Gladbeck. Die Inzidenz in Gladbeck hat Montag die 100er-Marke geknackt, zeitgleich begann wieder der Unterricht vor Ort. Erneute Schließung denkbar.
Gladbeck hat am Montag beim Inzidenzwert die 100er-Marke überschritten, er stieg auf 108,5. Zeitgleich öffneten die Schulen wieder für weitere Jahrgänge, bisher waren nur Abschlussklassen und Grundschüler im Präsenzunterricht. Das wirft bei einigen die Frage auf, wie lange der Unterricht vor Ort angesichts der steigenden Infektionszahlen möglich sein wird. Zudem gibt es noch offene Fragen bei den angekündigten Schnelltests für die Schüler.
„Im Kollegium ist es derzeit ein großes Thema, ob die Öffnung der Schulen bei den steigenden Inzidenzen durchzuhalten ist. Gerade Gladbeck ist ja im kreisweiten Vergleich mit an der Spitze“, so Stefan Weijers, Geschäftsführer der Waldorfschule. Für ihn ist denkbar, dass die Schulen bei weiter steigenden Corona-Fällen in einigen Wochen wieder schließen könnten. Die Schüler an seiner Schule haben einen großen Einzugsbereich, kommen etwa aus Oberhausen oder Gelsenkirchen. „Infektionen würden sich im Zweifel weit verteilen.“
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Schulleiter: Selbsttests sind immerhin besser als nichts
Auch Daniel Kroll, Leiter der Werner-von-Siemens-Realschule, hat die Infektionszahlen im Blick. „Gerade die britische Mutante soll sich ja schnell verbreiten.“ Ein kleines Stück Sicherheit versprächen die von der Landesregierung angekündigten Selbsttests. Einmal in der Woche soll sich jeder Schüler unter Beaufsichtigung des Lehrers in der Schule selbst testen. Eltern können dem Test mit einer Erklärung widersprechen, so das Schulministerium am Montagnachmittag. „So können Lücken entstehen. Vielleicht ist das dann genau derjenige, der das Virus überträgt“, kritisiert Kroll.
Lehrer können sich zwei Mal pro Woche testen lassen
Während die Testungen für Schüler ab dieser Woche möglich sein sollen, können sich Lehrer schon seit Januar zwei Mal pro Woche testen lassen.
Vergangenen Freitag wurden in Gladbeck Lehrer von Grund- und Förderschulen geimpft. Auch das Personal der Waldorfschule soll nun an der Reihe sein. Dort werden alle Lehrer geimpft, denn unterrichtet wird dort von der 1. bis zur 13. Klasse. Die Impfbereitschaft sei sehr hoch, so Geschäftsführer Stefan Weijers. Er rechnet mit einem Termin Ende dieser Woche.
Den erneuten Schulstart am Montag bezeichnet Kroll als „großes Experiment.“ Weiß aber auch: „Schule lebt davon, dass Menschen sich vor Ort begegnen.“
Auch die Entsorgung der Tests wirft Fragen auf
Im Laufe dieser Woche sollen die Schnelltests nach und nach an den Schulen eintreffen. Stefan Weijers sieht dazu jedoch noch viele offene Fragen. „Wir dürfen den Kindern und Jugendlichen nicht assistieren. Ich stelle es mir schwierig vor, dass ein Elfjähriger den Test in Eigenregie durchführen soll.“ Auch die Entsorgung des Tests sei für ihn ein Thema. „Schließlich können sie ja auch infektiös sein.“ Grundsätzlich hält er die Selbsttests für den richtigen Weg. „Hier hängen schließlich jeden Tag um die 500 Menschen aufeinander.“
Auch den Weg zur Schule halten einige aufgrund vieler Kontakte etwa im Bus für nicht unproblematisch. „Viele Eltern bringen derzeit ihre Kinder mit dem Auto zur Schule, da sie nicht möchten, dass sie sich in einen Schulbus setzen oder den öffentlichen Nahverkehr nutzen“, beobachtet Weijers. In den Schulbussen sei derzeit aufgrund des Wechselunterrichts genügend Platz, die Kapazitäten der Busse könnten bei Bedarf auch ausgeweitet werden, so Weijers.
Ardi Emerllahu fühlt sich beim Schulbesuch sicher, viel mehr als etwa im Supermarkt, „wo die Abstände oft nicht eingehalten werden“. Sorgen aufgrund der steigenden Infektionszahlen macht sich der Abiturient am Riesener-Gymnasium aber doch. „Wenn die Fälle weiter zunehmen und die Schulen dann wieder schließen müssten, wäre das schlimm.“ Denn das würde wieder Online-Unterricht bedeuten, ohne richtigen Kontakt zu den Lehrern. Gerade in der Abitur-Vorbereitung, so der 19-Jährige, wäre das fatal.