Gladbeck. In Gladbecker Parks häufen sich in letzter Zeit offensichtlich Gewaltvorfälle unter Kindern und Jugendlichen. Diese Maßnahmen werden ergriffen.
Vorfälle von Gewalt unter Jugendlichen und Kindern an öffentlichen Freizeitanlagen scheinen sich derzeit in Gladbeck zu häufen. Einige haben bereits Angst, etwa zum Skaterpark in Butendorf zu gehen. Erst in der vergangenen Woche hatte es dort wieder eine brutale Auseinandersetzung gegeben. Auch die Politik und der Krisenstab der Stadtverwaltung beschäftigen sich jetzt mit dem Thema.
Es gebe einige Jugendliche, die nicht zum Skaten kommen, sondern dort nur abhängen würden, bewusst Streit suchten und „die jemanden schlagen wollen“, so ein Zwölfjähriger, mit dem die WAZ in der vergangenen Woche ins Gespräch kam, als Bürgermeisterin Bettina Weist im Skaterpark Butendorf das neue, stadtweite Streetworker-Projekt vorgestellt hatte. Bei in Coronazeiten eingeschränkter Öffnung von städtischen Freizeittreffs, Kinos und Cafés sollen sie den Kontakt zu Kindern und Jugendlichen an öffentlichen Treffpunkten intensivieren.
Reizgas, Faustschläge, Bedrohung und Raub mit vorgehaltener Waffe
Ein 16-Jähriger berichtete der WAZ, dass er selbst schon mit der Faust ins Gesicht getroffen wurde, sich nur noch auf die Anlage traue, wenn er sehe, „dass viele Freunde oder Erwachsene da sind“. Kein Einzelfall jugendlicher Gewalt, wie der Blick in die Polizeimeldungen diesen Monat zeigt: So wurden am 12. April drei Jugendliche (14, 15, 16) und ein Kind (12) im Skaterpark nach dem Angriff eines Jugendlichen durch Faustschlag und Reizgas verletzt. Am 13. April wurden am Nordpark-Sportplatz ein Junge (11) und ein Mädchen (12) beim Spielen von mehreren Jugendlichen mit einem Messer bedroht, ihr Ball zerstört. Die Kinder konnten flüchten. Am 21. April konnte die alarmierte Polizei zwei junge Männer (23, 24) aus Gladbeck festnehmen, die im Umfeld des Nordparks drei Teenager (17, 18) mit einem Messer bedroht, geschlagen und zur Herausgabe von Wertsachen gezwungen hatten.
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Am vergangenen Freitagnachmittag, 23. April, folgte dann wieder ein Angriff im Skaterpark. Der Freund (18) ihrer Tochter (15) sei einem Freund (16) zu Hilfe geeilt, „als er aus einer immer wieder Stress suchenden Clique, die auch Messer dabei hatten, angepöbelt und angegriffen worden ist“, berichtet Mutter Sina Mind. Der 18-Jährige sei nach einem Faustschlag vom Rädelsführer zu Boden gegangen, dort hätten zwei weitere Kumpane auf ihn eingetreten. Die Polizei bestätigt auf Nachfrage der WAZ den Vorfall, zu dem jetzt ermittelt werde. Ihre Tochter habe die Brutalität geschockt mit ansehen müssen und werde seitdem von Alpträumen gequält. Sie sei sehr dafür, „dass der Skaterpark von Streetworkern, Kommunalem Ordnungsdienst oder Polizei stärker in den Fokus genommen wird“, sagt Sina Mind. Vielleicht könne man „zur Abschreckung ja auch eine Zeit lang einen Sicherheitsdienst engagieren“, so die Gladbeckerin.
Keine Angsträume für Kinder und Jugendliche - SPD fordert einen Sachstandsbericht
Polizei will Treffpunkte im Blick behalten
„Der Bezirks- und Schwerpunktdienst sowie der Streifendienst der Polizei sucht bei schönem Wetter jetzt auch verstärkt die Punkte auf, wo sich viele Jugendliche aufhalten“, sagt Andreas Wilming-Weber, Leiter der Pressestelle der Polizei.
Sich angesichts coronabedingt weniger Freizeitangebote stärker im Freien zu treffen, sei okay. „Dabei müssen sich aber auch Jugendliche an die geltenden Regeln halten“, so Wilming-Weber. Straftaten würden selbstverständlich konsequent verfolgt.
Ob es sich in Gladbeck aktuell um eine zufällige momentane Häufung, oder um eine tatsächliche Zunahme von Gewalttaten unter Jugendlichen handele, müsse ausgewertet werden. Dabei gelte es auch eine längeren Zeitraum zu betrachten, „um eine belastbare Aussage zu erhalten“.
„Der Krisenstab der Stadt hat sich heute Morgen mit dem Thema beschäftigt“, so Pressesprecher David Hennig am Freitag auf Anfrage der WAZ. Am Mittwochabend sei der Skaterpark vom KOD geräumt worden, „weil sich dort deutlich mehr als 50 Personen teils ohne Schutzmasken und mit geringem Abstand zueinander aufgehalten haben“. Im Krisenstab seien nun vier Treffpunkte ausgemacht worden, „an denen bei schönem Wetter regelmäßig besonders viele Kinder und Jugendliche zusammenkommen“, so Hennig. „Das sind neben dem Skaterpark in Butendorf der Spiel- und Bolzplatz an der Hunsrückstraße in Rosenhügel, der Spielplatz am Nordpark und der Abenteuerspielplatz in Wittringen.“ Diese Treffpunkte werde man auch mit dem Ordnungsamt beobachten. Und um mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und Präsenz zu zeigen, sei festgelegt worden, „dass dort bis auf weiteres Streetworker bei schönem Wetter vor Ort sind“. Ein Sicherheitsdienst ist vorerst nicht geplant.
Die SPD hat indes einen Sachstandsbericht zum Thema beantragt. Das Vorzeigeprojekt Skaterpark dürfe nicht „zum Angstraum und Anlaufpunkt für Kriminalität und Verrohung werden“, so der jugendpolitische Sprecher, Ratsherr Benedikt Kapteina. Der Einsatz von Streetworkern sei ein guter und wichtiger Schritt, um die Situation zu verbessern und Kinder und Jugendliche zu unterstützen. Ungeachtet dessen beobachte die SPD in den vergangenen Wochen und Monaten eine Zunahme von Auseinandersetzungen auf und an dem Areal. „Die letzten Monate der Pandemie haben gezeigt, dass insbesondere Kinder und Jugendliche unter den Einschränkungen des öffentlichen Lebens leiden. Wir sind in Sorge, dass es auch in Gladbeck vermehrt zu Übergriffen unter Kindern und Jugendlichen, insbesondere in Freizeiteinrichtungen wie dem Skatepark, kommt“, so Kapteina.