Gladbeck. Im Advent sind coronabedingt viele Veranstaltungen gecancelt. Das trifft vor allem die Musikschule Gladbeck. Die geht alternativ andere Wege.
Sie haben geübt und geprobt, haben sich mit besonders schwierigen Passagen abgemüht, bis auch die saßen. Und vor allem: Sie haben sich ganz doll auf die Auftritte gefreut. Doch dann – mussten alle Veranstaltungen der städtischen Musikschule im Advent abgesagt werden. Das Santa-Claus-Konzert in der Stadthalle, das offene Weihnachtssingen vor der Musikschule am Bernskamp, der Konzert der Seniorenberatung, das Turmblasen. Wieder einmal hat Corona kräftig dazwischen gefunkt.
Zurück bleiben viele enttäuschte junge Musikerinnen und Musiker, Sängerinnen und Sänger. Doch was kann man unternehmen, um besonders bei den ganz jungen Musikschülern den Frust nicht allzu groß werden zu lassen? „Die Zeiten sind einfach schwierig, und wir leben nun ja auch bereits fast zwei Jahre in der Pandemie, mussten auf so Vieles verzichten“, sagt Musikschulleiter Rolf Hilgers.
Die coronabedingten Absagen müssen sein, aber die Enttäuschung ist groß
Die Notwendigkeit der Corona-Beschränkungen, und somit auch die Absage von großen städtischen Veranstaltungen, stellt Hilgers nicht in Frage. „Das muss sein!“. Vielmehr sei das Team der städtischen Musikschule bemüht, trotzdem die Motivation der Schülerinnen und Schüler auf andere Art und Weise hoch zu halten.
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Ein gutes Beispiel dafür: Das „Santa Claus is coming“-Konzert. Am vergangenen Sonntag hätten maximal 240 Gladbecker dem Musizieren und Singen unter strengen Abstands- und Hygiene-Regeln lauschen sollen. Doch die Türen der Stadthalle blieben geschlossen. „Wir haben uns Gedanken darüber gemacht, wie wir für einen kleinen Ersatz sorgen können, der ein wenig über die Absage hinwegtröstet“, sagt Rolf Hilgers.
Das „Santa Claus is coming“-Konzert wird es als Video geben
Eine Alternative war schnell gefunden: Die für das Konzert verantwortlichen Musiklehrer Martin Greif und Ernst Hesse trafen sich mit allen beteiligten Ensembles am Wochenende im Foyer des Heisenberg-Gymnasiums. Dort fand das Konzert dann eben ohne Publikum statt – und wurde stattdessen als Video aufgezeichnet. Man kann es sich auf der Homepage der Musikschule anschauen. „Das ist natürlich kein vollwertiger Ersatz, aber es hat allen Spaß gemacht“, so Hilgers.
Die Enttäuschung über die wieder einmal unumgänglichen Veranstaltungsabsagen, so der Musikschulleiter weiter, sei zudem nicht nur bei den jüngsten Musikschülern groß. Für die Jugendlichen, die Erwachsenen und Senioren, die am Bernskamp musizieren, gelte das genauso. Allerdings, räumt er ein, gestalte es sich natürlich schwieriger, den ganz Kleinen begreiflich zu machen, warum ihre Auftritte abgesagt werden müssen – aber beispielsweise zeitgleich zwei große Gospelkonzerte in der Lamberti-Kirche stattfinden können.
Auch das Turmblasen in Gladbecks Innenstadt kann erneut nicht stattfinden
Dass nun immerhin die Möglichkeit besteht, mit vielen Aktivitäten in die digitale Welt abtauchen zu können, sei ein großer Vorteil. „Wenn uns die Pandemie schon in den 80er-Jahren erwischt hätte, wäre das alles nicht möglich gewesen!“ Schon im vergangenen Jahr war das beliebte Turmblasen coronabedingt als stimmungsvolles, an mehreren Orten in Gladbeck gedrehtes Video ins Internet abgetaucht. „Solche Menschenmassen, wie sie beim Turmblasen in der Innenstadt stets zusammenkommen, das ist in der Pandemie einfach nicht möglich, entsprechende Kontrollmöglichkeiten kaum umsetzbar“, sagt Rolf Hilgers.
Das gelte leider auch wieder für die Traditionsveranstaltung in diesem Jahr am 23. Dezember. Und aufgrund der kurzfristen Absage sei auch so ein aufwändiger Video-Dreh wie im vergangenen Jahr nicht mehr machbar. „Aber wir schauen, ob uns nicht noch etwas anderes, nicht ganz so Zeitintensives einfällt.“
Gut zweieinhalbtausend Schülerinnen und Schüler zählt die städtische Musikschule in Gladbeck derzeit. Was den Leiter freut: „In den vergangenen Pandemiemonaten haben wir sogar noch Zulauf verzeichnet.“ „Viele Kinder und Jugendliche sehen die Musik wohl als einen willkommenen Ausgleich in dieser schwierigen Zeit an.“ Positiv bewertet der Musikschulleiter die Tatsache, dass der Unterricht nun wieder in den Räumen am Bernskamp stattfinden kann. Das digitale Format habe einige schon vor Schwierigkeiten gestellt. Deshalb hofft Hilgers auch sehr, dass es in den anstehenden Wintermonaten beim Präsenzunterricht bleiben kann.
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