Gladbeck. Bürgermeisterin Weist hat eine ruhrgebietsweite Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Der Sicherheitsausschuss stimmte dem Beitritt zu.

Die Stadt Gladbeck tritt jetzt als kommunaler Partner der Sicherheitskooperation Ruhr (SiKo Ruhr) bei, die sich der Bekämpfung von Clankriminalität verschrieben hat. Bürgermeisterin Bettina Weist hat dafür gemeinsam mit dem Leiter der SiKo Ruhr, Joachim Eschemann, sowie Ordnungsdezernentin Linda Wagner die entsprechende Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Der Ausschuss für Sicherheit, Ordnung und Feuerwehr der Stadt Gladbeck stimmte dem Beitritt der Stadt Gladbeck zur SiKo Ruhr am Nachmittag einstimmig zu. Nicht ohne Grund.

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Denn wie der Lagebericht des Landeskriminalamtes NRW widerspiegelt, lag der Kreis Recklinghausen im Vergleich aller Kommunen bei der Anzahl der 2019 landesweit erfassten Straftaten türkisch-arabischer Clans hinter Essen auf dem zweiten Platz, gefolgt von Gelsenkirchen (Infobox). Bei der Zahl der 320 Tatverdächtigen, bezogen auf die landesweit ermittelten 3779 Personen, liegt er bei 8,5 Prozent.

Die Anzahl der Straftaten im Clanmilieu hat auch im Kreisgebiet zugenommen

Die Stadt Gladbeck tritt jetzt als kommunaler Partner der Sicherheitskooperation Ruhr (SiKo Ruhr) bei, die sich der Bekämpfung von Clankriminalität verschrieben hat. Bürgermeisterin Bettina Weist (re.) hat dafür gemeinsam mit dem Leiter der SiKo Ruhr, Joachim Eschemann (li.), sowie Ordnungsdezernentin Linda Wagner die entsprechende Kooperationsvereinbarung unterzeichnet
Die Stadt Gladbeck tritt jetzt als kommunaler Partner der Sicherheitskooperation Ruhr (SiKo Ruhr) bei, die sich der Bekämpfung von Clankriminalität verschrieben hat. Bürgermeisterin Bettina Weist (re.) hat dafür gemeinsam mit dem Leiter der SiKo Ruhr, Joachim Eschemann (li.), sowie Ordnungsdezernentin Linda Wagner die entsprechende Kooperationsvereinbarung unterzeichnet © David Hennig | Stadt Gladbeck

Beunruhigend dazu: Bezogen auf die 2018 erfassten Clandelikte im Bereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen ist das ein Anstieg der Straftaten um fast 13 Prozent und der der Tatverdächtigen sogar um mehr als 13 Prozent. Sie liegen damit im Landesdurchschnitt. Um dieser besonderen Form der Kriminalität entgegen zu wirken, sind im Kreis bereits mehr als fünf Razzien erfolgt. Auch in Gladbeck wurden dabei mit großem Behördenaufgebot Shisha-Bars und Cafés durchsucht.

SiKo Ruhr-Leiter Joachim Eschemann begrüßt den Beitritt Gladbecks und möchte möglichst alle Kommunen des Ruhrgebiets als Kooperationspartner gewinnen: „So setzen wir gemeinsam das Signal, dass die Ruhrgebietskommunen im Kampf gegen Clankriminalität zusammenhalten“. Mitte 2020 hatte das Netzwerk seine Arbeit mit dem Ziel aufgenommen, die Sicherheitslage im Ruhrgebiet zu verbessern.

Bürgermeisterin erwartet neue und effiziente Wege zur Bekämpfung von Bandenkriminalität

Bürgermeisterin Bettina Weist ist überzeugt von der Idee, sich im Netzwerk gemeinsam gegen Clankriminalität einzusetzen. „Die Zusammenarbeit eröffnet die Möglichkeit, im engen Schulterschluss mit den zuständigen Behörden neue und effiziente Wege zur Bekämpfung der Bandenkriminalität vor Ort zu beschreiten“, so Weist. „Die SiKo-Ruhr ist ein richtungsgebendes Netzwerk, in dem wir gerne mitarbeiten.“ Auch Ordnungsdezernentin Linda Wagner begrüßt den Beitritt: „Gemeinsam lassen sich Kräfte im Kampf gegen kriminelle Banden besser bündeln“.

Clandelikte: Kreis Recklinghausen an zweiter Stelle

Das aktuelle Lagebild „Clankriminalität NRW“ des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamtes von 2019 listet für ganz NRW 6104 Straftaten auf. Die geografische Verteilung der Straftaten konzentriert sich vor allem auf das Ruhrgebiet.

Die meisten Straftaten (852) bearbeitete das Polizeipräsidium Essen (14,0 Prozent), gefolgt vom Polizeipräsidium Recklinghausen, das für die zehn kreisangehörigen Städte und die kreisfreie Stadt Bottrop zuständig ist, mit 486 Straftaten (8,0 Prozent).

Die SiKo Ruhr ist ein Projekt der Landesregierung Nordrhein-Westfalen, das im Rahmen der Ruhr-Konferenz auf den Weg gebracht wurde. Die SiKo Ruhr mit der behördenübergreifenden Geschäftsstelle in Essen besteht aus einem interdisziplinären Team mit Vertretern der Landespolizei, der Bundespolizei, des Zolls und der Kommunen. Gemeinsam verfolgen die Partner das Ziel, kriminelle Strukturen insbesondere innerhalb türkisch-arabischstämmiger Großfamilien im Ruhrgebiet aufzubrechen. Zu den Aufgaben der SiKo Ruhr zählen – nach dem Prinzip der „zusammengeschobenen Schreibtische“ – unter anderem der Austausch von Informationen verschiedener Behörden, das Herausbilden von Strategien sowie die Entwicklung präventiver Maßnahmen, die auch Kindern und Jugendlichen Wege aus dem Clanmilieu aufzeigen.

Im Hintergrund der Shisha-Bars geht es oft um Drogenhandel und Organisierte Kriminalität

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Es soll dabei um mehr als die „Nadelstich-Taktik“ mit Razzien in Shisha-Bars und Wettbüros gehen, um die Szene krimineller Mitglieder von türkisch-arabischstämmigen Großfamilien unter Druck zu setzen. Denn der Verkauf von unverzolltem Tabak oder illegales Glücksspiel sind kein Kavaliersdelikt, da es dabei im Hintergrund oft um ganz andere Taten geht: Drogenhandel, Schutzgelderpressung, Bedrohung, Korruption, Raub, Diebstahl, Gewalt- und Organisierte Kriminalität.

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Der Ausschuss für Sicherheit und Ordnung stimmte der Kooperation mit der SiKo Ruhr am Montagnachmittag in der Stadthalle einstimmig zu. Ratsherr Hasan Sahin meldete sich als Einziger im Ausschuss zu Wort und dankte im Namen der SPD: „Es ist grundsätzlich zu begrüßen, dass es ein solches Gremium gibt, wo Kommunen und Behörden an dem gemeinsamen Ziel, Clankriminalität zu bekämpfen, zusammenarbeiten.“ Dass diese Zusammenarbeit wirke, hätten auch die Großrazzien in Gladbeck bewiesen, „wo viele Beteiligte erfolgreich an einem Strang gezogen haben“.