Gladbeck. Die Eichendorffstraße in Gladbeck gibt es seit 1908, als an ihr Bergarbeiterhäuser gebaut wurden. Viele Jahre hieß sie aber ganz anders.

Die Eichendorffstraße in Gladbeck-Butendorf ist deutlich älter als 100 Jahre und auch im übertragenen Sinne eine Straße mit Vergangenheit: Erstens war sie einst länger als heute, und zweitens hatte sie ursprünglich einen ganz anderen Namen.

Die Eichendorffstraße gibt es laut Stadtarchiv mindestens seit 1908 und hieß zunächst lange Zeit Goebenstraße – nach dem preußischen Infanterie-General August Karl von Goeben, der bereits 1880 verstorben war und sich u.a. im deutsch-dänischen und deutsch-französischen Krieg Verdienste erarbeitet hatte. Die Straße zog sich damals von der Phönixstraße im Norden im Bogen bis zur Helmutstraße im Süden.

Die Autobahn teilte die Eichendorffstraße in zwei Teile

Blick in die Eichendorffstraße in Butendorf Richtung Norden – eine Straße mit Bergbaucharakter.
Blick in die Eichendorffstraße in Butendorf Richtung Norden – eine Straße mit Bergbaucharakter. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Durch den Bau der Autobahn (1934-1938) wurde die Goebenstraße geteilt: Der südliche Teil ab Haus Nr. 60 – knapp 200 Meter lang – erhielt den Namen Brinkerfeld und erinnert seitdem an einen alten Bauernhof. Der nördliche, rund 450 Meter lange Teil, behielt zunächst seinen Namen, wurde aber 1947 durch die berühmte Direktive Nr. 30 der Alliierten (Verbot von Namen militärischen und nationalsozialistischen Charakters) gestrichen: Die Straße wurde umbenannt in Eichendorffstraße nach dem Lyriker und Schriftsteller Joseph Eichendorff (1788-1857).

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Entstanden ist die Straße Anfang des 20. Jahrhunderts auf Wunsch der Zeche Graf Moltke 3/4: Sie wollte in der Nähe des Pütts Wohnungen für Bergleute schaffen. An der Goebenstraße/Eichendorffstraße entstanden ab 1909 insgesamt 25 Häuser mit je vier Wohnungen – jede Wohnung mit zwei Zimmern oben und unten (ca. 60 Quadratmeter) sowie Keller, Stall und Nutzgarten, wie Klaus Rottmann, Vorsitzender des Siedlerbundes und selbst dort zuhause, weiß.

In den 70er und 80er Jahren wurden die Bergarbeiterhäuser verkauft

1975 wurden die Häuser der westlichen Seite, 1985 die der östlichen Seite privatisiert. Dabei wurden jeweils zwei Wohnungen zu einer neuen, größeren zusammen gelegt. Seitdem bemühen sich die Eigentümer, so Rottmann, den Charakter der einstigen Bergbau-Siedlung zu erhalten.

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