Gladbeck. Hotels und die Außengastronomie dürfen ab einem Inzidenzwert unter 100 ab Samstag wieder öffnen. So planen die Gastronomen in Gladbeck.
Für die Gastronomie in Gladbeck zeichnet sich ein kleiner Hoffnungsschimmer ab in der Corona-Krise. Außengastronomie und Cafés sollen bei einer Inzidenz unter 100 – über mindestens fünf Tage – bereits ab Samstag wieder öffnen dürfen. Doch lohnt sich eine solche eingeschränkte Öffnungsmöglichkeit überhaupt? Es gibt auch kritische Stimmen.
„Für die großen Betriebe mit großer Außengastronomie, für Wittringen zum Beispiel, ist das auf jeden Fall eine Chance“, sagt Jovan Gajic. Sein Restaurant Jammerkrug in der Innenstadt verfügt aber nur über eine kleine Terrasse. Zehn Tische passen dort hin. „Keine Ahnung“, sagt er, „ob sich das für kleinere Betriebe wie uns lohnt.“ Außerdem seien auch noch zu wenig Informationen über die einzuhaltenden Regeln bei einer Öffnung der Außengastronomie bekannt. „Wie groß muss der Abstand zwischen den Tischen sein? Kann ich deshalb vielleicht noch weniger Tische als meine zehn aufstellen? Wie soll die Registrierung der Gäste erfolgen? Im Moment weiß ich einfach noch nicht genug über die Rahmenbedingungen“, sagt der erfahrene Gastronom.
SPD fordert Hilfe von der Stadt
Die Corona-Pandemie stürzt viele Branchen in eine existenzbedrohende Krise – darunter auch die Gastronomie, so die SPD. Daher regt sie an, auch für das Jahr 2021 die Gebühren für die Außenbereiche zu erlassen.
„Wir hoffen, dass die Inzidenzwerte in den nächsten Wochen durch den Lockdown und die steigende Impfquote sinken werden. Der Gladbecker Gastronomie muss dann ein richtiger Neustart ermöglicht werden. Das bedeutet für uns auch, dass die Stadt auf die Gebühren für die Außengastronomie verzichtet und zusätzliche öffentliche Flächen für die Außenbereiche kostenlos zur Verfügung stellt. Das war im letzten Jahr schon eine gute Hilfe und soll auch dieses Jahr fortgeführt werden“, so Ratsherr Dustin Tix.
Viele Fragen sind noch offen. Was ist, wenn es etwa regnet?
Generell versteht er aber auch die Einschränkung der Öffnung nur im Außenbereich nicht. „Wir haben alle sehr gute Hygienekonzepte für unsere Restaurants, die auch viel Geld gekostet haben. Was spricht also dagegen, komplett zu öffnen?“, fragt er sich. Den Gang zur Toilette im Gastraum könne er den Gästen ja auch nicht verwehren. Und: „Was ist, wenn das Wetter richtig schlecht wird, muss ich die Leute dann nach Hause schicken, obwohl sie noch nicht mit dem Essen fertig sind?“ Für Jovan Gajic macht das alles wenig Sinn. Auf der anderen Seite weiß er aber, dass viele seiner Stammgäste die Öffnung schon seit langem herbeisehnen. „Das bekommen wir immer wieder zu hören, wenn wir Essen liefern.“
Für Jovan Gajic ist das ein wichtiger Grund, doch über eine Öffnung nachzudenken. Er will seinen Außenbereich deshalb auch auf jeden Fall mit einer großen Markise ausstatten, um seine Gäste besser schützen zu können als das bislang mit Sonnenschirmen möglich ist. „Die für die Genehmigung notwendigen Anträge liegen der Stadt auch schon eine ganze Weile vor, aber bislang habe ich noch nichts gehört.“ Das ärgert Gajic besonders deshalb, weil die Stadt den Gastronomen ja in der Pandemie die bestmögliche Unterstützung zugesagt hat, gerade was die Möglichkeiten der Außengastronomie angeht. „Wenn die Genehmigung für die Markise mich aber erst im Herbst erreicht, nutzt mir das gar nichts.“
Gastronom: Es wird Zeit, die Menschen sehnen sich danach, etwas anderes zu erleben
Ob Wolfgang Thesing, Inhaber von Thesings Marktstübchen, sein Lokal wieder öffnen wird, sei vom Wetter abhängig. „Wenn es beständiger und konstant wärmer wird, sind wir auf jeden Fall dabei.“ Denn es werde Zeit, dass die Gastronomie wieder öffnen darf. „Man merkt, dass die Menschen verdrossen werden. Sie wollen mal wieder raus, etwas anderes sehen.“ Der Gastronom merke es unter anderem daran, dass diejenigen, die ihre Speisen derzeit bei ihm bestellen, gerne mal ein paar Minuten früher kommen, einfach, um mal wieder quatschen zu können. „Ich gehe davon aus, dass wir gerade zu Beginn unserer Öffnung wieder viel zu tun haben werden.“ Bis auf zehn Tische kann er seinen Betrieb auf der Terrasse ausweiten.
Allerdings gibt es auch für Wolfgang Thesing noch einige offene Fragen. „Wie sieht es mit der Kontrolle aus, ob jemand geimpft, genesen oder negativ getestet ist?“, fragt er sich. „Das wird ein riesen Aufwand, dafür alleine brauche ich schon einen Mitarbeiter.“ Diese Frage stellt ihn im Moment vor die größten Herausforderung. Alles andere, Terrasse herrichten, Speisekarte umstellen, Personal aus der Kurzarbeit zurückholen, sei problemlos machbar. „Ich bin seit fast 50 Jahren Gastronom, ich weiß, wie ich was zu tun habe.“
Seki Numanovic, Geschäftsführer der Alten Post, freut sich, künftig wieder Menschen in seinem Lokal zu sehen, „und nicht nur Verpackungen“, die er für den Liefer- und Abholdienst braucht. „Es freut sich auch sicher jeder Gladbecker, bald mal wieder im Biergarten sitzen zu dürfen.“ Sorgen machen ihm jedoch zwei Unsicherheiten: das Wetter und die Inzidenz. Er fürchtet, auf Kosten für Lebensmittel und Personal sitzen zu bleiben, sollte es mal regnen, oder die Inzidenz wieder über 100 liegen. Für Numanovic gilt es nun noch einiges vorzubereiten. „Der Einkauf steht an, ich muss eine neue Karte schreiben. Da ist einiges an Logistik erforderlich.“