Gladbeck. Mode, Deko, Schmuck: Ab Montag darf wieder geshoppt werden. Jeweils ein Kunde darf im Laden bedient werden. Darum gibt es auch Kritik vom Handel.

„Click & Meet“ – das ist der Begriff, der die Einzelhändler in Gladbeck am Donnerstagmorgen beschäftigt. Denn nach den Corona-Beschlüssen aus der jüngsten Ministerpräsidenten-Runde dürfen sie wieder Kunden in ihre Läden lassen. Immer nur einen zwar, und das auch nur nach Terminvereinbarung, aber immerhin. Und so blicken die befragten Einzelhändler dem vorsichtigen Neustart ab Montag auch positiv entgegen. Obwohl noch viele Details ungeklärt sind. Und es durchaus auch kritische Stimmen gibt.

Viele Fragen bleiben bei den Einzelhändlern in Gladbeck noch offen

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Regina Hahne hat schon den ganz Vormittag am PC verbracht bei der Recherche nach Einzelheiten zum geplanten Ablauf. 50 Quadratmeter groß ist ihr Geschenke-Laden an der Horster Straße in der Innenstadt. „Darf ich wirklich immer nur einen Menschen in den Laden lassen, oder darf es auch ein Ehepaar sein? Müssen die Termine alle telefonisch ausgemacht werden, oder kann der Kunde auch mal einen Spontantermin an der Ladentür vereinbaren?“, fragt sich die Geschäftsfrau. Die entsprechenden Antworten hat sie im Netz noch nicht gefunden. Wie schon bei den Runden davor, müsse auch jetzt wieder kurzfristig etwas umgesetzt werden, was noch nicht bis ins letzte Detail von der Politik ausformuliert worden sei. „Aber das“, sagt Regina Hahne, „sind wir ja schon gewohnt.“ Grundsätzlich aber freut sie sich natürlich darauf, ab Montag ihre Kunden wieder im Geschäft begrüßen zu dürfen. „Gerade für eine gute Beratung ist das enorm wichtig.“

Andrea Kronenberg freut sich darauf, wieder Kunden in ihrem Modegeschäft in Gladbeck begrüßen zu dürfen.
Andrea Kronenberg freut sich darauf, wieder Kunden in ihrem Modegeschäft in Gladbeck begrüßen zu dürfen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Die vereinbarten Lockerungen bezeichnet sie deshalb als eine „große Chance“ für den Einzelhandel. Es sei ja auch nicht wirklich schön, die Kunden vor den Geschäften auf ihre Ware warten zu lassen, so wie es im Moment noch läuft. Das gelte besonders für das Juweliergeschäft der Hahnes. „Da entschließt sich ein Paar trotz der schwierigen Zeit gerade zur Heirat, da ist es doch gut, wenn ich sie bei diesem sehr emotionalen Moment des Ringeaussuchens wieder im Laden beraten und unterstützen kann.“

Bei den Modeläden Kronenberg und Klecks Fashion läuft die Terminvereinbarung bereits

Auf weitere Informationen vom Einzelhandelsverband zu den genauen Abläufen ab Montag hofft auch Andrea Kronenberg. Den ersten Termin – Montag, 10 Uhr – hat sie für ihr Modegeschäft an der Hochstraße bereits vereinbart. „Ich freu mich so, meine Kunden wiederzusehen, wieder auch ein Quätschchen mit ihnen halten zu können!“ Gut 30 Minuten will sie jedem Einzelnen auf jeden Fall zum Shoppen Zeit lassen – sollten sich die Termine in den nächsten Tagen häufen. Ob sich Click&Meet lohnt? Man wird sehen, meint die Geschäftsfrau. „Immerhin ist es ein Schritt hin zu ein wenig mehr Normalität“, sagt sie. Natürlich immer mit einem bangen Blick auf den Inzidenzwert.

Auch Elke Schmidt von Klecks Fashion ist sehr glücklich über die Wiederöffnung am Montag. Mit einigen Stammkunden hat sie auch bereits telefonisch Termine für die nächste Woche vereinbart. „Unser Hygienekonzept steht. Für uns ist die Öffnung am Montag ein kleiner Lichtblick.“ Dass sie die Daten aller Kunden für die Kontaktnachverfolgung erfassen muss, sieht sie nicht als Problem an. „Die meisten sind ja sowieso Stammkunden.“

Kleine Perspektive für den Handel – anders als für die Gastronomie

„Ach, wir dürfen wieder einen Kunden in unser Geschäft lassen?“, sagt Simon Terhardt und versucht erst gar nicht, die Ironie in seiner Frage zu unterdrücken. Doch natürlich, räumt er sofort ein, dürfen es in seinem Fall mit einer Ladengröße von über 300 Quadratmeter ja sogar mehrere Terminkunden gleichzeitig sein. Da die Regel 40 Quadratmeter pro Kunde gelten soll. Von den Corona-Beschlüssen der Politik hält der Inhaber des Bettengeschäfts „Traumwerkstatt“ allerdings schon lange nichts mehr. Aber immerhin, gibt er zu, werde dem Handel durch die jüngsten Beschlüsse wieder eine kleine Perspektive aufgezeigt. „Anders als der Gastronomie.“ Dass die Pandemiebekämpfung bislang mehr oder weniger ausschließlich auf Kosten von Gastronomie, Einzelhandel und Kultur passiert ist, kann er nicht nachvollziehen. Ebenso wenig wie die Öffnungsstrategie der vergangenen Wochen. „Und die Frage, warum der Einkauf in einem überfüllten Supermarkt ungefährlich ist, die hat mir auch noch niemand beantworten können.“