Gladbeck. Tolle Beteiligung von Kitas, Schulen und Bürgern für Aktion „Wir bringen Licht ins Ahrtal“ der Gladbecker Fluthilfe. Betroffene sind dankbar.

Im Umfeld des St. Martinstages hat die Gladbecker Fluthilfe jetzt ein besonders Zeichen gesetzt, um den Menschen im weiterhin stark zerstörten Dernau zu zeigen, dass sie nicht vergessen sind. „Wir haben am Wochenende 2000 Lichter ins Dorf gebracht und fast 700 Plätzchentüten, die während des Martinsfestes mit kleinen mutmachenden Anschreiben verteilt wurden“, berichtet Achim Petersen von der Fluthilfe. Gebastelt, gebacken und gespendet aus der Region und von Gladbecker Kita-Kindern, Schulklassen und Bürgern, die dem Aufruf gefolgt waren, Licht ins Ahrtal zu bringen. Die Lichtbringer erlebten dabei vor Ort viele anrührende Begegnungen. Und klar ist auch, dass die Hilfe aus Gladbeck weiter gehen wird.

+++ Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus Gladbeck. +++

Denn es sei noch längst keine Normalität in das Ahrtal zurückgekehrt, wie wohl einige meinten, berichtet Petersen, „die mich erstaunt in Gladbeck fragen: Wie, ihr fahrt nach so vielen Monaten immer noch da hin und sammelt Spenden?“. Er berichte dann, dass in Dernau, wo zwei Drittel der Häuser Flutschäden erlitten, noch viel zu tun ist. „Der Großteil der betroffenen Bauten ist jetzt zwar entkernt, aber der Innenausbau hat oft gerade erst begonnen, auch die Elektroinstallation und Heizungen fehlen noch.“ Ebenso die öffentliche Straßenbeleuchtung, so dass man nach dem Schwinden des Tageslichte an viele Stellen noch wie durch ein dunkles Geisterdorf gehe.

Auch kleine Gladbecker helfen bei der Licht-Aktion mit

 Auch ganz kleine Gladbecker halfen kräftig dabei mit, gebastelte Lichter in das zerstörte Dorf Dernau zu bringen.
 Auch ganz kleine Gladbecker halfen kräftig dabei mit, gebastelte Lichter in das zerstörte Dorf Dernau zu bringen. © Gladbecker Fluthilfe | NN

Gut dreißig Helfer aus Gladbeck, einige mit ihren Kindern, verteilten am Samstagnachmittag Windlichter in Hauseingängen, auf Fensterbänken und auch auf dem Friedhof. Teelichter, Feuerzeuge, Grablampen, Taschenlampen und Lichterketten waren nach Spendenaufrufen zuvor im Hauptquartier der Gladbecker Fluthilfe, der Halle am Wehlingsweg, vom eingespielten Helferteam um Nadine Müller in mühevoller Arbeit fleißig sortiert und für den Transport nach Dernau verpackt worden.

Die Helfer Bibi und Nobby berichteten vor Ort, wie gerade auch ältere Dernauer sich zu Tränen gerührt bedankten, dass der Friedhof bei der Lichteraktion nicht vergessen wurde. Alle Helfer-Teams, die mit Schubkarren unterwegs waren, um ihre leuchtenden Solidaritätsbekundungen zu verteilen, erlebten anrührende Dankbarkeit. „Wir sind oft ins Gespräch gekommen, und die Leute, die weiterhin ihr Trauma verarbeiten, haben sich von der Seele geredet, was sie bewegt“, erzählt Achim Petersen.

Die aus Gladbeck mitgebrachten bunten Windlichter wurden auch von Jackie und Hanna (r.) angezündet und in die Fensterhöhlen der zerstörten Häuser gestellt.
Die aus Gladbeck mitgebrachten bunten Windlichter wurden auch von Jackie und Hanna (r.) angezündet und in die Fensterhöhlen der zerstörten Häuser gestellt. © Gladbecker Fluthilfe | NN

Sichtlich tief betroffen kehrte auch ein kleines Team um Helferin Britta zurück, das von Dernauern begleitet worden war. Denn die Einheimischen hatten an den Häusern, in deren dunkle Fensterhöhlen ein buntes Windlicht gestellt wurde, vom jeweiligen Schicksal der Bewohner erzählt. Petersen: „Etwa von dem netten älteren Herrn, der hier mit seinem Dackel gelebt hatte. Der Mann ertrank, weil er es nicht frühzeitig geschafft hat, aus seinem Schlafzimmer heraus zu kommen.“ Berichte, die an diesem ganz besonderen Tag noch einmal mehr alle vor Ort zusammengeschweißt hätten.

Helfer wurden durch einen herzerwärmenden Anblick belohnt

Kleidermarkt für Flutopfer

Um Heizgeräte für die Bewohner und Arbeiten im zerstörten Dernau anzuschaffen, beziehungsweise zu leihen, bittet die Gladbecker Fluthilfe um finanzielle Unterstützung. Geldspenden sind über das Konto der Stadt Gladbeck mit dem Stichwort „Gladbecker Fluthilfe“ möglich (IBAN DE63 4245 0040 0000 0000 34).

Aufgrund der vielen noch vorhandenen Kleiderspenden, die im Ahrtal nicht mehr benötigt werden, wird am Samstag, 20. November, einen Kleidermarkt. Er findet in der von der Stadt zur Verfügung gestellten Sammelhalle am Wehlingsweg 6 von 11 bis 15.30 Uhr statt. Der Erlös geht zur Hilfe nach Dernau.

Aktuelle Neuigkeiten der Gladbecker Fluthilfe, etwa eventuelle Sachspendenaufrufe, werden über das soziale Netzwerk Facebook mitgeteilt (https://www.facebook.com/Gladbecker-Fluthilfe-105581125152633). Kontakt ist auch via E-Mail möglich (gladbeckerfluthilfe@web.de).

Als dann die Dämmerung hereinbrach, seien die Gladbecker für ihr Engagement durch einen herzerwärmenden Anblick belohnt worden. „Ganz Dernau war in ein wohliges Lichtermeer getaucht, und Anwohner und Helfer fühlten sich durch die Wärme des vielfachen Kerzenscheins miteinander verbunden.“ So Vieles sei von der Flut mitgerissen worden, „an diesem Abend wurden wir aber alle von diesem wunderschönen Miteinander und der positiven Energie mitgerissen“, erzählt Achim Petersen gerührt. Und genau das sei auch der Grund, warum die Helfer der Fluthilfe sich jeden Sonntag auf den Weg machen, um vor Ort mit anzupacken und auch weiterhin Spenden gesammelt werden

Es sei absehbar, dass in der zunehmend kälter werdenden Jahreszeit weitere effektive mobile Heizungen aufgestellt werden müssen. Außerdem wolle man auch zeitnah auf Anfragen der Dernauer reagieren können, was aktuell benötigt werde. „Daher freuen wir uns zurzeit über Geldspenden und werden gezielt um Sachspenden bitten, falls wir erfahren, was gerade am Dringlichsten fehlt.“