Gladbeck. In Gladbecker gingen Kino und Konzert eine Verbindung ein. Organist David Franke spielte zum Stummfilm „Glöckner von Notre Dame“.

Der dritte Termin der Orgeltage in Gladbeck stach aus dem Gesamtprogramm heraus. Nicht nur, dass statt der gewohnten Atmosphäre in der Lambertikirche das Gotteshaus Herz Jesu Veranstaltungsort war. Konzert und Kino gingen eine Symbiose ein: Organist David Franke nahm die Gäste mit auf eine Reise voller Dramatik.

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„Herz-Jesu ist in unserer Propsteipfarrei die dunkelste Kirche“, erklärte Friederike Spangenberg, Kirchenmusikerin von St. Lamberti. Und „kinogeeignet“ musste es sein, denn es stand die Projektion des Stummfilms „Der Glöckner von Notre Dame“ (1923) auf dem Programm. Kino und Kirchenorgel? Passt hervorragend.

David Franke ließ die Orgel in Herz Jesu „sprechen“

„In den Kinosälen der Stummfilmzeit gab es kleine Kinoorgeln mit Spezialeffekten von Pauken und Percussion“, informierte der Künstler des Abends, „der gesamte Film wird improvisatorisch begleitet.“ Der Musiker schaut den Film viele Male an, skizziert Themen zu Charakteren und Handlungssträngen, wählt Motive, Klangfarben und Register für bestimmte Szenen. Im Moment der Aufführung kommen Variationen des Moments ins Spiel, jedes Konzert daher einzigartig.

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Filmvorführung mit Orgelimprovisation: Diese Kombination war für das Publikum ein Erlebnis, das es nicht alle Tage genießen kann.
Filmvorführung mit Orgelimprovisation: Diese Kombination war für das Publikum ein Erlebnis, das es nicht alle Tage genießen kann. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Franke spielte auf der volltönenden Breil-Simon-Orgel eingangs dramatische Fanfaren, untermalte den Vorspann mit majestätischen Klängen. Zu den ersten Bildern der Kirche Notre Dame, mit Priestern und Betenden, wechselte der Musiker in einen festlichen Choral – es war fast, als könnte man die Gemeinde singen hören. Jahrmarktgeschehen mit flirrenden Flöten unterlegt, der erste Auftritt des Glöckners mit schweren Pedalschritten, dunkel und sonor. Musikalisch schwingt die Glocke erst langsam an, um dann zunehmend den vollen Pendelausschlag zu erreichen. Das Auditorium war fasziniert, wie der stumme Film mit den Tönen der Orgel plötzlich spricht. Die Emotionen der Schauspieler, mimisch überzeichnet, bekamen eine natürliche Lebendigkeit.

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Die zwei Stunden vergingen für das gebannte Publikum wie im Flug. Großes Kompliment an den Organisten: 120 Minuten durchgehendes Spiel sind auch körperlich eine Höchstleistung. Nach dem dramatischen Ende des Films entfesselte Franke eine finale Improvisation mit dem „Organum Plenum“, wie ein feierlicher Auszug nach der Messe. Die Besucher dankten dem Künstler mit viel Applaus und stehenden Ovationen.

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Den Abschluss der Gladbecker Orgeltage bildet am 26. September, 16 Uhr, ein Konzert von Vincent Grappy in St. Lamberti (Kirchplatz). Er interpretiert unter anderem Werke von Boely, Franck und Fauré. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.

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