Gladbeck. Nachwuchskräfte unterstützen die Streetwork-Arbeit. Sie ist in Corona-Zeiten noch wichtiger geworden. Das sagen junge Gladbecker zum Projekt.

Um die Kinder und Jugendlichen dort anzusprechen und zu unterstützen, wo sie sich in ihrer Freizeit aufhalten, gibt es in Gladbeck nun Verstärkung für Streetwork, die Arbeit der Sozialarbeiter auf Straßen, Spielplätzen und Grünanlagen in den Stadtteilen. Denn genau das ist gerade in Zeiten von Corona noch wichtiger geworden.

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„Wir gehen jetzt nach draußen, um überhaupt eine größere Anzahl Jugendlicher und Kinder zu erreichen“, erklärt Jochen Valtink. Denn das sonst niederschwellige Freizeitangebot, einen der Offenen Jugendtreffs in der Nachbarschaft aufsuchen zu können, stehe mit den Coronaschutzbestimmungen ja nur sehr beschränkt zur Verfügung, so der Jugendarbeiter im Freizeittreff Brauck. Sascha Reichelt vom Maxus in Mitte Ost macht es deutlich: „Pro Gruppe dürfen wir jetzt nur fünf Kinder in die Einrichtung lassen. Und die müssen sich auch noch vorher angemeldet haben.“ Zudem sei es so, ergänzt Iris Berger, Abteilungsleiterin Jugendförderung im Jugendamt, „dass sich Kinder gut an die Treffs anbinden lassen, was im Jugendalter aber zunehmend nachlässt“.

Das Landesjugendamt fördert das Projekt in Gladbeck

Immerhin schon größer als ein Longboard: Nachwuchsskater Oliver (5) besuchte mit seiner Mama den Skaterpark. Zur Freude von Bürgermeisterin Weist (l.) und Iris Berger.
Immerhin schon größer als ein Longboard: Nachwuchsskater Oliver (5) besuchte mit seiner Mama den Skaterpark. Zur Freude von Bürgermeisterin Weist (l.) und Iris Berger. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

In Kooperation mit den Falken (Maxus) und der Evangelischen Kirche stärkt Bürgermeisterin Bettina Weist jetzt die aufsuchende Kinder- und Jugendarbeit. „Das habe ich im Wahlkampf versprochen“, sagt Weist beim Pressetermin inmitten des quirligen Treibens von Skatern und Bikern auf der Freizeitanlage im Bürgerpark Butendorf.

Über das Landesjugendamt sind so finanzielle Mittel beantragt worden, um zusätzliche Kräfte anstellen zu können, die das Streetworking in Gladbeck unterstützen. Vorrangig junge Leute wurden gesucht, um altersgemäß nahe an den Klienten sein zu können. Streetworker-Nachwuchs, der zudem in dem Bereich studiert oder eine Ausbildung machen. Zum Beispiel Noah Waleczek. „Ich absolviere zurzeit meine Erzieherausbildung mit Abi an der Johannes-Kessels-Akademie und werde dieses Jahr fertig“, so der 22-Jährige. Kontakt zu den Falken habe er aber schon selbst als Kind- und Jugendlicher gehabt. Für ihn bringt der stundenweise Streetwork-Nebenjob auf 450-Euro-Basis auch Praxiserfahrung für die weitere berufliche Tätigkeit.

Die vier Streetworker-Teams haben sich die besuchten Stadtteile aufgeteilt, „aber es gibt auch Überschneidungen und Treffs wie die Skateranlage, wo Jugendliche aus verschiedenen Stadtteilen zusammenkommen“, so Henning Puch vom Treff Teestube Rosenhügel der Ev. Kirche in Gladbeck. Daher arbeiteten die Streetworker auch stadtteilübergreifend zusammen, „dabei können wir auf ein Netzwerk bauen, dass es schon seit 20 Jahren gibt und das wir weiter ausdehnen“.

