Gladbeck. Der Ärztliche Direktor der Katholische Kliniken ist besorgt über die sich verschärfende Lage. Zunehmend erkranken auch junge Menschen schwer.

Dr. Heinz-Dieter Oelmann, der Ärztliche Direktor der Katholischen Kliniken Emscher-Lippe, ist besorgt. Seit einigen Tagen steige die Anzahl der Corona-Patienten auf der Isolier- und Intensivstation am St. Barbara-Hospital in Gladbeck stetig. Es handele sich dabei auch nicht um eine Welle, sondern eher um eine rasch ansteigende Flut, so der Mediziner im Gespräch mit der WAZ.

Der Chefarzt schilderte seine Befürchtungen unmittelbar vor einer Videokonferenz zur Corona-Lage, zu der die Bezirksregierung die Ärztlichen Chefs der Kliniken im Zuständigkeitsgebiet eingeladen hatte. Auch dabei ging es um die Abschätzung zur medizinischen Beherrschbarkeit der steigenden Infektionszahlen. Anfang der vergangenen Woche sei die Lage am Barbara-Hospital noch relativ entspannt gewesen, schildert Oelmann dazu der WAZ, „mit insgesamt fünf Covid-Patienten auf der Isolierstation“. Jetzt sehe die Lage schon wieder ganz ander aus, „mit weit mehr als 20 Patienten“ und die Zahl steige stetig weiter. „Was jetzt genau auf uns zukommt wissen wir nicht“, sagt Oelmann. „Wir wissen aber, dass die Virusmutationen noch ansteckender sind und zunehmend auch junge Menschen erkranken und behandelt werden müssen“.

Impfquote liegt inzwischen bei 16,9 Prozent

Die Impfquote im Kreis Recklinghausen liegt inzwischen bei 16,9 Prozent. Nach heutigem Stand sollten 70 Prozent der Bevölkerung eine Immunität entwickelt haben, um die Pandemie einzudämmen, so die Kreisverwaltung.

104.092 Menschen wurden bisher geimpft. 68.688 Menschen haben erst eine Impfung bekommen, 35.404 haben auch bereits die zweite Spritze erhalten.

Auswirkungen von Lockerungen zeigen sich erst nach einiger Zeit im Krankenhaus

Erfahrungsgemäß würden sich die pandemischen Auswirkungen der Lockerungen der Schutzbestimmungen mit Schulöffnung vor den Osterferien erst jetzt mit einiger Verzögerung zeigen. Die Entscheidung der Landes- und Schulpolitik hatte Oelmann angesichts der steigenden Inzidenzen bereits in der WAZ vor dem Ferienstart als „bescheuert“ kritisiert.

Dr. Heinz-Dieter Oelmann, Ärztlicher Direktor im St. Barbara-Hospital, sagt: „Ja, ich bin für eine harten Lockdown“.
Dr. Heinz-Dieter Oelmann, Ärztlicher Direktor im St. Barbara-Hospital, sagt: „Ja, ich bin für eine harten Lockdown“. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Und trotz der vielen behandelten Fälle sei die Covid-Infektion eine Erkrankung mit immer wieder überraschenden Veränderungen, „bei der die gesundheitliche Situation des Patienten oft sehr rasch kippt“. So könne ein im Krankenhaus behandelter Patient eine Woche lang relativ stabil sein und man denke, alles im Griff zu haben, „und plötzlich ändert sich das Krankheitsbild innerhalb von 24 Stunden dramatisch“. Insgesamt 31 Betten für Corona-Patienten werden auf der Isolierstation vom St. Barbara vorgehalten. Sechs Beatmungsplätze stehen auf der Intensivstation bereit. Kapazitäten, die im Krisen-Notfall noch ausgeweitet werden könnten.

Ob er als Mediziner angesichts der Befürchtungen um die Beherrschbarkeit der Infektionslage einen wieder verschärften Lockdown für richtig hält? Das größte Problem, das wohl alle am Kurs der Politik haben, sagt Dr. Oelmann, sei, „dass dahinter kein klares Muster zu erkennen ist“. Beschäftigte wie Verantwortliche in den Krankenhäusern wünschten sich eine klarere Strategie der Politik. Aus medizinischer Sicht sei seine Meinung eindeutig: „Ja, ich bin für eine harten Lockdown“, sagt Dr. Heinz-Dieter Oelmann.