Gladbeck. Die Propsteipfarrei trennt sich nächstes Jahr vom St.-Johannes-Gotteshaus. Im Januar wird die Kirche entweiht. Die Caritas bebaut das Grundstück.
Die Tage der St.-Johannes-Kirche sind gezählt: Sie wird im kommenden Frühjahr abgerissen. Das bestätigten Propst André Müller und Norbert Dahlmann, Projektmanager der Propsteipfarrei, im Gespräch mit der WAZ. Das Gotteshaus an der Buerschen Straße wird - womöglich in Anwesenheit von Bischof Franz-Josef Overbeck - am 17. Januar profaniert, also entweiht, danach geschlossen. Wenige Wochen später im Frühjahr 2021 rücken dann die Abrissbagger an.
Hintergrund ist die Neuentwicklung des Geländes an der Ecke Buersche-/Bülser Straße zum „St.-Johannes-Quartier“, das zur Hälfte der Caritasverband übernimmt, um dort ein weiteres, viertes Heim für Menschen mit Behinderungen sowie eine Tagespflege für Menschen mit Behinderungen zu bauen. Auf der anderen Hälfte der Kirchenparzelle wird sich die Pfarrei baulich engagieren. Was genau vorgesehen ist – möglicherweise ein Wohnprojekt – stehe noch nicht fest, so Propst Müller und Projektmanager Dahlmann. Fest stehe allerdings, dass dafür auch das Pfarrhaus abgerissen wird. Und vor dem Abriss der Kirche werde im kommenden Herbst das Jugendheim saniert und modernisiert, erhält vorn, so Dahlmann, einen neuen, repräsentativen Eingang sowie eine ansprechende Terrasse.
Das Gotteshaus wurde schon als „C-2-Kirche“ herabgestuft
Die Kirche selbst ist inzwischen pfarreiintern als „C-2-Kirche“ eingestuft worden, also als Kirche, die aufgegeben und geschlossen wird. Die Abrisspläne seien, so Müller und Dahlmann, mit den bischöflichen Gremien sowie mit der Stadt abgestimmt. Derzeit wird der offizielle Abrissantrag vorbereitet, der in den nächsten Tagen ans Rathaus geht. Bis Jahresende rechne man mit der Abrissgenehmigung. Die Niederlegung wird rund 90.000 Euro kosten, das Grundstück werde der Caritas baureif übergeben.
Nach dem Schließen der Kirche im Januar soll weitgehend das Kirchenmobiliar zur Weiternutzung abgegeben werden und die Ausstattungen gesichert und weiter genutzt werden. So sollen etwa das Taufbecken und die alte Marienstatue in eine neue Kapelle, die im St.-Johannes-Quartier entstehen wird, umziehen. Der Hahn des Kirchendaches soll auf der Spitze der Kapelle ein neues Zuhause finden. Auch ein Teil der 146 Rundfenster soll möglichst erhalten werden.
Propst André Müller weiß im den Abschiedsschmerz
Propst Müller weiß um die Emotionen des bevorstehenden Kirchenabrisses: „Das ist ein schwerwiegender Eingriff ins Gemeindeleben und wird noch viele Traurigkeiten hervorbringen.“ Die Pfarrei werde versuchen, durch Gesprächsangebote und besondere Gottesdienste in St. Johannes Hilfestellung beim Abschiednehmen zu geben. Doch die Aufgabe von St. Johannes sei angesichts eines viel zu großen Gebäudebestandes der katholischen Kirche in Gladbeck unvermeidbar und verbunden mit einer Neunutzung des Grundstücks – nicht nur durch die Caritas.
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Müller erinnert daran, dass die katholische Kirche mit dem Umbau des Jugendheimes im Stadtteil präsent bleibe und das Haus pfarreiweit zum „Leuchtturm-Projekt“ für die Jugend- und Familienarbeit machen werde. „Wir reißen nicht nur ab, sondern stärken auch die kirchliche Arbeit in Mitte-Ost.“
Die St.-Johannes-Kirche wurde 1954 eingeweiht
Die Kirche St. Johannes – Markenzeichen ist der frei stehende Glockenturm – wurde im Oktober 1954 eingeweiht. 1957 wurde das Pfarrhaus bezogen. Zuletzt zählte die Gemeinde 3000 Gläubige. Im Schnitt kamen vor der Corona-Zeit 140 Gläubige zum Sonntagsgottesdienst. Bis zur Schließung des Gotteshauses im Januar werden noch regelmäßig eine Vorabendmesse am Samstagabend und ein Gottesdienst am Donnerstagmorgen stattfinden.
Elferrat bleibt bestehen
Der Kirchenchor von St. Johannes hat sich bereits aufgelöst. Der Elferrat St. Johannes, der die stadtweit bekannte Karnevalsfete der Gemeinde seit vielen Jahren organisiert und veranstaltet, bleibt dagegen weiter bestehen.
Führender Kopf bei der Restrukturierung der katholischen Kirche in Gladbeck ist inzwischen Norbert Dahlmann, der Projektmanager der Pfarrei ist. Zunächst nahm der Unternehmensberater die Aufgabe ehrenamtlich wahr, inzwischen macht er das hauptberuflich und ist Angestellter der Pfarrei.