Bottrop-Kirchhellen. Das Windrad in Kirchhellen versorgt 1200 Drei-Personenhaushalte mit Strom. Das hat es mit den Haifischzähnen an den Flügeln auf sich.

Sturm Sabine hat im Februar kräftig durch das Land gewirbelt. Zum Glück richtete das Orkantief in Bottrop und in Kirchhellen nur wenig Schaden an. Der Sturm hatte jedoch einen positiven Effekt. Auch dank Sabine erzeugte die Windenergieanlage am Brabecker Feld im zurückliegenden Monat so viel Strom, dass rechnerisch rund 140 Haushalte zusätzlich versorgt werden konnten. Zudem wurden 540 Tonnen Kohlendioxid eingespart.

Mit Zufriedenheit blickt deshalb die Unternehmensgruppe SL Naturenergie aus Gladbeck auf diese Zahlen. Am 14. Dezember 2013 ging das Windrad vom Typ Enercon E-82 feierlich in Betrieb. Die Anlage hat eine Leistung von 2,3 Megawatt und produziert jährlich rund vier Millionen Kilowattstunden Strom. Das würde laut Experten reichen, um circa 1200 Drei-Personen-Haushalte zu versorgen oder den Kohlendioxid-Ausstoß von 1400 Mittelklassewagen zu kompensieren.

Bei extremem Wind schaltet das Windrad automatisch ab

Maureen Nauen und Maik Stoltz von der SL Naturenergie GmbH freuen sich über den Erfolg des Windrades in Kirchhellen.
Maureen Nauen und Maik Stoltz von der SL Naturenergie GmbH freuen sich über den Erfolg des Windrades in Kirchhellen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Allerdings sind bei manchen Naturgewalten maschinelle Grenzen gesetzt. „Aus Sicherheitsgründen schaltet die Anlage bei extremen Windgeschwindigkeiten automatisch ab“, erklärt Maik Stoltz, verantwortlich für die technische Betriebsführung der Windräder von SL Naturenergie. Die Windgeschwindigkeit muss bei ungefähr 140 km/h liegen. Das Gladbecker Unternehmen hat seit dem Jahr 1996 mehr als 120 Windenergie- und 30 Photovoltaikanlagen an über 30 Standorten realisiert. Die Kirchhellener Anlage wurde auch unter finanzieller Beteiligung in Form partiarischer Darlehen errichtet. 360.000 Euro haben die ortsansässigen Bürger dem Projekt so beigesteuert. Einmal im Jahr erhalten sie dafür eine Auszahlung.

„Durch die gesicherte EEG-Vergütung ist die Investition in die Anlage unabhängig von Konjunktur- und Inflationsschwankungen“, erklärt Unternehmenssprecherin Maureen Nauen. Die Bürger, die sich an dem Windrad beteiligt haben, würden über 20 Jahre eine sehr gesicherte Rendite erhalten. Rückblickend habe das Windrad von Januar 2014 bis Februar dieses Jahres rund 25 Millionen Kilowattstunden grünen Strom produziert und rund 17.000 Tonnen Kohlendioxid eingespart.

Maximal acht Stunden Schatten pro Jahr sind erlaubt

Kleine Haifischzähne an den Rotorblättern verringern die Geräusche des Windrades noch mehr.
Kleine Haifischzähne an den Rotorblättern verringern die Geräusche des Windrades noch mehr. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

In der Firmenzentrale von SL Naturenergie sowie durch den Anlagenhersteller Enercon wird das Windrad am Brabecker Feld rund um die Uhr technisch überwacht. Gibt es Probleme wird Enercon informiert, um der Sache vor Ort auf den Grund zu gehen. Die Firma mit Stammsitz in Aurich führt neben der Reparatur auch technische Updates von Software durch, wie Maik Stoltz berichtet. Wesentlicher Bestandteil sei die regelmäßige Wartung, die drei Mal im Jahr stattfindet. Einmal im Jahr nimmt die SL Naturenergie zusätzlich die Anlage unter die Lupe.

Im Grunde könnte die Anlage mit Ausnahme der Wartungen insgesamt 365 Tage im Jahr durchweg in Betrieb sein. Allerdings gibt es Einschränkungen. Dazu zählt der Schattenwurf, durch den sich die Anwohner belästigt fühlen können. „Aber die Anlage ist technisch so programmiert, dass sie abschaltet, wenn sie länger als erlaubt Schatten auf ein Haus wirft. Im Jahr darf sie maximal acht Stunden Schatten werfen“, sagt Nauen. Dazu kommen gesetzlich vorgeschriebene Vorgaben zum Natur- und Artenschutz.

Kleine Haifischzähne verringern die Geräusche

Größere Ausfälle oder gar Störungen hat es am Brabecker Feld bislang nicht gegeben. Eine der wenigen Neuerungen seit der Inbetriebnahme ist die Montage von gezackten Flügelkanten am äußeren Ende der drei Rotorblätter. Maureen Nauen beschreibt sie als „kleine Haifischzähne“. Diese Technik soll Luftverwirbelungen und dadurch die Geräusche der Rotorblätter noch weiter verringern. Mit Blick auf die bundesweiten Diskussion um Windräder sagt die Unternehmenssprecherin: „Wir müssen wesentlich mehr bauen, um die Klimaziele erreichen zu können.“ Bis 2030 soll 65 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. So lautet das erklärte Ziel der Bundesregierung.

Am Windrad Strom tanken

Schüler, Studenten und interessierte Bürger haben immer wieder die Windkraftanlage am Brabecker Feld besichtigt und erhielten detaillierte Einblicke und Informationen. Bei Interesse und weiteren Fragen: SL Naturenergie, Voßbrinkstraße 67, in Gladbeck, 02043/ 2065 0 oder E-Mail unter info@sl-naturenergie.com und www.sl-naturenergie.com

Das Unternehmen SL Naturenergie bietet allen Elektroauto-Besitzern eine kostenlose Stromtankstelle an. Die Ladestation befindet sich am Fuße des Windrades an der Brabecker Straße.