Gladbeck. Gladbecks Planer wollen keine „nackte Straße“ auf dem künftigen A-52-Tunnel. Sie feilen an attraktiveren Plänen, die aber auch mehr kosten.

Die Tunnel-Zusage für den Bau der A 52 in Gladbeck durch den Bund gibt auch der Planung für den Tunneldeckel neuen Schwung: Nicht weniger als eine „Veredelung“ des städtebaulichen Raums zwischen Innenstadt und Wittringen auf der einen und Butendorf auf der anderen Seite der abgedeckelten A 52 schwebt den Stadtplanern vor. „Wir wollen jetzt in die detaillierte Vorplanung gehen“, warb Baurat Dr. Volker Kreuzer im Planungsausschuss für die Ideen der Stadtplaner, die er in groben Zügen vorstellte. Der Ausschuss gab am Ende mit großer Mehrheit grünes Licht – genauso wie für die Überplanung angrenzender Areale.

Zum Nulltarif ist die „Veredelung“ des Tunneldeckels für die Stadt allerdings nicht zu haben. Denn der Bund, der nun den Volltunnel fest zugesichert hat, würde nur eine Minimallösung vorsehen, Baurat Kreuzer sprach von einer „nackten Straße“ als Ersatz für die heutige B 224. Das, was sich die Stadtplaner im Rathaus vorstellen, weicht davon deutlich ab – kostet aber auch zwei Millionen Euro extra, die der Bund nicht übernehmen wird. Für die Finanzierung müsse die Stadt sorgen. Immerhin habe das Land, so der Baurat, eine Förderung der Investition von 75 Prozent zugesagt, so dass die Kosten für die Stadt – „nach derzeitiger Schätzung“ – bei 500.000 Euro liegen würden.

Am Tunneldeckel sind auch zwei „Halbanschlussstellen“ an die A 52 vorgesehen

Die A 52 ist vor dem Gladbecker Stadion und Freibad im Tunnel verschwunden, darauf ist die Stadtstraße zu sehen, die kurz vor der Schützenstraße leicht verschwenkt, um Zu- und Ausfahrt aus dem Tunnel Platz zu machen. Rechts ist der Kreisverkehr Schützenstraße zu sehen mit der Radfahrbrücke.
Die A 52 ist vor dem Gladbecker Stadion und Freibad im Tunnel verschwunden, darauf ist die Stadtstraße zu sehen, die kurz vor der Schützenstraße leicht verschwenkt, um Zu- und Ausfahrt aus dem Tunnel Platz zu machen. Rechts ist der Kreisverkehr Schützenstraße zu sehen mit der Radfahrbrücke. © Autobahn GmbH

Die städtischen Planer sehen auf dem Tunneldeckel nichts anderes als eine „normale“ Stadtstraße vor – die allerdings einer „modernen Straßenraumgestaltung“ entspreche, so Kreuzer: Mit viel Raum für Radler und Fußgänger, mit viel Grün und Aufenthaltsqualität, mit ansprechender Beleuchtung und auch teils mit Parkplätzen. Grundsätzlich sind zwei sogenannte „Halbanschlussstellen“ an die A 52 an der Grabenstraße und an der Schützenstraße vorgesehen, wo man jeweils nur aus einer Richtung ab- und auffahren kann.

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Konkret geht es um den knapp 1,5 Kilometer langen Deckel des A-52-Tunnels, der im Bereich der heutigen B 224 zwischen der Kreuzung mit der Phönixstraße und der Brücke Grabenstraße entsteht. Für die „Veredelung“ sollen etwa fünf Kreisverkehre statt normaler Straßenkreuzungen sorgen (Graben-, Horster-, Stein-, Schützen- und Phönixstraße). Zwischen Graben- und Steinstraße ist ein grüner Mittelstreifen vorgesehen, auf dem auch Bäume gepflanzt werden.

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Der Radverkehr erhält durchgehend eigene Radfahrstreifen, im Bereich Freibad auf der Freibadseite sogar als Zwei-Richtungsradweg. Am Knotenpunkt mit der Schützenstraße ist eine Radfahrbrücke in Planung – als „attraktive Querungsmöglichkeit“, so Kreuzer, damit die Radler nicht durch den Kreisverkehr müssen, an den auch die wahrscheinlich viel genutzten Rampen (Ab- und Auffahrt zur Autobahn im Tunnel) anschließen werden. In Höhe des Freibades sieht man eine Platzgestaltung/Promenade vor, wo sich der Autoverkehr der Stadtstraße dem Fuß- und Radverkehr anpassen müsse – ähnlich wie bei der Überquerung des Willy-Brandt-Platzes.

Auch die Randflächen entlang der Autobahntrasse überplant die Stadt

Hier ein Eindruck vom Kreisverkehr Grabenstraße mit Auf- und Abfahrt zu A 52 (Tunnelende, rechts). Links Blick in die Grabenstraße Richtung Wilhelmstraße.
Hier ein Eindruck vom Kreisverkehr Grabenstraße mit Auf- und Abfahrt zu A 52 (Tunnelende, rechts). Links Blick in die Grabenstraße Richtung Wilhelmstraße. © Autobahn GmbH

Besonders der Platz, so Kreuzer, solle „hochwertig“ gestaltet werden, da er eine Brückenfunktion zur gegenüber liegenden „Potenzialfläche“ (Kleingärten, Parkplatz) habe. Im weiteren Verlauf bis zum Kreisverkehr biete sich viel Raum für eine großzügige Grüngestaltung, aber auch für Parkplätze sowie für Fuß- und Radwege auf beiden Seiten.

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Um dem Ziel des Zusammenwachsens der Stadtviertel dies- und jenseits des künftigen, gestalteten Tunneldeckels gerecht zu werden, nimmt die Stadt auch die zukünftige Entwicklung angrenzender Flächen in den Fokus, so Kreuzer – etwa die alten Moltkehalden an der Steinstraße, die Flächen an der Uhlandstraße, den gesamten Block des Glückauf-Centers oder den Bereich Stallhermstraße samt Grundstück des Problemhauses Steinstraße 72. Einen Großteil der Flächen will die Stadt als Sanierungsgebiet einstufen. Dazu beginnen nun, nach dem Votum des Ausschusses, vorbereitende Untersuchungen.

Noch einmal eine grundsätzliche Diskussion

Die Politik diskutierte im Ausschuss weniger über die Ideen zum Tunneldeckel, stattdessen mehr über den Tunnel als solches und die explodierten Kosten (383,4 Millionen Euro). SPD-Fraktionschef Wolfgang Wedekind nannte die endgültige Tunnelzusage ein „Geschenk an die Stadt“, das Geld für die höheren Kosten sei beim Bund hinterlegt, da das Projekt nun höchste Priorität genieße. Auch FDP-Politikerin Christine Dohmann äußerte sich positiv, die Tunnelzusage sei „ein großer Schritt“, die Chance zum Zusammenwachsen der Stadtteile könne man mit der vorgelegten Konzeption gut nutzen.

Die Linke zweifelte die Tunnelvariante erneut grundsätzlich an, die ABD-Fraktion sprach angesichts der „Preisexplosion“ von vertaner Zeit für die Planung. Die Grünen, die die A 52 erst seit Ende 2019 ablehnen, wollen bei der Planung, wenn die A 52 nicht zu verhindern sei, konstruktiv mitarbeiten. Aber: Sie setzen auf die Wahl im Herbst und auf die Korrektur der Autobahnpläne durch eine neue Bundesregierung.