Gladbeck. Der Willy-Brandt-Platz vor dem Rathaus war einst ein pulsierender Verkehrsknotenpunkt. In den 90er Jahren entstand die heutige Platzstruktur.

Er war nicht die historische Mitte der Stadt, sehr wohl aber über viele Jahre der Verkehrsknotenpunkt und ist nun seit vielen Jahren der Wohlfühlraum in Gladbeck. Der Rathausplatz – offiziell natürlich Willy-Brandt-Platz – hat sich längst zur guten Stube der Stadt gemausert. Man denke nur ans Stadtpicknick zwei Wochen zum Stadtjubiläum.

Kaum zu glauben, dass noch bis Anfang der 90er Jahre von allen Seiten Autos bis zum Rathaus vordrangen. Ganz zu schweigen von den 70er Jahren, als auf der Mittelinsel vor dem Café Feldhaus (ab 1974 Schwarte) sogar noch die Straßenbahnlinien 17 und 23 hielten und einen ihrer wichtigsten Zusteigepunkte hatten. Die Straße überquerte man als Fußgänger angesichts der Autoflut tunlichst nur, wenn das grüne Männchen auf der Ampel erschien. Und auf dem kleinen Platz vor dem Rathauseingang drängten sich in der Adventszeit mehrfach die Buden des Weihnachtsmarktes, alles schien voll und äußerst geschäftig – eine Stadt im Trubel der 70er.

Anfang der 90er Jahre wurde der Platz erstmals für den Verkehr gesperrt

So soll der Willy-Brandt-Platz nach dem Aufhübschen aussehen.
So soll der Willy-Brandt-Platz nach dem Aufhübschen aussehen. © lindschulte+Kloppe

Vom Platz, wie man ihn heute kennt, keine Spur. Wie groß war das Geschrei, als dann 1990 zu einem der ersten Appeltatenfeste erstmals eine Verkehrssperrung getestet wurde – eine Totalsperrung. Nach den Erfahrungen und Debatten dieses Tests wurde 1991 probeweise eine Sperrung mit Nord-Süd-Öffnung und Ableitung des Verkehrs aus der Rentforter Straße in die Bottroper Straße eingeführt. Begleitet von erneuten Diskussionen. Am Ende, nämlich 1994, wurde diese Art der Verkehrsberuhigung aber per Ratsbeschluss festgeschrieben. Viele Autofahrer stöhnten anfangs über die Verkehrsführung, doch andererseits gewöhnte man sich daran, vielleicht nicht schnell, aber immerhin mit der Zeit...

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Schon 1995 war ein erster Umbau der Flächen zu einem Platz abgeschlossen – und die Wandlung von der Verkehrs- zur Aufenthaltsfläche. Zumindest im Großen und Ganzen – denn seit jener Zeit dürfen nach wie vor Linienbusse, Taxen und Rettungswagen in beiden Richtungen über den verkehrsberuhigten Bereich fahren sowie der Individualverkehr aus Richtung Postallee von Nord nach Süd. Störend wirken die Busse offenbar nicht allzu sehr, denn in der Außengastronomie des Rathauscafés Schwarte drängen sich bei schönem Wetter die Leute. Und auch die gastronomischen Nachbarn des Traditionscafés haben seit Jahr und Tag Tische und Stühle hinaus gestellt. Es ist hier – gegenüber vom Rathaus – so etwas wie Großstadt- oder Altstadtflair entstanden.

Der Platz wird in Kürze aufgehübscht und weiterentwickelt

Gern genutzt wird der Willy-Brandt-Platz als Treffpunkt beim Feierabendmarkt.
Gern genutzt wird der Willy-Brandt-Platz als Treffpunkt beim Feierabendmarkt. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Das Areal habe insbesondere, so hört man allenthalben, nach dem Bau des neuen Rathauses und der Ausweitung der Platzfläche im Jahr 2006 an Ausstrahlungskraft und an Aufenthaltsqualität gewonnen. 7000 Quadratmeter ist er groß, damit ist er einer größten Plätze der Stadt. Längst haben Veranstalter ihn als Eventfläche entdeckt. Ob Appeltatenfest, Nikolausmarkt, „Gladbeck karibisch“, Schützenfest oder beim Feierabendmarkt – er wird gern genutzt zum Feiern und Verwöhnen. Das historische Rathaus, die Architektur des neuen Rathauses, aber auch die mehr als 100 Jahre alten Häuser Schwarte und van Suntum tragen zum Flair des Platzes bei. Und inzwischen ist es schon Routine, den Platz bei Veranstaltungen für die Linienbusse und Rettungswagen zu sperren.

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Ändern könnte sich aber bald das Erscheinungsbild des Platzes – er soll deutlich aufgehübscht werden. Neues Pflaster, neues Mobiliar und mehr Grün sind vorgesehen. „Behutsame Weiterentwicklung“ nennt Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer die geplante Frischzellenkur für Gladbecks „gute Stube“, deren Kosten werden auf 2,1 Millionen Euro geschätzt werden. Der Platz soll nicht grundlegend umgebaut werden, aber doch modernisiert und aufgewertet werden. Grundsätzlich bleibt es bei der Funktion als wichtigster Platz für Freiluft-Veranstaltungen in der Stadt – aber Familienfreundlichkeit, Barrierefreiheit, Sicherheit und die Aufenthaltsqualität sollen gestärkt werden, so Kreuzer.