Gladbeck. Am Berufskolleg in Gladbeck soll ein zweijähriger Bildungsgang für Migranten eingerichtet werden. Der Schulversuch sieht weitere Aufgaben vor.
Unternehmen brauchen qualifizierte Mitarbeiter, junge Menschen eine berufliche Perspektive. Diesen Ansprüchen will der Vestische Berufskollegverbund mit seiner Teilnahme an einem Schulversuch des NRW-Bildungsministeriums Rechnung tragen. Die Bildungsstätte in Gladbeck nimmt daran teil.
Es geht um die acht Berufskollegs in Trägerschaft des Kreises Recklinghausen. Konkrete Auswirkungen auf den Unterricht soll der Schulversuch – Titel: „Regionale Bildungszentren“ – ab dem 1. August 2021 haben. Ziele seien, so Mathias Richter, Staatssekretär im Ministerium für Schule und Bildung, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, Jugendliche in ihren Bildungsbiografien individuell zu unterstützen und digitale Angebote für ein flexibleres Lernen auszubauen. Das Konzept beschreibt vier Aufgabenfelder.
Gladbeck: Eine Internationale Förderklasse soll Lernchancen für Migranten erhöhen
Die Berufskollegs zählen mehrere hundert Migranten zu ihrer Schülerschaft, die teilweise noch nicht lange in Deutschland leben. Ihnen fehle es nicht an Motivation, aber an Sprachkenntnissen, sagt Dr. Rainer Podleschny, Sprecher des Berufskollegverbundes. Für diese Gruppe soll ein zweijähriger Bildungsgang als Internationale Förderklasse eingerichtet werden (bisher einjährig), um ihre Lernchancen zu erhöhen. Verteilt werden sollen die Förderklassen auf drei Standorte: Gladbeck, Recklinghausen und Castrop-Rauxel.
Für besonders leistungsstarke Schüler soll hingegen eine „Überholspur“ geschaffen werden, indem sie entsprechend ihren Fähigkeiten in höherwertige Klassen eingegliedert werden. So kann diese Gruppe schneller zum Abschluss zu gelangen.
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Absolventen, die die Fachhochschulreife anstreben, haben beim Übergang zu einer Hochschule häufig Startschwierigkeiten. Dem soll in dem Schulversuch entgegengewirkt werden durch die Erweiterung des Fächerangebots und die Flexibilisierung von Praktikumszeiten. Ziel sei es, die Ausbildungs- und Studienqualifikation zu verbessern.
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Und schließlich soll durch Digitalisierung das Unterrichten und Lernen flexibler werden. Dies sei auch ohne Pandemie, betont Richter, ein zukunftsweisender Weg. Er biete zum Beispiel Alleinerziehenden oder Jugendlichen, die nicht in der Lage sind, in kurzen Intervallen eine Schule zu besuchen, bessere Möglichkeiten. Am Ende des Schulversuchs, der wissenschaftlich begleitet wird und auf fünf Jahre angelegt ist, sollen die gewonnenen Erkenntnisse auf das ganze Land NRW „ausgerollt“ werden. Das Land finanziert dem Kreis für die konzeptionelle Entwicklung, Umsetzung und Organisation des Projekts vier Vollzeitstellen.
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