Gladbeck. Gladbecker sorgen sich um sechs Kangals. Die Hunde seien krank und schlecht gehalten. Das Veterinäramt kennt den Fall – und erklärt die Lage so.

Ein Fall von schlechter Tierhaltung bereitet Anwohnern in Alt-Rentfort große Sorgen. Es geht um mehrere Kangals, die auf einem Firmengrundstück an der Haldenstraße gehalten werden. Veterinäramt und auch das Ordnungsamt, so ein Gladbecker (Name der Redaktion bekannt) seien bereits eingeschaltet. „Aber es ändert sich einfach nichts, und den Hunden geht es sehr schlecht!“

Der Mann, der jetzt gemeinsam mit anderen besorgten Tierfreunden die Gladbecker WAZ-Redaktion auf den Fall aufmerksam gemacht hat, arbeitet ganz in der Nähe und weiß daher aus leidvoller Erfahrung: „Die Hunde jaulen den ganzen Tag durch.“ Alle Versuche, Kontakt zu den Leuten aufzunehmen, die Besitzer der Tiere sein könnten, seien gescheitert. Was das Ganze erschwert: Von der Straße aus ist das Grundstück mit den Hunde nicht einsehbar.

Seit Anfang des Jahres, sagen die Anwohner, sind die Zustände in dem Hundezwinger an der Haldenstraße so übel

Seit Anfang des Jahres, berichtet der Gladbecker, seien die Zustände schon so übel. Vorher habe lediglich ein Kangal-Rüde auf dem Firmengrundstück gelebt. Dann sei eine Hündin dazugekommen – und Anfang 2021 ein Wurf mit acht Welpen. Sechs der Junghunde würden auf jeden Fall immer noch dort gehalten werden. „Und denen geht es echt dreckig. Sie haben rote, entzündete Augen, kaputte und wunde Pfoten und auch Durchfall“, schildert der Gladbecker.

Der schlechte Zustand und auch die Haltung der jungen Hunde auf dem Gelände an der Haldenstraße bereitet einigen Anwohnern und Tierschützern große Sorgen. Das Kreisveterinäramt ist an dem Fall dran.
Der schlechte Zustand und auch die Haltung der jungen Hunde auf dem Gelände an der Haldenstraße bereitet einigen Anwohnern und Tierschützern große Sorgen. Das Kreisveterinäramt ist an dem Fall dran. © PV

Besonders schlimm: Der Auslauf der Hunde sei komplett matschig, und die Tiere würden in ihrem Kot und Urin stehen. Neben dem Zwinger gebe es lediglich zwei Holzboxen als Schutz für die Hunde. „Da kümmert sich niemand. An den Wochenenden kommt noch nicht einmal jemand zum Füttern vorbei, oder um nach den Hunden zu schauen“, so der Anwohner. Geimpft seien die Tiere bestimmt auch nicht, vermutet er.

Auch das Gladbecker Ordnungsamt kennt den Fall

Bereits mehrmals hätten Anwohner auch schon das Veterinäramt in Recklinghausen auf die schlechte Hundehaltung aufmerksam gemacht. „Es war auch schon jemand draußen, aber trotzdem passiert einfach nichts.“ Auch zum städtischen Ordnungsamt habe man bereits Kontakt aufgenommen.

Dem Recklinghäuser Kreisveterinäramt ist der Fall der Kangals an der Haldenstraße in Gladbeck bekannt. „Die Kollegen waren auch bereits mehrmals vor Ort, zuletzt in der vergangenen Woche, und man hat auch zu den Tierhaltern Kontakt aufgenommen“, erklärt Kreissprecherin Svenja Küchmeister auf Anfrage. Dass nichts unternommen werde, stimme allerdings nicht. „Vielmehr handelt es sich um ein laufendes Verfahren, und eine Klage ist in diesem Fall auch noch anhängig.“

Das Kreisveterinäramt ist im Fall der Kangals nicht untätig

Die Schwierigkeit in diesem speziellen Fall: Die Haltung der Tiere sei nicht so katastrophal, dass die Behörde sofort handeln kann und darf. Küchmeister: „Sie ist aber keinesfalls auch nur annähernd in Ordnung. Deshalb sind wir weiterhin an der Sache dran.“ Den Gesundheitszustand der Hunde habe man dabei auch im Blick.

Eingefangene Kangals sind im Tierheim in Erle

Erst am vergangenen Wochenende hat die Feuerwehr Gladbeck zwei herrenlose Kangals eingefangen – am Samstagmorgen in der Nähe der Mathiasstraße in Brauck. Ob sie weglaufen sind oder ausgesetzt wurden, ist noch nicht bekannt. Die Hunde wurden ins Tierheim in Gelsenkirchen-Erle gebracht.

Ob es eine Verbindung zu den Kangals an der Haldenstraße gibt, ist ebenfalls nicht bekannt. Im Gelsenkirchener Tierheim war Mittwoch telefonisch niemand erreichbar für nähere Angaben zu den beiden Kangals. Auch der Gladbecker Tierschutzverein hat keine genaueren Infos zu den Fundhunden.

Laut der Anwohner sind auch von dem Grundstück an der Haldenstraße schon einmal einige der Kangals entwichen und mussten wieder eingefangen werden.

Auch das städtische Ordnungsamt ist mit dem Thema beschäftigt. Stadtsprecher David Hennig: „Es gibt immer wieder massive Beschwerden von Anwohnern über Lärm- und auch Geruchsbelästigungen.“ Der KOD sei deshalb regelmäßig an der Haldenstraße vor Ort. Was Lärm und Geruch angehe, handele es sich um Ordnungswidrigkeiten, die mit einem Bußgeld geahndet werden. „Das droht dem Halter jetzt auch tatsächlich“, so der Stadtsprecher weiter. Das Tierwohl hingegen sei „Sache des Kreises“.

Dazu rät der Gladbecker Tierschutzverein

Das Schicksal der jungen Kangals beschäftigt den Gladbecker Tierschutzverein ebenfalls. „Wir kennen die Umstände allerdings nur vom Hörensagen, und da das Grundstück nicht einsehbar ist, konnten wir uns auch noch kein Bild machen. Das macht für uns das Eingreifen sehr schwierig“, sagt die Vorsitzende Tanja Zimmer. Die Tierschützerin rät deshalb allen Menschen, die die Misshandlung oder schlechte Haltung eines Tieres beobachten, immer sofort Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Darüber sei es auch hilfreich, den Vorgang schriftlich, und wenn möglich auch mit Bildern, zu dokumentieren. „Dann hat auch das Veterinäramt gleich etwas in der Hand“. Dabei, betont die Tierschützerin, müsse niemand in Sorge sein, der Name des Tippgebers könne an den Tierhalter weitergegeben werden. „So etwas wird von den Behörden immer anonym behandelt!“

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