Streetworker wollen Fürsprecher für junge Gladbecker sein

Eine der wenigen geöffneten Einrichtungen in Gladbeck, um sich als Jugendlicher in Coronazeiten auch körperlich auszupowern: Der Sakterpark in Butendorf.
Eine der wenigen geöffneten Einrichtungen in Gladbeck, um sich als Jugendlicher in Coronazeiten auch körperlich auszupowern: Der Sakterpark in Butendorf. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Zum Ausbruch der Corona-Pandemie sei es zunächst darum gegangen, über Streetworker auch die Jugendlichen dafür zu sensibilisieren, welche Schutzmaßnahmen gelten und eigenhalten werden müssen, erzählt Jochen Valtink. „Wir wollen aber keine Kontrolleure, sondern Fürsprecher für junge Gladbecker sein und ihnen unsere Hilfe anbieten.“ Direkte sichtbare und greifbare Hilfe, indem die Streetworker unaufdringlich aber eben genau da sind, wo sich Jugendliche aufhalten.

Für viele Jugendliche sei es wichtig, „einen Ort zu haben, wo sie sich aufhalten und treffen können“, berichtet Sascha Reichelt. In Coronazeiten stünden Freizeittreffs, Cafés, Kinos und Sportvereine ja leider nicht als Freizeitgestaltung zur Verfügung. So seien neue Treffs entstanden, wie im Bereich der Humboldt-Buchhandlung. Diese könnten dann aber zu Konflikten mit den Anwohner führen. Hier wäre Gelegenheit, die Streetworker als Fürsprecher einzusetzen. Etwa um Verständnis für die Situation der Jugendlichen zu wecken, oder auch um Regeln abzusprechen, etwa den Treffpunkt sauber zu halten und ab einer gewissen Uhrzeit leiser zu sein.

Die Streetworker sind auch ein Sicherheitsaspekt

Seit 1. März sind die Teams auf Tour

Mit erfahrenen Kräften und auch alleine gehen so vier neue Nachwuchs-Streetworker bereits seit dem 1. März auf Tour, um mit Kindern und Jugendlichen in den Stadtteilen in Kontakt zu kommen. Sie entlasten dabei auch die stationären Freizeittreffs, die zusätzlich öffnen können. Die finanzielle Förderung durch das Landesjugendamt gilt zunächst für ein Jahr, sie kann aber verlängert werden.

Konkret sind folgende Teams (meist Mittwoch- und Freitagnachmittag) unterwegs, die auch telefonisch erreicht werden können. Jochen Valtink mit Eileen Moschkau in Butendorf und Brauck (Tel. 0163-3052094); Sascha Reichelt mit Noah Waleczek in der Stadtmitte (01573-5652396); Henning Puch mit Tristan Korth in Zweckel, Schultendorf und Rosenhügel (0177-8959547); sowie Nils Eickelkamp mit Stefanie Krüger in Rentfort (01573-9118336).

Cecille kommt regelmäßig zum Skaten in den Bürgerpark in Butendorf. Sie finde das „okay, dass die Streetworker hierhin kommen“, sagt die 15-Jährige. „Dann hat man jemanden zum Ansprechen, wenn man möchte.“ Ja, einfach mal miteinander zu quatschen, das finden auch Sean (16) und Nico (15) gut. Dabei können die Streetworker auch mitnehmen, was die Biker und Skater sich an Verbesserungen für die Anlage wünschen: „Einen besseren Bodenbelag und neue, fehlende Geräte wie eine Funbox oder einen Flyer.“

Einen weiteren Aspekt nennen die Biker, warum die Streetworker gerne gesehen sind: den Sicherheitsaspekt. „Es gibt immer wieder Jugendliche, die hierher kommen, um Stress zu suchen, weil sie jemanden schlagen möchten“, erzählt Elias (12). Das sei ihm auch schon passiert, sagt Sean: „Alleine bleibe ich hier gar nicht mehr, und schaue jetzt zuerst immer, ob viele befreundete Skater und Biker oder auch Erwachsene da sind.“