Gladbeck. Die Austritte aus den beiden Amtskirchen in Gladbeck liegen auf Vorjahresniveau. Es gibt keine Terminprobleme beim Amtsgericht Gladbeck.

In Gladbeck gibt es keine vermehrten Kirchenaustritte – ganz anders als in Köln oder Düsseldorf, wo im Zuge des Missbrauchsskandals viele Katholiken ihrer Kirche den Rücken kehren. Die Situation sei am Amtsgericht Gladbeck unverändert im Vergleich zu den Vorjahren, so Amtsgerichtsdirektor Bernd Wedig.

Der Austritt aus einer der Amtskirchen muss grundsätzlich am Amtsgericht erklärt werden (kostet auch eine Gebühr von 30 Euro). Und auch in Corona-Zeiten sei dafür, so Wedig, das persönliche Erscheinen der Antragsteller erforderlich und auch möglich unter Einhalten von Corona-Schutzmaßnahmen und der Hygieneregeln. Allerdings sei eine Terminvereinbarung erforderlich (02043 697-161 oder auf der Website des Amtsgerichtes unter ag-gladbeck.nrw.de.

Im Jahr 2020 traten 294 Gladbecker aus einer der zwei Amtskirchen aus

Aus den vergangenen Wochen seien keine Auffälligkeiten oder eine stärkere Termin-Nachfrage bekannt, bestätigte der Amtsgerichtsdirektor auf Anfrage der WAZ. „Bei uns gibt es auch keine Wartezeiten.“

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In diesem Jahr sei es bislang zu rund 40 Kirchenaustritten gekommen – etwa das Niveau des Vorjahres. Im gesamten Jahr 2020, so Wedig, hat das Amtsgericht insgesamt 294 Kirchenaustritte registriert. Allerdings unterscheidet das Amtsgericht die Austritte nicht nach Art der Konfession. Demnach sei unklar, wie viele der Austritte aus der katholischen Kirche erfolgten. Auch ist dem Amtsgericht nicht klar, ob und in welcher Anzahl Gladbecker auch den Weg über einen Notar nutzen, um aus der Kirche auszutreten.

Ruhrbistum Essen nimmt derzeit keine Austrittswelle wahr

Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck spricht sicht für eine Neubewertung der Homosexualität aus.
Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck spricht sicht für eine Neubewertung der Homosexualität aus. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Auch dem Ruhrbistum Essen sind im Zuge des Missbrauchsskandals in Köln keine vermehrten Kirchenaustritte bekannt geworden. „Es gibt keine Auffälligkeiten, weder für Gladbeck noch für das ganze Bistum“, so Bistumssprecher Ulrich Lota zur WAZ. Die offiziellen Zahlen über Kirchenaustritte veröffentlicht die katholische Kirche erst zur Jahresmitte – und auch nur für das vergangene Jahr.

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Lota sagte, es habe im Zuge des Missbrauchsskandals in Köln auch kaum kritische Reaktionen oder Anrufe von Gläubigen in der Bistumszentrale gegeben. „Im Gegenteil: Nach der deutlichen Positionierung von Bischof Overbeck zum Thema ,Segnung von Homosexuellen’ habe es sogar positive Rückmeldungen gegeben. Overbeck hat für eine „kirchliche Neubewertung der Homosexualität“ ausgesprochen und am Wochenende die Pfarreien angeschrieben. Die kirchliche Lehre verlange „dringend eine erweiterte Sichtweise auf die menschliche Sexualität“, schreibt Overbeck in dem Brief. Dabei brauche es „eine ernsthafte und zutiefst wertschätzende Neubewertung der Homosexualität“.

„Die katholische Kirche steckt in einer tiefen Krise, das kann man nicht wegreden“, bedauert Lota. „Wir sind in einem Veränderungsprozess, aber das wird ein schwieriger Prozess.“