Gladbeck. Carsten Zündorf begeisterte bei den Orgeltagen in St. Lamberti Gladbeck. Der Virtuose interpretierte Werke der deutschen Romantik.

Auch das zweite Konzert der Gladbecker Orgeltage in der Propsteikirche St. Lamberti unter der neuen koordinierenden Kirchenmusikerin Friederike Spangenberg wurde ein voller Erfolg. Mit dem Osnabrücker Kirchenmusiker Carsten Zündorf hatte die Nachfolgerin von Konrad Suttmeyer, dem Erfinder der Konzertreihe, einen bekannten Meister seines Fachs eingeladen.

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Der Organist präsentierte in Gladbeck ein Programm, dem er selbst mit „Orgelsonaten der deutschen Romantik“ einen Titel voranstellte. Gut 50 Gäste folgten dem Konzert – trotz Maskenpflicht und Eingangskontrolle. Alle mussten sich in eine Liste eintragen und bis zu ihrem Platz den Nasen-Mund-Schutz aufhalten. Bei den einzelnen Plätzen war die Abstandsregel über die erforderlichen 1,5 Meter hinaus gewahrt.

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So stand dem Hörgenuss nichts im Wege. Mit Stücken von Felix Mendelsohn Bartholdy, Niels Wilhelm Gade und Josef Gabriel Rheinberger begeisterte der Künstler sein Auditorium. Die spezielle Ausstrahlung der Gladbecker Klais-Orgel war unüberhörbar als „romantisch“ erkennbar. Mit der ersten von sechs Orgelsonaten, die Felix Mendelssohn Bartholdy im Auftrag seiner englischen Verleger „Coventry and Hollier“ im Jahr 1844 komponierte, enthüllte Carsten Zündorf den Ursprung der romantischen Sonatenkultur an sich.

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Seit vielen Jahren gastieren Stars an der Orgel an den September-Wochenenden in St. Lamberti Gladbeck.
Seit vielen Jahren gastieren Stars an der Orgel an den September-Wochenenden in St. Lamberti Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Mendelssohn Bartholdy hatte entgegen der ersten Planung aus 24 kleineren Stücken, die bislang in seiner Schublade lagen, die sechs Orgelsonaten komponiert. Am Spieltisch präsentierte der Organist schlicht und unprätentiös, aber auf den Punkt genau, seine Meisterschaft. Gerade im Finalsatz, in dem mit zahlreichen nacheinander gespielten Tönen Akkorde über das ganze Manual erzeugt wurden (Arpeggien), glänzte Zündorfs großartige Spielkunst.

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Nach dem op. 65 Nr.1 von Felix Mendelssohn Bartholdy folgten Tonstücke von Niels Wilhelm Gade. Die Verbindung der beiden Komponisten: Der Däne war ein Protegé des Deutschen.

Blick auf den Werdegang

Carsten Zündorf stammt ursprünglich aus Velbert. Er erhielt seinen ersten Orgelunterricht bei Helmut Fleinghaus und Evangelische Kirchenmusik sowie Chor- und Orchesterleitung an der Folkwang-Hochschule in Essen. Von 1992 bis Ende 2005 war er Kantor an der Alten Kirche Wupperfeld in Wuppertal-Barmen, seit 2001 ebenfalls an der Unterbarmer Hauptkirche. Er war dort auch Künstlerischer Leiter der Wuppertaler Orgeltage.

Carsten Zündorf leitet Chorwochen für den IAM und ist Dozent der Chorakademie Siena. Seit dem 1. Februar 2006 wirkt er als Kirchenmusikdirektor an St. Marien in Osnabrück.

Gade, in Kopenhagen geboren, kam mit einem königlichen Stipendium nach Leipzig, wo Mendelssohn Bartholdy sein Mentor wurde. Die Tonstücke op. 22 sind unbestritten Hauptwerk des Dänen für die Orgel. Sie waren 1851 zunächst Bestandteile einer viersätzigen Sonate. Gade strich dann allerdings einen Satz und wählte einen lockereren, weniger zyklischen Titel. Auch hier überzeugte Carsten Zündorf mit absoluter Präzision am Manual und an den Pedalen des vor dem Altarraum aufgebauten Spieltisches.

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Absoluter Höhepunkt des Konzertes war aber die Orgelsonate Nr. 18 op. 1888 von Josef Gabriel Rheinberger. In dem einzigen „weltlichen Stück“ brillierte der Organist insbesondere im Finale con moto, in dem er die emotionale Spannung trotz ihrer Wuchtigkeit mit einem fast gelassenen Tastenspiel punktgenau herüberbrachte. Dem brausenden Applaus geschuldet, endete das Konzert mit dem Abendfrieden von Rheinberger als Zugabe.

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