Gladbeck. Der Verein für Orts- und Heimatkunde Gladbeck zieht trotz Corona eine einigermaßen zufriedene Bilanz 2021. Und blickt optimistisch nach vorn.
Eine positive Nachricht gleich zu Beginn: Trotz der Corona-Pandemie und einiger Nachwuchssorgen konnte der traditionsreiche „Verein für Orts- und Heimatkunde Gladbeck“ von 1911 im schwierigen 110. Jahr seines Bestehens knapp 50 neue Mitglieder begrüßen. Die Mitgliederzahl insgesamt liegt bei stabilen 670. Das geht aus dem Jahresbericht des Vorstands für das vergangene Jahr hervor.
Vereinsvorsitzender Wolfgang Keuterling führt dies nicht zuletzt auf die vier Kernveranstaltungen des Vereins zurück. Das sind die äußerst beliebten Radtouren, die thematisch orientierten Stadtführungen, die Wanderungen sowie der erst 2020 eingerichtete Arbeitskreis Familienforschung, der großen Anklang gefunden habe. Leider wurden diese Treffen coronabedingt zunächst nicht weitergeführt, sollen aber wieder aufgenommen werden.
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Der Heimatverein hat schon 130 Legenden-Tafeln an Straßenschildern angebracht
Auch das Projekt der Legendenschilder ist immer wieder Anlass, sich mit der eigenen Stadtgeschichte zu beschäftigen, wie Wolfgang Keuterling an einem Beispiel deutlich macht: „An der Bülser Straße, kurz vor der Konrad-Adenauer-Allee gibt es die Wagenfeldstraße. Wir haben angeregt, dass zu diesem Namen unbedingt eine Erläuterung gehören sollte.“
Und nun können sich Interessierte über den Heimatdichter Karl Wagenfeld (1869 -1939) in folgender Erläuterung informieren: „… gründete den Westfälischen Heimatbund und erwarb sich durch seine Dichtung Verdienste um die Bewahrung der niederdeutschen Sprache. Seine Reden und Schriften offenbaren allerdings auch deutsch-nationales und völkisches Gedankengut, mit dem er der nationalsozialistischen Propaganda dienlich war.“ Mehr als 130 solcher Zusatzerklärungen gibt es mittlerweile auf Gladbecker Stadtgebiet, die auch seitens des Landes NRW und der Stadt bezuschusst werden.
Neu im Programm der Heimatfreunde ist die Rätsel-Radtour
Trotz der Widrigkeiten und Hemmnisse des vergangenen Jahres schaut der Heimatvereinschef nach eigener Aussage „hoffnungsvoll“ in die Zukunft. So soll in diesem Jahr Ende Februar wieder das erste Halbjahresprogramm des Vereins erscheinen. In der Zwischenzeit wurde der Internetauftritt aktualisiert, was sich auch im Jahresbericht in der Zahl der Zugriffe widerspiegelt.
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Ungeachtet aller Beschränkungen startete der Verein im letzten Jahr mit der Gladbecker Rätsel-Radtour ein neues Projekt. Es galt, während einer Strecke von 29 Kilometern, an 13 Stationen Fragen zu beantworten, deren richtige Antworten zu einem Lösungswort führten. Mit dem Baumlehrpfad zwischen Jovy-Platz und Oberhof beteiligten sich die Heimatfreunde am Gladbecker Heimatpreis, der im November 2021 von der Stadt Gladbeck ausgelobt wurde.
Nicht ohne Stolz weist der Vereinsvorsitzende darauf hin, dass eine Intervention beim Projektträger des Neubaugebietes Schlägel & Eisen Früchte getragen habe, so dass nun die meisten Gebäudekomplexe die Namen ehemaliger Gladbecker Zechen, wie Graf Moltke, Möller oder Mathias Stinnes, tragen.
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Die Nachwuchsfrage ist das große Problem im Heimatverein Gladbeck
Doch es bleibt letztendlich die Nachwuchsfrage, die den 68-Jährigen umtreibt. „Unser Altersdurchschnitt liegt bei 75 Jahren“, gibt er zu bedenken. Er habe die Erfahrungen gemacht, dass sich Jüngere sehr wohl für einzelne Projekte interessierten, jedoch die Vereinsstruktur scheuten. Hoffnung machen ihm in dieser Hinsicht zwei Vorhaben: Einmal führt der Heimatverein gemeinsam mit dem Riesener-Gymnasium ein Projekt zur Geschichte des Jovy-Platzes an der Schützenstraße durch, außerdem soll in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund eine Rätseltour durch die Stadt unternommen werden. „Dahinter steht der Integrationsgedanke“, so Wolfgang Keuterling, denn die Mehrheit der betreuten Kinder habe Migrationshintergrund.
Im Fazit blickt er positiv nach vorn und nach dem Motto „es hätte auch schlimmer kommen können“, einigermaßen zufrieden zurück: „Jedenfalls habe ich nicht das Gefühl, dass etwas liegengeblieben ist.“
Radtouren sind beliebt
Wanderungen und Radtouren sind beliebt im Verein für Orts- und Heimatkunde. Für zwei Veranstaltungen im Frühsommer – auch für Nichtmitglieder – sind noch einige Plätze frei.
Das erste Angebot ist eine Rad- und Wanderwoche in Bad Ems vom 8. bis 14. Mai. Es ist eine Tour gleichermaßen für Wanderer und Radfahrer in Bad Ems, seit 2021 Teil des Welterbes. Sowohl Radtouren (zwischen 50 und 60 Kilometer) als auch Wanderungen (bis zu 18 Kilometer) sind möglich.
Vom 5. bis 11. Juni biete der Heimatverein eine Radwanderwoche rund um Münster an. Auf ruhigen Wegen geht es durch das attraktive Münsterland. Infos im Internet unter heimatverein-gladbeck.de