Gladbeck. Seit Dienstag müssen Schülerinnen und Schüler am Sitzplatz keine Maske mehr tragen. Das sind die Erfahrungen des ersten Tages in Gladbeck.
Seit Dienstag müssen Schülerinnen und Schüler an ihrem Sitzplatz keine Maske zum Schutz gegen das Coronavirus mehr tragen. Doch einige Schulen in Gladbeck appellieren, dies dennoch weiterhin zu tun – auch angesichts der aktuell stark steigenden Infektionsfälle. Und manche Kinder und Jugendliche lassen den Schutz auch von sich aus lieber auf.
Alrun ten Have, Leiterin der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule, musste in ihrem Unterricht die Schüler sogar darauf hinweisen, dass sie die Maske abnehmen können. „Sie hatten es schlichtweg vergessen, dass das nun möglich ist.“ Es gebe einige, die gar nicht mehr merkten, dass sie „das Ding im Gesicht haben. Man gewöhnt sich an alles“. Rund ein Viertel der Schüler, so schätzt ten Have, behalten ihre Maske am Sitzplatz trotz der Lockerung weiter auf.
Das sind die Regeln
Ab sofort müssen Schülerinnen und Schüler in NRW die Masken nur noch tragen, wenn sie im Schulgebäude unterwegs sind oder im Unterricht ihren festen Sitzplatz verlassen, etwa für Gruppenarbeiten.
Auch Lehrerinnen und Lehrer müssen im Unterricht keine Maske mehr tragen, wenn sie einen Abstand von mindestens eineinhalb Metern zu anderen Menschen im Raum einhalten können.
Anja Peters-Kern, stellvertretende Schulleiterin am Heisenberg-Gymnasium, hat einen deutlich größeren Anteil ausgemacht. „In meinem Unterricht haben heute alle ihre Maske aufgelassen.“ Von anderen Kolleginnen und Kollegen habe sie berichtet bekommen, dass mit nur einzelnen Ausnahmen die Jugendlichen die Masken aufgelassen haben. An das Tragen hätten sich die Schüler längst gewöhnt, zudem gebe es Sorge vor einer Infizierung oder auch dem erneuten Distanzunterricht.
Positiv-Fall am Dienstag an der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule
In einem Brief an Eltern und Schüler appelliert Anja Peters-Kern, die Maske auch weiterhin im Unterricht zu tragen. Sie schreibt: „Der Wegfall der Maskenpflicht im Unterricht hat erhebliche Konsequenzen für den Fall, dass ein Schüler/eine Schülerin positiv getestet wird: In Zukunft müssen die Sitznachbarn wieder in Quarantäne, sofern sie nicht geimpft oder genesen sind.“ Diese Bedingung erfülle zurzeit nur rund ein Drittel der Schüler am Heisenberg – auch, da einigen Altersklassen noch gar kein Impfangebot gemacht werden konnte. Am Heisenberg ist in der Lehrerkonferenz und in der Schulkonferenz über den Wegfall der Maskenpflicht am Sitzplatz diskutiert worden. Anja Peters-Kern schreibt in ihrem Brief weiter: „Wir alle wären sehr erleichtert, wenn wir keine Masken mehr tragen müssten. Wichtiger ist uns aber, dass wir alle gesund bleiben.“
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An der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule gab es am Dienstag gleich einen Positiv-Fall. „Nach einem positiven Testergebnis mussten wir auch die Sitznachbarn des positiv Getesteten in Quarantäne schicken“, berichtet Alrun ten Have.
Oftmals gibt es zwei Lager in der Elternschaft
Carina Sommer, Schulpflegschaftsvorsitzende der Mosaikschule, weiß aus Gesprächen mit anderen Eltern: Es gibt zwei Lager. Die einen, die das Ende der Maskenpflicht im Unterricht sehr gut finden, und diejenigen, die es aufgrund der hohen Inzidenz unangebracht finden. Sie selbst ist froh, dass es nun eine „Gleichberechtigung zwischen Privatleben und Schule“ gebe. „Es ist unerklärlich, wie Zigtausende etwa in Fußballstadien ohne Maske sitzen dürfen und die Kinder so lange außen vor gelassen wurden.“
Ihren Kindern habe sie es freigestellt, ob sie im Unterricht die Maske auflassen möchten oder eben nicht. „Die Große hat gejubelt und gesagt, dass sie die Maske auf keinen Fall weiterhin trägt, unsere achtjährige Tochter hatte mehr Bedenken und wollte die Maske wohl auflassen.“
Grundschulleiterin: Die Kinder haben in der Regel kein Problem damit, eine Maske zu tragen
Auch Cäcilia Nagel, Leiterin der Lambertischule, ist skeptisch. „Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn die Pflicht noch gelten würde.“ Auch die Kinder hätten in der Regel kein Problem damit, die Maske aufzulassen. Die Grundschule habe es den Eltern freigestellt, ob ihre Kinder den Schutz im Unterricht weiterhin tragen.
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Jungen und Mädchen, die die Maske am Sitzplatz nicht abnehmen möchten, bekommen daher auch in der Frühstückspause eine Option angeboten. „Sie können etwa draußen oder auf dem Flur frühstücken. Denn es macht ja keinen Sinn, wenn sie ihre Maske im Unterricht aufbehalten sollen und sie dann plötzlich beim Frühstück mit allen anderen doch abnehmen“, so Nagel.