Gladbeck. Aufgrund der zunehmend komplexeren Aufgaben soll der Zentrale Betriebshof der Stadt Gladbeck künftig von einer Doppelspitze geleitet werden.

Um sich den auch wachsenden Herausforderungen der Zukunft stellen zu können, sollen die Zentralen Betriebe der Stadt künftig von einer Doppelspitze geleitet werden. Betriebsleiter Heinrich Vollmer macht für neue Kräfte den Weg frei. Er hat seinen vorzeitigen Ruhestand beantragt.

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Als erstes politisches Gremium stimmte der Betriebsausschuss jetzt nach Sitzungsunterbrechung und interner Beratung (SPD, CDU) mehrheitlich für die nötige Satzungsänderung. Wobei die Fraktionen zuvor am Montagabend ihren Unmut gegenüber der Verwaltung deutlich machten, die Beschlussvorlage für diesen weitgreifenden Schritt erst kürzlich erhalten und so kaum Vorbereitungszeit gehabt zu haben. CDU und Linke nahmen so letztlich aus Protest nicht an der Abstimmung teil.

Vergeblicher Versuch die Beschlussvorlage von der Tagesordnung abzusetzen

René Hilgner (l.) und Heinrich Vollmer sollen als neue Doppelspitze den ZBG leiten.
René Hilgner (l.) und Heinrich Vollmer sollen als neue Doppelspitze den ZBG leiten. © ZBG

Reinhold Fischbach (CDU) hatte zuvor vergeblich beantragt, den Beschlusspunkt von der Tagesordnung zu streichen und wegen politischer Coronazwangspause und mangelnder Vorbereitungszeit argumentiert, dass es sinnvoller wäre, dass sich nach der Kommunalwahl im September die neu gewählten und dann zuständigen Ausschüsse damit befassen sollten. Dafür zeigten auch weitere Fraktionen Verständnis. Wolfgang Wedekind (SPD): „Ich frage mich auch, warum man nicht später die Entscheidung, etwa in einer Sondersitzung, treffen kann.“ Olaf Jung (Linke): „Diese weitreichende Entscheidung sollte man dem neuen Ausschuss überlassen.“ Michael Tack (FDP) befürwortete eine Beratung, denn diese Personalfrage betreffe als Kostenfaktor im ZBG-Wirtschaftsplan ja weitere Zeitfenster, wie das zur Verabschiedung des Haushaltes, über den es nach der Kommunalwahl zu entscheiden gelte.

Ein Wunschkandidat steht fest

Wer neben Heinrich Vollmer Zweiter Betriebsleiter des ZGB werden soll steht bereits fest. Wunschkandidat ist René Hilgner (44), aktueller Fachbereichsleiter Unternehmensplanung und Fuhrpark. Der gebürtige Gladbecker ist Diplom-Wirtschaftsingenieur mit dem Studienschwerpunkt Unternehmenslogistik und seit 2004 für den ZBG tätig.

Er verfüge als Bindeglied zwischen Technik, Betriebswirtschaft und Verwaltung über ein breitgefächertes Fachwissen und sei als Generalist für die Bewältigung der anstehenden verantwortungsvollen Aufgaben qualifiziert, argumentiert die Verwaltung. Vielen Gladbecker ist Hilgner sicher auch durch sein ehrenamtliches Engagement im Jugendbereich des BV Rentfort bekannt.

Beigeordnete Linda Wagner warb um Verständnis, sprach von „einer drängenden Situation“ aufgrund des zeitnahen Ausscheidens von ZBG-Chef Vollmer. Der mit Jahresbeginn 2022 offiziell in Ruhestand gehe, aber aufgrund Gleitzeitguthabens und Urlaubsansprüchen schon ab Mitte kommenden Jahres nicht mehr als Betriebsleiter zur Verfügung stehe. Ihr sei es so „eine Herzensangelegenheit“, jetzt darüber zu reden und zu beschließen, „um noch möglichst viel Zeit für die Suche einer Nachfolge als Erstem Betriebsleiter zu haben“. Und der Markt geeigneter Bewerber sei denkbar knapp.

Großteil der erfahrenen ZBG-Führungskräfte scheiden aus Betrieb aus

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Die Beigeordnete erhielt dabei Rückendeckung von Heinrich Vollmer (63). Der Diplom-Verwaltungs- und Betriebswirt hatte im Januar 2013 als damals neu berufener, aufgerückter alleiniger Chef des Zentralen Betriebshofes Gladbeck (ZBG) die vorherige Regelung der Doppelspitze (Ausscheiden Harald Hofmanns) beendet. Damals sei der Wegfall einer Betriebsleiter-Stelle möglich gewesen, weil er auf ein starkes Team habe bauen können, das auf allen Führungsebenen schon viele Jahre für die Aufgabenbereiche tätig war. Aktuell sei die demografische Entwicklung aber eine andere, denn eben der Großteil jener erfahrenen Führungskräfte gehe absehbar in den Ruhestand oder sei schon ausgeschieden. Ein starkes Führungsteam sei jetzt nötig, um die künftigen Herausforderungen und komplexen Aufgaben zu bewältigen, die vielfältiger würden.

Linda Wagner nannte dazu als Beispiele den Bau des neuen Recyclinghofes, zu erwartende neue Gesetzesvorgaben im Entsorgungssektor, die stadtweite Einführung der Wertstofftonne, die Einführung von Fahrerassistenzsystemen und neuen Antrieben in der Fahrzeugflotte oder die Einführung von neuen Arbeitszeitmodellen, insbesondere am neuen Wertstoffhof. Die Vertreter von SPD, Sozialem Bündnis, Grünen und FDP stimmten letztlich mehrheitlich für die Beschlussempfehlung für den Rat zur Satzungsänderung und zunächst Bestellung von Heinrich Vollmer zum Ersten Betriebsleiter und René Hilgner (siehe Infobox) zum Zweiten Betriebsleiter.