Gladbeck. Der Arbeitsmarkt 2022 auch in Gladbeck wird vom Chef der Arbeitsagentur verhalten optimistisch eingeschätzt. Darum ist Qualifizierung so wichtig.
Nach Ablauf des zweiten Pandemiejahres zieht der Chef der Arbeitsagentur für den Kreis Recklinghausen, Frank Benölken, Bilanz, wie sich der Arbeitsmarkt unter erschwerten Bedingungen entwickelt hat. Außerdem wirft er einen Blick auf anstehende Herausforderungen und wagt einen Ausblick, wie sich die Arbeitslosigkeit im Vest im kommenden Jahr entwickelt wird.
Dass sich der Arbeitsmarkt auch in Gladbeck trotz Fortsetzung der Corona-Pandemie in 2021 regeneriert und Monat für Monat bessere Werte bei Arbeitslosigkeit und Beschäftigung erzielte, hatte die WAZ bereits berichtet. Die durchschnittliche Quote erreichte 8,5 Prozent. Insbesondere im zweiten Halbjahr 2021 entwickelte sie sich spürbar rückläufig und lag nach anfänglich 9,1 Prozent im Januar bei 7,7 Prozent im Dezember.
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Die Lage auf dem Arbeitsmarkt bleibt coronabedingt zunächst unbeständig
Trotz aller Zufriedenheit über den bisher erreichten Stand findet der Agenturchef klare Worte für die nächsten Monate, die weiter unter dem Eindruck der Corona-Pandemie stehen werden: „Die Lage bleibt volatil (unbeständig), erste Anstiege bei der Kurzarbeit belegen dies.“ Da mittlerweile souveräner und überlegter mit der Pandemie umgegangen werde, bleibt Benölken „verhalten optimistisch, dass sich die Grundtendenz hin zu wieder sinkenden Arbeitslosenzahlen fortsetzen wird, allerdings kann es zwischenzeitlich auch immer zu unvorhersehbaren Einbrüchen kommen.“
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Der Fachkräftemangel, der im Gesundheitswesen sowie im Handwerk deutlich präsent sei, bleibe langfristig die größte Herausforderung für den Arbeitsmarkt. Im Kreis Recklinghausen wird in den nächsten zehn Jahren rund ein Viertel (40.000) aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den altersbedingten Ruhestand gehen, 60 Prozent davon sind Fachkräfte. Hinzu kommt der anhaltende Trend von Automatisierung und Digitalisierung, in dessen Folge viele Tätigkeiten substituierbar (ersetzbar) sind und damit von Maschinen anstatt von Menschen ausgeübt werden können. Entsprechend deutlich liege der Fokus im neuen Jahr auf Qualifizierungen jeder Art. Das erklärte Ziel, die Wirtschaftstätigkeit der regionalen Unternehmen zu sichern, könne auch durch die erleichterte Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland unterstützt werden.
Eine gute Qualifikation erhöht die Sicherheit, den Job zu behalten
Im Vest arbeitet ein Drittel aller Beschäftigten in Jobs mit einem hohen Substituierbarkeitspotenzial. Grundsätzlich gelte: Je höher die Qualifikation, desto geringer die Substituierbarkeitswahrscheinlichkeit. Um die Qualifikation zu verbessern will die Arbeitsagentur für den Kreis im gesamten Jahr 2022 rund 47 Mio. Euro zur Verfügung stellen. Sei es für junge Menschen auf dem Weg in eine tragfähige Ausbildung, für Arbeitslose mit veralteten Berufskenntnissen oder für Beschäftigte, die sich vom Helfer zur Fachkraft weiterbilden möchten.