Gladbeck. Die wieder freie Karstadt-Fläche war einst bis zur Lambertistraße eine Grünanlage. Sie wurde ab 1950 mit dem Warenhauskomplex bebaut.
Nach dem Karstadt-Abriss erinnert die große freie Fläche an der Hochstraße viele ältere Gladbecker an den einstigen Stielmuspark, den es an gleicher Stelle nach dem Zweiten Weltkrieg gab. Mit dem Bau des Althoff-/später Karstadt-Gebäudes verschwand die Fläche – ein innerstädtisches Areal mit Geschichte.
Als Gladbeck auf dem Weg vom Dorf zur Stadt war, lag das Gelände außerhalb des Dorfkerns, der zur Innenstadt werden sollte. Das erste Gebäude, das dort gebaut wurde, war ein repräsentatives: Gladbecks zweites Amtshaus. Das erste stand ab 1885 nebenan, dort, wo bis heute die Rathaus-Kastanie steht. Es war schon nach fünf Jahren zu klein und man baute ein neues Haus – auf der Fläche an der Hochstraße.
In den 30er Jahren eine gepflegte Grünanlage
Als dies angesichts der rasanten Entwicklung bald auch schon wieder zu klein wurde, entstand 1910 das heutige Rathaus. In das Amtshaus zog zunächst die Sparkasse ein, später die Schwanenapotheke, Gladbecks erste Apotheke. Als diese in ein eigenes Gebäude schräg gegenüber an die Hochstraße umzog (heute Photo Porst), stand das Amtshaus zunächst leer und verfiel. Schließlich wurde es abgerissen, und die Gemeinde gestaltete diese Fläche, die neben dem neuen repräsentativen Rathaus lag, zur Grünanlage um. Die Nazis errichteten dort Mitte der 30er Jahre eine Stele, die auf einem Hakenkreuz ruhte und die NSV, die nationalsozialistischen Volkswohlfahrt, würdigte.
Josef Wolters (Jahrgang 1933) erinnert sich, dass er als Kind durch die Grünanlage spazierte. „Es gab einen langen Weg von der Hoch- bis zur Lambertistraße und mindestens zwei oder drei, die zum Hindenburgdamm, der heutigen Friedrich-Ebert-Straße, abzweigten.“ An den Wegen standen Bänke, „da haben wir damals oft gesessen“. Er kann sich – wie Heimatvereinschef Heinz Enxing (Jahrgang 1936) – erinnern, dass es in der Mitte einen Feuerlöschteich gab, „aus dem sommertags eine Wasserfontäne in die Höhe spritzte“.
Im südlichen Teil der Anlage entstand 1940 ein Erdbunker
Im südlichen Teil des Parks entstand 1940/41 ein Erdbunker, „der mit Erde und Sträuchern“ bedeckt war, so Wolters. Heinz Enxing überlebte dort im Frühjahr 1944 einen der schweren Luftangriffe auf Gladbeck, bei dem ein Teil des Bunkers zerstört wurde. Auch Paul Hermanns (Jahrgang ‘36) kann sich an Bunker und Fliegerangriff erinnern. Elf Tote gab es. „Dort starb auch eine Freundin meiner Schwester.“
Nach dem Krieg bauten die Gladbecker, die unter Hunger litten, in der Grünanlage Gemüse an – so ergab sich der Name „Stielmuspark“. 1950 kaufte Warenhausbetreiber Althoff (später Karstadt) das Gelände und baute ein neues Kaufhaus, das Schritt für Schritt erweitert wurde. Zuletzt kam Ende der 70er Jahre das Parkhaus hinzu, wofür ein Wohnhaus weichen musste, das auch erst nach dem Krieg am südlichen Rand des Stielmusparks gebaut worden war.