Gladbeck. Der Orden der Amigonianer hat in Gladbeck das einstige Marien-Pfarrhaus zur „Casa Amigo“ umgebaut. Patres unterstützen dort 14 Grundschulkinder.
Die Ordensgemeinschaft der Amigonianer hat das ehemalige Pfarrhaus der St.-Marien-Gemeinde in Gladbeck-Brauck in eine „Casa Amigo“ umgewandelt, in der sie eine Betreuung von Grundschulkindern aus Brauck und Rosenhügel anbietet. 14 Kinder mit besonderem Förderbedarf werden dort inzwischen regelmäßig und kostenlos betreut. „Das ist so gut angelaufen, dass wir schon den nächsten Schritt planen“, sagt Pater Gisbert Lordieck, einer der beiden Amigonianer in Brauck.
Mit Hilfe der Propsteipfarrei St. Lamberti wurde das einstige Pfarrhaus umgebaut, vor allem beim Brandschutz musste nachgerüstet werden. Ehrenamtliche Mitarbeiter halfen bei der Umgestaltung des Pfarrgartens. Schon seit dem vergangenen Jahr konnten die Amigonianer, die sich als „Orden im Dienst der Jugend“ verstehen und auch als Streetworker „innovative Wege in der Sozialarbeit“ beschreiten, so das umgestaltete Pfarrhaus und die Außenanlagen für ihr Betreuungsangebot nutzen. Die Arbeit in der Casa ist Bestandteil ihrer sozialen und bildungsorientierten Arbeit mit Kindern und Jugendlichen vor allem aus Brennpunkt-Vierteln.
Vor allem Kinder aus Flüchtlings- und Migrationsfamilien kommen in die Casa Amigo
In die „Casa Amigo“ kommen „fast alles Kinder aus Flüchtlings- oder Migrationsfamilien, oft mit traumatischen Erfahrungen“, berichtet Pater Gisbert. „Wir wollen helfen, dass sie sich willkommen und aufgenommen fühlen und hier Fuß fassen.“ Die Grundschulkinder werden montags bis donnerstags täglich für maximal fünf Stunden in der Zeit von 11.30 bis 16.30 Uhr in der Casa betreut. So kann das ehemalige Pfarrhaus neu genutzt werden. Sie bekommen ein Mittagessen, werden bei den Hausaufgaben unterstützt und anschließend bei der Freizeitgestaltung angeleitet. „So ähnlich wie in der offenen Ganztagsbetreuung“, merkt der Amigonianer-Pater an.
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Unterstützt werden er und sein Ordensbruder Pater Alois Gómez von zwei pädagogischen Fachkräften. Eine Ergotherapeutin kommt bei Bedarf hinzu. Außerdem konnten die Amigonianer-Patres eine Ehrenamtlerin als Vorleserin gewinnen. Pater Gisbert: „Wir suchen aber noch zwei ehrenamtliche Kräfte, jemanden für den Hauswirtschaftsbereich und jemanden für die Hausaufgabenbetreuung.“ Finanziell unterstützt werden die Amigonianer je zur Hälfte vom Bündnis für Erziehung, Schule und Familie und vom Innovationsfonds des Bistums Essen. Das Mittagessen kommt von der Caritas aus dem benachbarten St.-Altfrid-Haus. Enge Kontakte gibt es auch zur Kita St. Marien gleich nebenan.
Patres wollen bald auch ältere Kinder spätnachmittags betreuen
Inzwischen trägt das Projekt erste Früchte. Amigonianer-Pater Gisbert: „Unsere nächste Idee ist, das Haus auch nach 16.30 Uhr für ältere Kinder aus den Klassen 5 und 6 vielleicht auch aus dem 7. Jahrgang zu nutzen.“ Ihnen will man ebenso Unterstützung anbieten, auch in Form einer Hausaufgabenhilfe. „Wir wollen Kindern und Jugendlichen, die einen schweren Weg gehen und benachteiligt sind, Hilfe anbieten.“ Dies träfe oft auf Angehörige aus Migrationsfamilien zu, „aber auch in deutschen Familien gibt es Bedarf“, weiß der Amigonianer.
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„Wir müssen als Christen dahin gehen, wo Konflikte und Probleme auftreten und Lösungen anbieten“, sind die Patres von ihrer Arbeit überzeugt. Dass diese Hilfe, wie im Fall der „Casa Amigo“, oft muslimischen Familien zu Gute kommt, ist für Pater Gisbert unerheblich. „Wir können nicht die Augen verschließen vor den Problemen, mit denen viele aus der muslimischen Gesellschaft zu kämpfen haben und sollten uns als katholische Kirche nicht nur um die eigenen Leute kümmern.“ Als Kirche in der Krise sollte die katholische Kirche auf vielen Ebenen neues Vertrauen gewinnen und Chancen nutzen. „Wir müssen da sein, wo die Menschen sind, egal welchen Glaubens.“
Ganz bewusst in Brauck
Der Orden der Amigonianer ist seit Mitte 2019 in Gladbeck. Bundesweit gibt es nur einen weiteren Stützpunkt, und zwar als „Hauptniederlassung“, in Gelsenkirchen. Weltweit zählt der Orden 400 Brüder.
Die Patres gingen ganz bewusst nach Brauck mit seinem hohen Anteil an Migranten und sozial schwachen Familien. Sie wollen Sozialarbeit und Seelsorge auf innovative Art betreiben. „Wir gehen raus zu den Menschen, dorthin, wo es brennt“, so Pater Gisbert Lordieck.