Gladbeck. . Gladbecker Experten treffen sich am 18. November im Fritz-Lange-Haus an der Friedrichstraße, um das Thema „Gewalt im Alter“ umfassend zu behandeln. Altersforscher und Gerontopsychiater Prof. Dr. Dieter Hirsch wird referieren, Lösungsansätze aufzeigen und für individuelle Fragen zur Verfügung stehen.

Es muss nicht immer die Ohrfeige oder das Fixieren am Krankenbett sein. Auch folgende Situation stufen Fachleute als einen Fall von „Gewalt im Alter“ ein: Ein Sohn schließt seine demente Mutter in einem Zimmer ein, um Besorgungen zu erledigen. Die Grenzen zwischen Vernachlässigung und Handgreiflichkeiten seien fließend, sagt Martina Waldner.

Aus der Grauzone holen

Die Fachbereichsleiterin der ambulanten Gesundheitsdienste bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) weiß: Gewalt im Alter hat viele Gesichter, die längst nicht nur in der Pflege zu erkennen sind, sondern oft auch im häuslichen Bereich. Finanzielle Ausbeutung von Erkrankten kann ebenso dazu gehören wie die Verweigerung von Nahrung. Wie viele Fälle ihnen in Gladbeck bekannt sind? – Ein großes Fragezeichen für Martina Waldner, Ulrich Hauska als Leiter der städtischen Seniorenberatung und seine Kollegin Ines Biernath, die für das Sachgebiet Seniorenbüro verantwortlich ist. Sie wissen: „Gewalt im Alter ist ein Tabuthema.“

Doch daran wollen sie etwas ändern. Ein Schritt, um die Problematik aus der Grauzone zu holen: eine Informationsveranstaltung am 18. November ab 14 Uhr im Fritz-Lange-Haus ( Friedrichstr. 7). Die Fachtagung – die erste ihrer Art in Gladbeckauf – sei gedacht für Leute, „die mit dem Thema zu tun haben“: u. a. Verantwortliche der stationären Einrichtungen und der ambulanten Pflegedienste sowie Berufsbetreuer und Ärzte. Mitglieder des Hospizvereins und anderer Gruppen haben sich laut Hauska ebenso angemeldet wie Experten aus der hiesigen Verwaltung, aus dem Kreis und anderen Gruppen.

Ihre Meinung

Haben auch Sie, liebe Leser, Erfahrungen oder Beobachtungen zum Thema Gewalt gegenüber alten Menschen, zum Beispiel in der Pflege, gemacht? Wie lautet Ihre Meinung zu der Problematik?

Schildern Sie uns Ihre Eindrücke. Kontakt: WAZ Gladbeck, Horster Straße 10, 29 98 38, redaktion.gladbeck@waz.de

Der Altersforscher und Gerontopsychiater Prof. Dr. Rolf Dieter Hirsch werde über den Ist-Zustand referieren, aber auch Lösungsansätze aufzeigen und zu speziellen Fragen Rede und Antwort stehen. Für Gewalt im Alter gebe es viele Auslöser. „Sie passiert oft aus Überforderung“, sagt Biernath. Oder aus Zeitdruck. Vielfach nähmen die Handelnden ihr Verhalten nicht als Gewalt wahr. Eines liegt den Gladbecker Fachleuten am Herzen: „Wir müssen das Thema in die Gesellschaft hineinbringen!“ Nach dieser geschlossenen Veranstaltung, so stellt Hauska in Aussicht, „wird der nächste Schritt im kommenden Jahr sein, eine offene Veranstaltung anzubieten“. Daran könne jeder Interessierte teilnehmen. Mit 60 bis 70 Teilnehmern rechnen die Organisatoren am 18. November. Hauska: „Die Teilnahme ist frei. Wir haben ganz persönliche Einladungen verschickt.“ Interessenten können sich bis zum 14. November anmelden. Kontakt: Ines Biernath, 99 24 31, ines.biernath@stadt-gladbeck.de