorhaben im Sommer loslegen zu können“. Dies bedeutet eine Verzögerung von etwa einem Jahr im Vergleich zu den Äußerungen im Frühjahr 2021 und zu dem da noch anvisierten Baustart. Die Planung der Caritas’ wurden wie viele Bauvorhaben durch verzögerte Blindgängersuche und Coronabeschränkungen ausgebremst. Es sei auch noch nicht ganz klar, „ob die einkalkulierten Fördermittel für den Bau nach Niedrigenergiehausstandard (KfW 55) fließen“, so Knubben. Wie berichtet, überarbeitet die Bundesregierung die Förderrichtlinien derzeit. „Aber auch, wenn wir keine Förderung erhalten, wird trotzdem gebaut“, unterstreicht Knubben, „denn wir benötigen ja den neuen Wohnraum, da wir das Suitbert-Haus weiter leerziehen“.

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Ein neuer Wohn- oder gegebenenfalls Geschäftsraum wird auch am Eingang des ehemaligen Schlachthofgeländes (1999 geschlossen) und dem heutigen Neubaugebiet Roter Turm geschaffen. „Die beiden repräsentativen und denkmalgeschützten Villen an der Grabenstraße sind nach langem Leerstand verkauft“, informiert der zuständige Immobilienberater der Volksbank Immobilien Rhein-Ruhr, Tim Völker. Hier residierten die einstigen Chefs des Schlachthofs. Die Jugendstil-Bauten „werden von privaten Investoren zukunftsfähig saniert. Dazu stehen die beiden neuen Eigentümer jetzt im engen Kontakt und in Abstimmung mit der Denkmalbehörde, um zeitnah mit den Arbeiten starten zu können“, so Völker.

Denkmalgeschütztes Sanierungsobjekt: Ansicht der rechten Jugendstilvilla am Eingang zum Neubaugebiet Roter Turm in Gladbeck, die ein privater Investor gekauft hat.
Denkmalgeschütztes Sanierungsobjekt: Ansicht der rechten Jugendstilvilla am Eingang zum Neubaugebiet Roter Turm in Gladbeck, die ein privater Investor gekauft hat. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann