Gladbeck. Angriffe auf Rettungskräfte oder Beschäftigte in Rathäusern nehmen immer mehr zu. Eine Ausstellung des DGB in Gladbeck zeigt das Problem.

Ich hole deinen Müll ab – und du pöbelst mich an? Ich fahre dich mit dem Bus nach Haus – und du verprügelst mich? Ich lösche ein brennendes Haus – und du bewirfst mich mit Böllern? Auf großen Plakaten macht der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) eindringlich auf ein wachsendes Problem aufmerksam: Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst und im privaten Sektor. Am Mittwoch machte die Wanderausstellung für ein paar Stunden Station vor dem Neuen Rathaus in Gladbeck.

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„Vergiss nie: Hier arbeitet ein Mensch“ hat der DGB seine bundesweite Kampagne genannt, die er schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie gestartet hat, weil verbale und sogar körperliche Angriffe auf Rettungskräfte, Polizisten, Beschäftigte in Ordnungsämtern und Jobcentern, in sozialen Diensten, Bädern, Bussen und vielen anderen Bereichen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen haben. „Die Corona-Krise hat die Situation noch verschärft. Die Menschen werden angepöbelt, attackiert, bedroht und beleidigt. Wir wollen das Bewusstsein in der Öffentlichkeit dafür schärfen, was die Beschäftigten tagtäglich für die Gesellschaft tun und was sie im Gegenzug erleben“, sagt DGB-Gewerkschaftssekretär Hans Hampel.„Wir wollen für mehr Respekt und Verständnis werben.“

In Gladbeck ist die Situation vergleichsweise entspannt

Diese Plakate sollen auf das Problem aufmerksam machen, dass es immer mehr Angriffe auf Beschäftigte im öffentlichen Dienst gibt.
Diese Plakate sollen auf das Problem aufmerksam machen, dass es immer mehr Angriffe auf Beschäftigte im öffentlichen Dienst gibt. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

In Gladbeck sei die Situation glücklicherweise vergleichsweise entspannt, weiß Bertram Polenz, Personalratsvorsitzender der Stadtverwaltung. „Körperliche Übergriffe kommen selten vor. In Coronazeiten müssen sich Beschäftigte allerdings vermehrt Beleidigungen und Beschimpfungen anhören. Die Nerven liegen bei vielen blank.“ Christof Wolthaus, Koordinator des kommunalen Ordnungsdienstes, kann das bestätigen: „Bei unseren Kontrollen zur Einhaltung der Corona-Schutzverordnung haben viele, die wir auf ihr Fehlverhalten aufmerksam gemacht haben, ihre Unzufriedenheit verbal sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. Körperliche Attacken gab es zum Glück nicht.“

Bundesweite Kampagne

Die Initiative „Vergiss nie: Hier arbeitet ein Mensch“ hat der DGB auf seinem Bundeskongress 2020 beschlossen.

Herzstück der Kampagne ist die Plakatreihe, die jetzt vor dem Neuen Rathaus in der Gladbecker Stadtmitte zu sehen war.

Darüber hinaus kommunizieren die Gewerkschafter ihre Botschaft im Internet und machen auf Veranstaltungen mit Betroffenen und politisch Verantwortlichen auf das Problem aufmerksam.

Froh ist darüber natürlich auch Bürgermeisterin Bettina Weist. Sie befürwortete, dass die Plakate zumindest für ein paar Stunden auch in Gladbeck zu sehen waren: „Es ist ein wichtiges Thema, das auch mich als Behördenleiterin umtreibt. Man kann gar nicht oft genug darauf aufmerksam machen, dass diese Menschen nur ihren Job machen, und zwar nach Recht und Gesetz und häufig unter großem Druck, dass sie wichtige Arbeit für die Gesellschaft leisten.“ Auch wenn in Gladbeck körperliche Gewalt kaum ein Thema sei – „uns treiben auch verbale Angriffe um, die nicht nur direkt, sondern häufig in den sozialen Netzwerken geäußert werden.“

Auch Arbeitgeber sollen an ihre Verantwortung erinnert werden

Mit seiner Kampagne will der DGB nicht nur die Öffentlichkeit sensibilisieren. Hans Hampel: „Auch Arbeitgeber, Dienstherren und politische Entscheider sollen an ihre Verantwortung erinnert werden.“ So fordert der Gewerkschaftsbund u. a. mehr Personal im öffentlichen Dienst, Schulungen zu Deeskalationsstrategien und mehr Investitionen, damit die Bürgerinnen und Bürger mit den Leistungen der öffentlichen Hand und der privaten Dienstleister zufrieden sind. Das wirke sich letztlich auch positiv auf den Umgang mit deren Beschäftigten aus.