Gladbeck. In dem Regenrückhaltebecken am Frochtwinkel in Gladbeck und drumherum leben Nutrias und andere Tiere. Diese sieht Kerstin Hegemann in Gefahr.
Kerstin Hegemann ist täglich mit ihren Hunden Emily und Murphy im Zweckeler Norden unterwegs, und immer führt sie ihr Weg zum Regenrückhaltebecken am Frochtwinkel. In Gladbeck wird gerade über das Gebiet intensiv diskutiert. Wie berichtet, sind dort am südlichen und westlichen Ufer im Februar wegen notwendiger Arbeiten mehr als 30 Bäume gefällt worden. Tierschützerin Hegemann sieht Tiere, die im und um das Gewässer leben, in Gefahr.
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Anwohner und Spaziergänger kritisieren, dass seit den Fällungen nichts mehr passiert ist. Die Stadtverwaltung hat jetzt angekündigt, dass die Arbeiten im Herbst starten. Für Kerstin Hegemann ist das eher keine gute Nachricht. Die 55-Jährige ist engagierte Tierschützerin und möchte unbedingt verhindern, dass die Tiere, die in dem Gebiet heimisch geworden sind, zu Schaden kommen.
In dem Zweckeler Gebiet leben Rehe, Fledermäuse, Reiher und Igel
„Im angrenzenden Waldstück leben Rehe. Ich sehe hier auch regelmäßig Fledermäuse, Reiher und Igel. Nilgänse mit acht Jungen waren hier, Weißkopfenten mit ihren Küken“, berichtet Hegemann. Und für die Bürokauffrau das Wichtigste: Nutrias. Eines dieser Nagetiere ist ihr besonders ans Herz gewachsen. Sie hat es vor einem Jahr entdeckt und „Amigo“ genannt. „Er ist mittlerweile ganz zutraulich geworden,“ erzählt sie begeistert.
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Jeden Tag bringt sie ihrem „Freund“ Möhren, Äpfel oder Maiskolben, lockt ihn mit Rufen ans Ufer, sieht, wie er schnurstracks auf sie zu schwimmt, schaut ihm zu, wenn er sich über die Leckerbissen hermacht – und nicht selten fresse der Nager ihr sogar aus der Hand, sagt sie. „Was wird aus den Tieren, wenn in ihrem Lebensraum mit schwerem Gerät gearbeitet wird?“, fragt sich Kerstin Hegemann. Schon während der Abholzaktion im Februar hätten sich die Tiere zurückgezogen, „sind aber glücklicherweise nach dem Ende der Arbeiten wiedergekommen“.
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Ihre größte Sorge gilt natürlich „Amigo“ und seinen drei bis vier Artgenossen: „Wenn Schlamm aus dem Becken gesaugt wird, landen die Nutrias womöglich auch im Sauger!“ Schon als kurz nach der Abholzung der Bäume bekannt wurde, welche Arbeiten im und an dem Gewässer notwendig werden, hat sich Kerstin Hegemann an die Stadtverwaltung gewandt. „Es war ein nettes Gespräch mit dem Fachmann“, erinnert sie sich. Sie habe ihm ihre Sorgen und Fragen auf seinen Wunsch zusätzlich per E-Mail geschickt – seitdem aber nichts mehr gehört. Auch der NABU sei nicht hilfreich gewesen.
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Spenden für Hunde und Katzen
Kerstin Hegemann engagiert sich seit mehr als 20 Jahren für den Tierschutz. Sie bringt zum Beispiel kleine Igel in ihrer Wohnung über den Winter.
Sie sammelt auch Sachspenden, zum Beispiel Bettwäsche, Handtücher, Decken und Verbandsmaterial. Diese transportiert der Verein Pfötchenhilfe Gladbeck für Hunde und Katzen nach Rumänien.
Am liebsten wäre es Kerstin Hegemann, wenn auf die Arbeiten am Regenrückhaltebecken verzichtet werden könnte. Sie weiß, dass dieser Wunsch illusorisch ist und fordert deshalb: „Die Tiere, vor allem die Nutrias, müssen vor Beginn der Arbeiten in Sicherheit gebracht werden. Man muss sie einfangen und vorübergehend in einer Wildtier-Auffangstation unterbringen.“