Gladbeck. . Die neue Gleichstellungsbeauftragte der Stadt wird sich um gerechte Chancen für alle Gladbecker kümmern. Frauen hat sie dabei besonders im Blick.
- Die 48-Jährige Dortmunderin setzte sich gegen 41 Mitbewerberinnen und drei Mitbewerber durch
- Sie folgt auf Barbara Richter, die 26 Jahre im Gladbecker Rathaus die Gleichstellung bearbeitete
- Ihre Nachfolgerin wird sich um gerechte Chancen für alle in der Stadt kümmern, Frauen stehen dabei besonders im Fokus
So ein sperriges Wort: Gleichstellungsbeauftragte. Aber so heißen sie eben, die Frauen in den Rathäusern, die dafür sorgen sollen, dass es für alle in der Stadt-Welt gerecht zugeht. Seit dem 1. März kümmert sich in Gladbeck Ulla Habelt (48) darum. Seit dieses Amt in den 80er Jahren eingerichtet wurde, ist sie erst die dritte Frau im Job und folgt auf Barbara Richter, die 26! Jahre blieb.
Ihr Schreibtisch steht im Rathaus, ihr Augenmerk in Sachen „Gendergerechtigkeit“ (schon wieder so ein Wortungetüm) gilt aber der ganzen Stadtgesellschaft, also allen Männern und Frauen in der Stadt, auch außerhalb der Rathauswelt. Wobei die Frauen naturgemäß mehr im Fokus stehen werden. Warum eigentlich? Brauchen die das noch nach so vielen Jahren Emanzipationsbemühen?
Habelt: „Frauen sind strukturell noch immer benachteiligt.“
„Auf jeden Fall“, sagt Ulla Habelt, und sie sagt das nicht etwa, weil sie jetzt den Job im Rathaus macht. „Frauen sind strukturell noch immer benachteiligt“, ist ihre Überzeugung. Nicht etwa aus persönlicher Erfahrung. Da hat die studierte Erziehungswissenschaftlerin (Schwerpunkt Frauenstudien), verheiratet und Mutter eines fast erwachsenen Sohnes, die immer berufstätig war, stets das Gefühl gehabt, „dass ich alles erreichen kann“.
Dass dies aber längst nicht jeder Frau möglich ist, das hat sie im Laufe des Berufslebens durchaus erfahren. In den vergangenen zwei Jahren war die Dortmunderin Gleichstellungsbeauftragte im Jobcenter Dortmund für 1200 Beschäftigte, hat davor Erfahrung im Bereich Personal beim Arbeitgeberverband Handwerk und einer Unternehmensberatung gesammelt. Sich dafür einzusetzen, dass Frauen die gleichen Chancen haben, sei im Laufe der Zeit „zu einem persönlichen Anliegen geworden“.
Es gilt: Familie, Beruf und Pflege zu vereinbaren
Denn in dieser Hinsicht gebe es noch genug zu tun, auch im aufklärerischen Sinne. Ein großes Thema: Frauen und Altersarmut – oft die Folge von jahrzehntelanger Teilzeitbeschäftigung, was vielen jungen Frauen häufig nicht bewusst ist. Auch die „gläsernen Decken“ zu den Chefetagen, gegen die karrierebewusste Frauen immer wieder stoßen, verhindern echte Chancengleichheit. Und schließlich das Riesenthema nach wie vor für Frauen: die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflege. Habelt: „Da müssen wir die Männer noch viel stärker ins Boot holen.“ Darüber hinaus geht es in ihrem Job auch um die Pflege von Netzwerken in der Stadt, um die Themen Flüchtlinge und Migration, Ausbildung und Arbeit, und darum, Frauen für die Feuerwehr und Männer für Erziehungsberufe zu begeistern.
Bürgermeister Roland: „Wir sind bei der Gerechtigkeit noch nicht am Ende angekommen.“
Das alles zu erreichen sei eben „eine Frage der Gerechtigkeit“, sagt Bürgermeister Roland bei der Vorstellung der neuen Gleichstellungsbeauftragten. „Wir sind noch nicht am Ende angekommen.“ Viel Arbeit also für die nächsten Jahre, und offensichtlich ist der Job für die Sache der Frauen und für Gleichberechtigung sehr gefragt. Personalamtschef Berthold Barheier erhielt auf die öffentliche bundesweite Ausschreibung 45 Bewerbungen – so viele gibt es sonst nie, sagt er.
Ulla Habelt setzte sich gegen 41 Mitbewerberinnen und drei Mitbewerber durch. Richtig gelesen: Auch Männer hatten sich beworben, aber in diesem Fall macht das Gleichbehandlungsgesetz tatsächlich eine Ausnahme. Den Job der Gleichstellungsbeauftragten kann nur eine Frau bekommen.