Gladbeck. Experten des Vereins für Orts- und Heimatkunde Gladbeck beleuchten das Leben 70 bekannter Gladbecker. Auch eine tabellarische Chronik entstand.
Fleißarbeit beim Verein für Orts- und Heimatkunde Gladbeck: Zwei umfangreiche Arbeiten stellen zur Geschichte der Stadt viele Daten und Fakten, Hintergründe, chronologisch-geschichtliche Entwicklungen, aber auch persönliche Schicksale zusammengetragen. So entstanden die Reihe „Bedeutende Persönlichkeiten der Gladbecker Geschichte“ und die „Chronik zur Geschichte Gladbecks“. Beide Arbeiten sind auf der Homepage des Heimatvereins Gladbeck zu finden.
„Wir haben die Corona-Pause, in der es keine oder nur wenige Veranstaltungen gab, sinnvoll genutzt“, so Vorsitzender Wolfgang Keuterling. „Wir“ - das sind in erster Linie und federführend Vorstandsmitglied Dietrich Pollmann, der ehemalige VHS-Leiter sowie Heinz Enxing, der frühere und langjährige Heimatvereinsvorsitzende, und Keuterling.
70 bekannte Gladbecker werden in Kurzporträts vorgestellt
In der Liste der „Persönlichkeiten“ listet Pollmann auf 38 Seiten 70 bekannte Gladbecker auf und skizziert in Kurzporträts ihre Bedeutung für die Stadt. Pollmann: „Es geht darum, welche bedeutende Persönlichkeit oder bekannte Person in Gladbeck geboren wurde oder in der Stadt lebte und wirkte.“
Zu finden sind historische Persönlichkeiten wie der Möbelkünstler Johann Heinrich Riesener, der im 18. Jahrhundert in Paris Karriere machte, oder Gladbecks erster Amtmann Heinrich Korte. Gleichfalls vertreten: Komponist Hans Wiltberger, der im Elsass geboren wurde, aber nach dem Krieg in Gladbeck auch als Musiklehrer tätig war und hier begraben ist. Zur Reihe gehören ebenso Zeitgenossen wie die Sportler Annika Drazek, Jessica Steiger und Julian Draxler, Schauspieler Armin Rohde, TV-Sportjournalist Heiko Waßer, Opernsänger Berthold Possemeyer, Fotokünstlerin Regina Schmeken oder Politiker wie Ulrich Roland oder die kürzlich verstorbene Maria Seifert.
Viele Informationen über die Gladbecker Geschichte wurden verarbeitet
Vier unrühmlich bekannte Gladbecker finden sich ebenfalls in der Reihe, nach Kritik von Lesern wurden sie bereits ans Ende der Liste gesetzt, ihre „besondere Schuld“ wurde herausgestellt: Die Geiselgangster Hans-Jürgen Rösner und Dieter Degowski, Nazi-OB Bernhard Hackenberg sowie der NS- und Euthanasie-Arzt Horst Schumann, der nach dem Krieg unerkannt in Gladbeck lebte und praktizierte, später flüchtete. Ein wenig verwundert war Vereinschef Keuterling über die Einwände doch: „Denn es erstaunt schon, dass sich die Kritik ausschließlich an den Geiselnehmern, nicht aber an den Nazis entzündet.“
Noch umfangreicher als die Porträt-Reihe ist die tabellarische Chronik der Gladbecker Geschichte: 48 Seiten lang hat Dietrich Pollmann, auf Basis der alten, kleineren Zeittafel des Heimatvereins und durch Hinzufügen von Daten aus zahlreichen Quellen, die Gladbecker Historie zusammengeschrieben, was einen schnellen, zielsicheren Zugriff auf die wichtigsten Daten der Stadt, in kurzer und knapper Form, erlaubt. Keuterling: „Wir waren am Ende aber überrascht, wie arbeitsintensiv das Ganze war.“
Die Arbeit an der Chronik war umfangreicher als gedacht
Die Chronik beginnt mit dem frühzeitlichen Siedlungsnachweis von Menschen, die bereits 1800 bis 800 vor Christus auf Gladbecker Boden lebten, und der vorchristlichen Besiedelung durch Kelten, Brukterer und Sachsen, bevor um 775 durch die Franken das Christentum in die Gegend kam. Natürlich werden die erste Kirche St. Lamberti - wahrscheinlich Mitte des 9. Jahrhunderts - und die vermutlich erste schriftliche Erwähnung Gladbecks 1019 aufgeführt.
Die Daten werden, je jünger, immer ausführlicher und enden mit dem Frühjahr 2020, als die Corona-Pandemie auch Gladbeck lahm legte. Viele Fotos illustrieren den Text. Keuterling betont, dass es sich bei der Chronik nicht um eine wissenschaftliche Arbeit handelt. „Und wir erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.“ Die Chronik könne jederzeit ergänzt werden. „Uns ist wichtig, dass man beim Heimatverein gut aufgehoben ist, wenn man etwas über Gladbeck erfahren möchte.“ Jeder Interessierte könne im Internet darauf zurückgreifen.