Gladbeck. In den goldenen 20er-Jahren wurde der Jovypark gebaut – als Zeichen urbaner Dynamik. Warum der kleine Park bis heute so beliebt ist in der Stadt.
Den Jovypark kann man vor allem wegen seines kleinen Teiches mit den Wasserfontänen und der Pergola als „typisch Gladbeck“ bezeichnen. Sämtliche Generationen in der Stadt kennen ihn, wie er da seit Jahrzehnten als parkähnliche Anlage an der Schützenstraße, als grüner Flecken mitten in der City liegt. Auch wenn er bald 100 Jahre alt wird, ist er noch heute stadtprägend, eine der guten Stuben Gladbecks. Erst 2014 hat die Stadt ihm noch einmal neuen Schliff gegeben.
Der Jovypark in Gladbeck – in den 20er-Jahren ein Vorzeigeprojekt moderner städtebaulicher Entwicklung
Er galt seinerzeit, bei seinem Bau in den 20er Jahren, als Beispiel für die urbane Dynamik der jungen Stadt Gladbeck, als Vorzeigeprojekt moderner städtebaulicher Entwicklung. Der Jovypark an der Schützenstraße hat immer noch etwas von einer Postkartenidylle, von einem Wohlfühlplatz, zwar mit dem Charme vergangener Jahrzehnte, aber durchaus anziehend. An ihm schienen lange alle Veränderung vorbei gezogen zu sein, er hatte etwas von ewiger Beständigkeit, bis die Stadt ihn vor einigen Jahren aufmöbelte.
Die Stadt möbelte 2014 die Grünanlage an der Schützenstraße kräftig auf
Ein gutes halbes Jahr wurden behutsam die Wege, die Zugänge und die Aufenthaltsflächen im Park erneuert. Dunkle und dichte Gehölzbestände verschwanden, damit wurden gleichzeitig Angsträume beseitigt, wie es von den Grünplanern hieß. Auch ein ganz neuer Weg wurde gebaut – auf dem Trampelpfad, der sich über Jahre aus Gewohnheit regelmäßiger Parkgänger gebildet hatte.
Nach der Auffrischung präsentiert sich der Park auch barrierefrei. Neue Bänke laden an neuen Aufenthaltsflächen zum Verweilen ein. Offensichtlich hat sich der Aufwand, immerhin für gut 150.000 Euro, gelohnt, denn das Rathaus registriert „eine deutlich stärkere Nutzung durch die Bürger“, die mehr Zeit im Park verbringen. Seit einigen Jahren finden dort gelegentlich auch Veranstaltungen wie das Open-Air-Kino statt.
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Vor 100 Jahren, als der Park geplant wurde, hörte sich das noch etwas anders an: Gedacht war die Grünanlage Anfang der 20er Jahre als „monumentaler Platz“ am Westrand der sich bildenden Innenstadt, dort, wo es noch viel Fläche gab für derartige Pläne. Um dem Monumentalem Ausdruck zu verleihen, sollte diese kleine, grüne Lunge von ansehnlichen Amtsgebäuden geprägt werden. So entstanden mit dem Platz selbst ab 1923 das Finanzamt am Nordrand des Platzes, ab 1924 das Polizeiamt im Westen. Sie ergänzten als Ensemble das Amtsgericht, das – im Osten an der Friedrichstraße gelegen – bereits zwischen 1919 und 1923 gebaut worden war. Seit 1913 lag neben dem Amtsgericht bereits Gladbecks erstes Hallenbad, das Kaiser-Wilhelm-Bad – auch ein Prachtbau.
Am Rande des Parks entstanden prächtige Monumentalbauten
Eines der öffentlichen Monumentalhäuser wurde allerdings nicht realisiert: An der Südseite sollte ein Gebäude für das Arbeitsamt entstehen, es wurde aber quasi ein Opfer der beginnenden Weltwirtschaftskrise ab Ende der 20er Jahre. Ganz im Gegenteil ein Ausdruck des wirtschaftlichen Aufschwungs einige Jahre zuvor – der „Goldenen“ 20er Jahre – war der Bau der Beamtenwohnhäuser an der Westseite des Parks. Sie entstanden Mitte der 20er Jahre. Einerseits zeugen die Häuser, die noch heute in städtischem Besitz sind, von der damaligen Wohnungsfürsorge der Stadt gegenüber den städtischen Bediensteten, andererseits dienten sie städtebaulich als westliche und südwestliche Begrenzung der Grünanlage.
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Natürlich hieß der Park am Anfang nicht Jovypark, vielmehr entstand er unter der Regie des damaligen Oberbürgermeisters Michael Jovy, der zunächst von 1918 als Amtmann in Gladbeck tätig war, seit der Stadtwerdung ab 1919 bis 1931 als OB. Verantwortlich für die Pläne zeichnete der damalige Stadtbaurat Richard Korn, der Gladbeck manchen städtebaulichen Impuls gab. Gegenüber dem Riesener-Gymnasium erinnert am Rande der Grünanlage eine Erinnerungstafel an Gladbecks ersten OB und späteren Namensgeber Michael Jovy.
Straßen am Park erhielten neue Namen
Die Straßen um den kleinen Jovypark hießen anfangs Straßburger Straße (Nordseite) und Lothringer Straße (Westseite). Heute sind bis auf die Schützenstraße an der Ostseite die Straßen um die Grünanlage sämtlich als „Jovyplatz“ geführt.
Groß verändert hat sich die Bebauung rund um die grüne Oase nicht. In den 60er Jahren entstand zwischen Amtsgericht und Badeanstalt das Riesener-Gymnasium. Wenige Jahre später wurde das Kaiser-Wilhelm-Bad abgerissen. An seine Stelle trat erst um die Jahrtausendwende die Riesener-Sporthalle. Und ein Stück weiter nördlich der Anbau des Amtsgerichts.