Gladbeck. Warum bei einigen Friseuren in Gladbeck Flaute herrscht und andere gar nicht genug Termine für alle Kunden haben. Viele „Unfälle“ korrigiert.

Der Ansturm auf die Friseure war groß, als sie Anfang März wieder öffnen durften. Einen Monat später hat Friseurin Kerstin Ritter nur noch 20 bis 25 Prozent Auslastung in ihrem Salon an der Horster Straße. „Im Moment kommen extrem wenige Kunden, es ist wie abgeschnitten“, sagt sie. Ein Grund, so schätzt sie: Viele Kunden sind verunsichert, brauchen sie in Gladbeck jetzt einen negativen Corona-Test für den Friseur-Besuch?

Außerdem vermutet sie, haben sich viele daran gewöhnt, die Haare selbst zu schneiden, gerade Männer. „Die Ehefrauen werden jetzt wohl immer besser darin, ihren Männern mit der Maschine die Haare zu schneiden.“ Und: Mehr Friseure, so glaubt Ritter, machten Hausbesuche, frisieren Kunden so „schwarz“.

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Auch Klaus Tadsen, Inhaber eines Salons in Zweckel, erinnert sich noch gut an den März. „Alle haben drei Monate darauf gewartet, sich wieder die Haare schneiden lassen zu können – uns wurde die Bude eingerannt.“ Diese Welle sei inzwischen abgearbeitet, nun gehe es wieder zurück in die Normalität. „Manchmal gibt es auch ein paar Lücken im Kalender.“ Beklagen aber, das kann er sich im Moment nicht.

Termin und medizinische Maske sind ausreichend

In einigen Städten – etwa in Duisburg – ist ein negativer Corona-Test beim Friseurbesuch bereits erforderlich, in Gladbeck reicht eine medizinische Maske, ein Termin und das Einhalten von Abstands- und Hygieneregeln.

Bereits jetzt ist die Verunsicherung bei den Kunden groß, in den Salons rufen viele Menschen an, und fragen, ob sie zum Friseurbesuch einen Corona-Test mitbringen müssen.

Das sieht auch Katja Krischel, Inhaberin des Salons Top Hair in der Innenstadt, so. „Die Friseurbranche kann froh sein, dass sie weiter arbeiten kann.“ Auch sie ist zufrieden mit der Anzahl der Kunden, aber: „Das Arbeiten fühlt sich schon anders an. Denn viele Geschäfte um uns herum öffnen nicht, oder sind nur zu verkürzten Zeiten da.“

Regelung mit einem negativen Corona-Test befürchtet

Auch Sandra Beckmann weiß, dass sich ihre Arbeit verändert hat. „Den Kunden fehlt der Wellness-Charakter.“ So viel zu tun wie im März hat auch sie in ihrem Salon an der Lambertistraße derzeit nicht. Der Rückgang bei ihr ist aber nicht so dramatisch, dass sie ihren Laden theoretisch auch wieder schließen könnte. Sorgen macht sie sich dennoch. „Ich weiß nicht, wie es werden wird, wenn die Regierung beschließt, dass für einen Friseurbesuch ein Negativ-Test nötig ist. Da wird dann einiges auf uns zukommen“, befürchtet sie.

Klar, der Friseur kann ganz anders mit Scheren umgehen, dennoch: In Zeiten der Pandemie greifen viele selbst zu Schere und Farbtöpfchen.
Klar, der Friseur kann ganz anders mit Scheren umgehen, dennoch: In Zeiten der Pandemie greifen viele selbst zu Schere und Farbtöpfchen. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Was alle Friseure in diesen Tagen eint: Sie sehen viele Färbeunfälle und verschnittene Frisuren. Denn die meisten griffen in Zeiten des Lockdowns selbst zu Farbtöpfchen und Schere. „Wir müssen derzeit alle Haarschnitte korrigieren“, sagt Sandra Beckmann. Klaus Tadsen bestätigt: „Die Unfälle kommen alle bei uns an.“ Auch Hikmet Süner beobachtet: Viele haben sich selbst, ihren Partnern oder Kindern die Haare geschnitten. „Die Ergebnisse waren heftig“, so Süner, der seine Hairlounge an der Horster Straße betreibt.

Er macht in diesen Tagen eine ganz andere Erfahrung als etwa seine Kollegin Kerstin Ritter. „Ich bin den ganzen April über ausgebucht. Ich habe so viele Kunden, dass ich gar nicht alle bedienen kann.“ Hintergrund ist möglicherweise die Sorge vor einem neuen Lockdown. „Teilweise wollen Kunden ihre Termine vorziehen, da sie Angst haben, dass wir bald wieder schließen müssen.“