Gladbeck. .

Der erste Schultag – bei diesem Zauberwort huschen viele Emotionen über Kindergesichter: freudige Erwartung, Neugierde und bisweilen auch ein bisschen Angst. Müttern und Vätern fällt das Lächeln manchmal schwer, wenn sie ihren Nachwuchs loslassen müssen. Man könnte fast glauben, der so genannte Ernst des Lebens erwarte sie – statt ihrer Söhne und Töchter. Der Start in die Schulzeit bedeutet für die Familie eine Umstellung, der Tagesablauf ändert sich durch den Wechsel vom Kindergarten zur Schulbank.

Und in den Köpfen der Eltern schwirren viele Fragen: „Wird mein Kind den neuen Lebensabschnitt gut meistern? Was kann ich tun, damit der Schulbeginn glückt?“ Die Diplom-Psychologin Sylvia Brunert gibt Vätern und Müttern in dieser Situation den Rat: „Starten Sie entspannt und zuversichtlich in die Schule!“ Die Leiterin der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche (Erziehungsberatungsstelle) des Caritasverbandes Gladbeck, weiß: „Eltern sind gespannt wie ein Flitzebogen: Wie wird es meinem Kind ergehen?“

Begleiter in eine neue Lebensphase

Das ist mit einer neuen Umgebung konfrontiert, mit fremden Gesichtern, einem anderen Tagesablauf, unbekannten Aufgaben. „Es gehört nun zu den Jüngsten, während es im Kindergarten schon bei den ,Großen’ war – das muss ein Kind verarbeiten“, gibt Sylvia Brunert zu bedenken. Eine Menge Herausforderungen für ein I-Dötzchen – und seine Eltern. Denen empfiehlt die Psychologin: Sie sollten die kindliche Neugier auf Zahlen und Buchstaben fördern. Sie findet es wichtig, in Gesprächen ein positives Bild von Schule zu zeichnen: „Man sollte sie nicht als Druckmittel benutzen und beispielsweise drohen: ,Warte, bis du in die Schule kommst, da wirst du still sitzen müssen’.“ Brunerts Überzeugung: „Wenn Eltern es schaffen, Freude am Neuen zu vermitteln, dann haben sie schon viel erreicht.“

Die erfahrene Kinder- und Jugendtherapeutin weiß aber auch um die Angst vieler Väter und Mütter, die „ihre Sache gut machen wollen“. Diesem Bestreben kann ihr Kollege Bernd Nelskamp, Sozialarbeiter und Familientherapeut in der Beratungsstelle, im Prinzip zustimmen: „Es spielt schon eine Rolle, wie ein Kind in der Schule starten konnte.“ Dieser Neubeginn berge für Eltern ein „schwieriges Thema“: „Da bewertet jemand mein Kind.“ Sie sollten sich aber nicht als Konkurrenz zu den Lehrern, sondern als Begleiter in eine neue Lebensphase verstehen.

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Zu dieser gehören eben auch Noten und Beurteilungen. Gute Zensuren sind bereits in der Grundschule kein Kinderspiel. Sylvia Brunert: „Vielleicht schauen Eltern heutzutage genauer hin als früher, weil ein anderer Leistungsdruck auf den Mädchen und Jungen lastet. Vor einigen Jahrzehnten war Bildung nicht so in aller Munde.“

Eltern fragen sich: „Wie bringt mein Kind die verlangten Leistungen?“ Da wird schon in jungen Jahren eine Nachhilfe engagiert. Brunert meint dazu: „Eltern sollten ihr Kind genau beobachten, nachforschen: ,Woran liegt es, wenn etwas nicht klappt?’.“ Nicht ratsam sei es, abzuwarten und eventuelle Probleme abzutun mit: „Das wird schon.“

Sicher, es gibt auch Spätzünder. Nelskamp: „Ein Kind, das sich erst mit etwas schwer getan hat, zum Beispiel Schwimmen, kann das auf einmal über Nacht.“ Doch im Zweifelsfall sei der Gang zu professionellen Helfern der richtige Weg. „Bei einem Problem kann eine Teilleistungs- oder Wahrnehmungsstörung im Hintergrund lauern“, erklärt Brunert. In der Beratungsstelle an der Kirchstraße können die Fachleute feststellen, ob beispielsweise Legasthenie (Rechtschreibschwäche) die Ursache für Schwierigkeiten ist. Das oberste Gebot heißt laut Brunert jedoch: „Entspannt der Situation begegnen, mit den Lehrern sprechen.“

Die Expertin hat festgestellt: In den meisten Fällen können Eltern ihre Tochter oder ihren Sohn gut einschätzen: „Wenn wir sie dann in ihrer Wahrnehmung bestätigen, vermitteln wir auch Sicherheit.“ Deshalb halten Sylvia Brunert und Bernd Nelskamp eines für immens wichtig: „Beobachten Sie ihr Kind, sprechen sie mit ihm, hören sie genau hin!“