Gladbeck. Kreis Recklinghausen prüft das Verhalten von Gladbecks Ex-Bürgermeister Ulrich Roland. Es geht um den vermeintlichen Schwarzbau seines Sohnes.

In der vermeintlichen Schwarzbau-Affäre Till Roland hat die Kreisverwaltung Recklinghausen als Untere Kommunalaufsicht ein laufendes Verfahren bestätigt, in dessen Fokus der ehemalige Bürgermeister Ulrich Roland steht. Auch Gladbecks Ex-Bürgermeister selbst bejahte dies auf Anfrage der WAZ.

Es geht um das Verhalten des ehemaligen Stadtoberhauptes als Chef der Stadtverwaltung, als im vergangenen Sommer dem Baudezernat die möglichen Schwarzbau-Aktivitäten seines Sohnes Till Roland, selbst Mitarbeiter der Bauverwaltung, bekannt wurden. Zu dem Zeitpunkt war Ulrich Roland, der nach der Kommunalwahl am 1. November ausschied, noch im Amt. Die Kreisverwaltung bestätigte, dass sie mit der Angelegenheit befasst sei und Fachleute die Aktenlage prüften. Mit Hinweis auf das laufende Verfahren wollte sich Kreissprecherin Lena Heimers aber nicht weiter äußern.

Ulrich Roland selbst bat im Februar die Kommunalaufsicht um Prüfung

Der ehemalige Gladbecker Bürgermeister Ulrich Roland hat die Kommunalaufsicht selbst eingeschaltet.
Der ehemalige Gladbecker Bürgermeister Ulrich Roland hat die Kommunalaufsicht selbst eingeschaltet. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Auch bei der Bezirksregierung in Münster sei der Fall „aufgeschlagen“, wie Sprecher Ulrich Tückmantel auf Anfrage bestätigte. Aus Gründen der Zuständigkeit sei der Fall an die Kreisverwaltung Recklinghausen verwiesen worden, die für mögliche Disziplinarverfahren in erster Instanz zuständig sei. Nach WAZ-Informationen ist das Verfahren inzwischen über die Stufe der anfänglichen Prüfphase hinaus.

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Ex-Bürgermeister Ulrich Roland sagte im Gespräch mit der WAZ, er selbst habe im Februar, nachdem der Fall öffentlich bekannt geworden war, die Prüfung bei den Kommunalaufsichten eingeleitet – „um Klarheit zu bekommen“, nachdem behauptet worden sei, „jemand habe seine schützende Hand“ in der Stadtverwaltung über seinen Sohn Till Roland gehalten.

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Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen Till Roland mit Bußgeldzahlung abgeschlossen

Ulrich Roland betonte im WAZ-Gespräch, dass im Sommer 2020, als die Bauaktivitäten seines Sohnes in der Behörde bekannt wurden, „alle Mechanismen nach Recht und Gesetz gegriffen haben“. Er weist auf eine Stilllegungsverfügung der Baustelle hin, „die im Juni erteilt wurde“. In Absprache mit dem Amt sei auch zurückgebaut worden. Und es sei ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet worden, das inzwischen mit der Verhängung eines Bußgeldes beendet worden sei. Es laufe noch ein Verfahren zur Prüfung, was von dem gebliebenen Anbau an das Wohnhaus seines Sohnes stehen bleiben dürfe.

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Den Abschluss des Ordnungswidrigkeitsverfahrens gegen Till Roland bestätigte die Stadtverwaltung. In Kürze solle ein Bauantrag für das eingereicht werden, was als genehmigungsfähig angesehen werde, so Christiane Schmidt, Kommunikationschefin im Rathaus. Zu weiteren Details des laufenden Bauverfahrens könne sich die Stadtverwaltung nicht äußern.

Stadt Gladbeck hält sich mit Äußerungen zum Fall Roland zurück

Im Rathaus der Stadt Gladbeck hält man sich bedeckt mit Äußerungen zum Fall Roland.
Im Rathaus der Stadt Gladbeck hält man sich bedeckt mit Äußerungen zum Fall Roland. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Und ob der damalige Bürgermeister sich, als der vermeintliche Schwarzbau-Fall in der Verwaltung bekannt wurde, an Recht und Gesetz gehalten habe, werde das Ergebnis des derzeit laufenden Verfahrens des Kreises Recklinghausen sein. Noch offen sei, so Schmidt, auch die von Bürgermeisterin Weist eingeleitete Prüfung des Falles durch das Rechnungsprüfungsamt, wo es um das angemessene Verhalten der Stadtverwaltung im Umgang mit Till Roland geht. Personalbedingt könne das Rechnungsprüfungsamt – die Innenrevision der Verwaltung – seinen Bericht allerdings erst Ende Juni vorlegen. Erst dann werde sich die Stadt generell zu dem Fall äußern.

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Gerüchte, wonach Till Roland für seinen Anbau ohne Baugenehmigung einen Kredit der Sparkasse Gladbeck erhalten habe, dessen Verwaltungsratschef zu diesem Zeitpunkt der heutige Ex-Bürgermeister Ulrich Roland war, wollte Sparkassenchef Marcus Steiner nicht kommentieren. Steiner stellte klar, „dass grundsätzlich keine öffentlichen Auskünfte zu Kunden oder Nichtkunden der Sparkasse erteilt werden. Das unterliegt dem Bankgeheimnis.“ Er wies allerdings darauf hin, dass für Baukredite für einen Neubau oder den Kauf einer Immobilie eine Baugenehmigung vorgelegt werden müsse, für einen Modernisierungskredit oder für eine kleinere Bautätigkeit nicht.

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Gladbecks Kommunalpolitik will die Prüfberichte abwarten

Bedeckt hält sich auch die Lokalpolitik mit Äußerungen. „Das ist eine sehr delikate Angelegenheit“, so CDU-Fraktionsvorsitzender Peter Rademacher, zu der sich seine Fraktion erst nach den Prüfberichten äußern werde. „Im Sinne der Bürgerschaft sollte es größtmögliche Transparenz und völlige Aufklärung des Falls geben.“ SPD-Fraktionschef Wolfgang Wedekind spricht von einem „brisanten Sachverhalt“, der gewissenhaft und fehlerfrei aufgearbeitet werden müsse, bevor man Stellung beziehe. Auch Linke-Fraktionschef Olaf Jung will vor einer Bewertung erst belastbare Informationen abwarten.

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