Gladbeck. . Allein 60 Fälle von illegalem Hundehandel wurden 2018 im Vest registriert. Drei davon in Gladbeck. Tierschützer warnen vor dem Onlinekauf.

Fällt das Wort „Welpenhandel“, dann ist Tanja Zimmer vom Tierschutzverein Gladbeck in der Sekunde in erhöhter Alarmbereitschaft. Die Auswirkungen des dubiosen Handels mit niedlichen Hundebabys, die landen nämlich regelmäßig auch als Notfälle bei den Tierschützern in dieser Stadt.

Deshalb begrüßt die Vorsitzende des Tierschutzvereins auch die Ankündigung des Umweltministeriums, künftig verstärkt gegen den seit Jahren in NRW boomenden illegalen Welpenhandel vorgehen zu wollen.

Viele der Hunde sind krank, nicht geimpft und verhaltensauffällig

Auch diesen Bernhardiner-Welpen stammen aus einem illegalen Hundehandel.
Auch diesen Bernhardiner-Welpen stammen aus einem illegalen Hundehandel. © Daniel Karmann

Ein Schäferhund, ein Beagle, ein Yorkshire Terrier und ein Labrador: Das sind die jungen Hunde, die Tanja Zimmer sofort einfallen, weil sie erst in jüngster Zeit den Tierschützern übergeben wurden.

Alle nur wenige Monate alt, alle krank oder verhaltensauffällig. Und alle gekauft bei dubiosen Händlern, meist versehen mit fragwürdigen Papieren aus dem Ausland.

„Wenn die Besitzer dann gar nicht weiter wissen, bringen sie die Tiere zu uns“, sagt Tanja Zimmer. Elend pur seien diese Fälle oft, so die Tierschützerin kopfschüttelnd. Und auch Jochem Manz, beim Kreis Recklinghausen für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, bringt es mit deutlichen Worten auf den Punkt: „Hände weg vom tierischen Schnäppchen-Kauf!“

In diesem Jahr gab es schon drei Fälle von illegalem Welpenhandel im Kreis

Als boomend will er den illegalen Welpenhandel nicht unbedingt bezeichnen, wohl aber durchaus als ein zunehmendes Problem auch auf Kreisebene. „Im vergangenen Jahr gab es kreisweit 60 Fälle von illegalem Welpenhandel, drei davon auch in Gladbeck“, sagt Manz. In diesem Jahr seien es kreisweit schon neun Fälle, „zum Glück aber noch keiner in Gladbeck“.

Kreissprecher Jochem Manz: Allein im Kreis Recklinghausen gab es 2018 insgesamt 60 Fälle von illegalem Hundehandel.
Kreissprecher Jochem Manz: Allein im Kreis Recklinghausen gab es 2018 insgesamt 60 Fälle von illegalem Hundehandel. © Kruse

In der Regel gingen die Hinweise über Tierärzte oder die Tierschutzvereine beim Kreisveterinäramt in Recklinghausen ein. In Einzelfällen findet der Verkauf der Tiere „aus dem Kofferraum heraus“ statt. „Das ist auf jeden Fall absolut illegal“, wie der Kreispressesprecher ausdrücklich betont. Der weitaus größere Teil dieses Tierhandels laufe aber mittlerweile über das Internet. „Die meisten Hunde da werden viel zu jung angeboten und haben deshalb auch nicht den notwendigen Impfschutz.“ Das würden die neuen Besitzer aber meist erst vom Tierarzt erfahren. „Und oft ist es dann schon zu spät“, betont Manz.

Im Internet kommt man den Händlern nicht so leicht auf die Schliche

Wer bei einem solchen Händler ein Tiere kaufe,der sollte immer bedenken, dass er damit das Leid der Hunde noch vergrößere. Das gelte für die Welpen, die oft geschwächt, unterernährt oder sogar todkrank seien, aber auch für die Zuchttiere dieser Händler, die in der Regel unter erbärmlichen Umständen gehalten würden.

Natürlich erschwere es der Onlinehandel auch, den Verkäufern auf die Schliche zu kommen. Dass das NRW-Umweltministeriums sich nun des Problems angenommen hat und auch die Behörden auf Stadt- und Kreisebene mit ins Boot holen will, begrüßt Manz ausdrücklich. „Nur landesweit, besser noch bundesweit, kann man wirksam gegen den illegalen Tier-Handel vorgehen.“

Tierschutzverein Gladbeck berät gern beim Hundekauf

Auch Tierschützerin Tanja Zimmer wird nicht müde, vor dem Welpenkauf bei dubiosen Händlern zu warnen. Ob online oder mal rasch am Straßenrand: „Man tut den Tieren keinen Gefallen. Und ist der Welpe dann wirklich krank oder auch verhaltensgestört, weil er viel zu früh von der Mutter weggekommen ist, dann leidet in der Regel die ganze Familie unter der Situation.“

Tanja Zimmer vom Tierschutzverein Gladbeck warnt dringend davor, im Internet oder am Straßenrand einen Welpen zu kaufen.
Tanja Zimmer vom Tierschutzverein Gladbeck warnt dringend davor, im Internet oder am Straßenrand einen Welpen zu kaufen. © Oliver Mengedoht

Wer nicht das Geld hat, um bei einem seriösen Züchter einen Rassehund zu kaufen, der kann durchaus auf Alternativen zurückgreifen. „Ein Besuch in den Tierheimen der Umgebung ist immer eine gute Lösung“, betont die Vorsitzende vom Gladbecker Tierschutzverein. Dort habe man in der Regel die Auswahl – und verhilft einem ausgesetzten Tier auch noch zu einem neuen Zuhause. „Wer sich einen Hund anschaffen möchte, sollte sich das gründlich überlegen und auch genau prüfen, welches Tier zu einem passt“, unterstreicht Tanja Zimmer. Über die Eigenschaften, Vorlieben und Besonderheiten ihrer vierbeinigen Schützlinge wissen die Mitarbeiter in den Tierheimen in der Regel bestens Bescheid und können den neuen Besitzern auch entsprechend Auskunft geben.

Auch Welpen findet man in den Tierheimen

Und auch Menschen, die davor zurückschrecken, sich ein älteres Tier anzuschaffen, sollten auf jeden Fall einen Besuch in einem Tierheim nicht ganz ausschließen. „Auch für Welpen werden regelmäßig neue Besitzer gesucht“, sagt Tanja Zimmer.

Keine Alternative aber sollte der „garantiert reinrassige Labrador-Welpe zum Schnäppchenpreis von 150 Euro“ sein. Menschen, die erstmals über einen vierbeinigen Familienzuwachs nachdenken und deshalb noch ein wenig unsicher sind, bieten die Gladbecker Tierschützer auch gern ihre Hilfe an. „Wenn gewünscht, begleiten wir die Interessenten beim Welpenkauf auch zum Züchter und schauen uns die Situation vor Ort an“, erklärt Tanja Zimmer.

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