Gladbeck. Kreisverwaltung Recklinghausen legt zum ersten Mal konkrete Zahlen vor. Die Sanierung des Kreishauses wird demnach deutlich teurer als geplant.

Zum ersten Mal liegen konkrete Kostenschätzungen auf dem Tisch: 85 Millionen Euro soll – Stand heute – die Sanierung des Kreishauses in Recklinghausen kosten. Doch in der Zeit zwischen dem Baustart (Anfang 2023) und der Fertigstellung (Ende 2027) kalkuliert die Kreisverwaltung mit jährlichen Baupreissteigerungen von vier Prozent und kommt deshalb am Ende auf einen Betrag von 99 Millionen Euro.

Die Sanierung wird damit wesentlich teurer und komplexer als ursprünglich geplant. „Sanierung auf Sparflamme“ statt eines Neubaus, das war im Jahr 2018 die Forderung des Bürgerbegehrens, der sich der Kreistag anschloss. Die Kosten für die Behebung „sicherheitsrelevanter Mängel“ bezifferte die Kreisverwaltung mit 34,2 Millionen Euro. Doch das gut 40 Jahre alte Gebäude ist so marode, dass es nach Einschätzung von Gutachtern von Grund auf angepackt werden muss. So seien zum Beispiel 96 Tonnen Regenwasser durch das undichte Flachdach in die Dämmung eingedrungen. Und auch die Fassade habe ihre technische Lebensdauer erreicht, was in Undichtigkeiten, Korrosionsschäden und Wärmebrücken zum Ausdruck komme. Ersatzteile für die Fenster seien zudem nicht mehr erhältlich.

Kreisdirektor: „Wir beschränken uns auf die notwendigen Maßnahmen. Das wird keine Luxus-Sanierung“

Der Kreistag hat in den Jahren 2019/2020 bereits die Erneuerung der Heizungsanlage und die Dachsanierung beschlossen. Im Herbst/Winter dieses Jahres soll das Kreisparlament den umfassenden Baubeschluss fassen – mit Fassaden- und Fenstererneuerung. In diesen Tagen sind Kreisdirektor Roland Butz und Fachdienstleiter Christian Kappenhagen damit beschäftigt, den Fraktionen die Sanierungspläne und Kostenschätzungen vorzustellen und um Zustimmung zu werben. „Wir beschränken uns auf die notwendigen Maßnahmen. Das wird keine Luxus-Sanierung“, betont Butz.

Auch das Klima soll von der (energetischen) Sanierung profitieren. Mehr als 370 Tonnen CO2 könnten pro Jahr eingespart werden, heißt es in einer Kreis-Präsentation. Dachbegrünung, Fotovoltaikanlage und Regenwasserabkopplung sind weitere Stichworte. Auch die Betriebskosten sollen sinken. 100.000 Euro könnten jährlich an Energie eingespart werden, erläutert Butz. Durch effizientere Raumzuschnitte möchte die Verwaltung zudem das Angebot an Büroflächen um bis zu zehn Prozent erweitern. Das biete die Möglichkeit, Nebenstellen der Kreisverwaltung im Recklinghäuser Stadtgebiet aufzulösen und die Mietkosten entsprechend zu senken.

Die Sanierung soll in vier bis fünf Bauabschnitten erfolgen. Jedes Bauteil wird dafür sukzessive freigezogen. Die Mitarbeiter werden vorübergehend in einer angemieteten Immobilie in der Nähe des Kreishauses untergebracht. Finanziert werden soll die Sanierung aus Krediten und Eigenmitteln. Die Städte, die den Kreis mitfinanzieren, – darunter Gladbeck – werden mit den Kosten direkt nicht belastet. Allerdings werden die auf rund 60 Jahre gestreckten Abschreibungen über die Kreisumlage abgerechnet. Das macht laut Verwaltung für alle zehn Städte zusammen rund 1,5 Millionen Euro im Jahr aus.