Nein, Rainer Prittwitz kann wirklich nicht behaupten, dass er von Kindesbeinen an ehrenamtliches Engagement in der eigenen Familie erlebt hat. Okay, er war als Junge ein paar Jahre Messdiener. Aber dann? Als Erwachsener habe er sich lange Zeit nicht ehrenamtlich engagiert. Der Grund? Der 61-Jährige überlegt. Vielleicht war er durch seinen Beruf als Elektro-Ingenieur bei Siemens und das Familienleben stark eingespannt.

Der Gladbecker sagt’s ganz offen: „Mir ist eigentlich nie in den Sinn gekommen, in meiner Freizeit für andere etwas zu tun.“ Bis zu jenem Tag der offenen Tür beim Malteser Hilfsdienst. Der soll das Leben von Rainer Prittwitz verändern. Er entdeckt die Aufgaben-Vielfalt der Malteser, beschäftigt sich mit deren Aktivitäten. „Was mich besonders interessierte: die Technik und die Fahrzeuge“, sagt Rainer Prittwitz im Rückblick. Außerdem reizte ihn der Sanitätsdienst, denn „da gibt’s die Möglichkeit, eine Ausbildung zu bekommen.“

Der Vorruheständler erzählt: „Im Juni 2012 habe ich bei den Maltesern unterschrieben.“ Das ist der Anfang seines Engagements bei dem örtlichen Hilfsdienst, inzwischen ist der 61-Jährige Gladbecks „oberster Malteser“: der Stadtbeauftragte. Er nennt es „reinen Zufall“, dass er bei dieser Organisation gelandet sei – „es hätte auch jede andere sein können“. Rasch stieg er vom Mann für die Öffentlichkeitsarbeit auf zu seiner jetzigen Position. „Ich habe zwar eine Ausbildung zum Rettungshelfer gemacht und kann Krankenwagen fahren, aber dazu komme ich kaum noch“, berichtet Rainer Prittwitz. Einen Großteil seiner Zeit verbringt er am Schreibtisch und am Telefon: „Mittlerweile hat die Arbeit so einen Umfang angenommen, dass sie über das übliche Ehrenamt hinausgeht.“

500 Fördermitglieder im Verein

Aber er ist mit Herzblut bei der Sache. Organisieren, neue Ideen austüfteln, die Mitarbeiter motivieren – Prittwitz’ Tätigkeit hat ein bisschen etwas von einem Manager-Job. „Ich habe Tätigkeiten entdeckt, die nützlich sind und Spaß machen“, sagt er. Und der Spaß beruht ganz sicher auch darauf, dass die unermüdlichen Bemühungen der 140 aktiven Mitglieder – rund 500 Fördermitglieder zählt der Gladbecker Verein – mit Anerkennung aufgenommen werden und Erfolgserlebnisse bescheren.

Auf besonders positive Resonanz sei beispielsweise das generationenübergreifende Café Malte gestoßen. Vor eineinhalb Jahren ging das Angebot an den Start – und erfreut sich großer Beliebtheit bei Erwachsenen jeglichen Alters, den jugendlichen Maltesern und auch Kindern. Apropos Kinder. Gerade für die ganz Jungen schlägt das Herz von Rainer Prittwitz – schließlich sind sie der potenzielle Nachwuchs beim Hilfsdienst. „Ich habe mir irgendwann überlegt: Was machen wir für Kinder?“, erzählt er. Sein Einfall: Erste Hilfe schon für Grundschüler. Selbstverständlich auf kindgerechtem Niveau.

Erste Hilfe für Grundschüler

Gesagt – getan: „Ich habe 2014 die Regenbogenschule angesprochen.“ Und seitdem steht das „Fach“ auf dem Stundenplan. Prittwitz berichtet: „Wir bauen einen Parcours auf, schauen uns einen Krankenwagen an, gehen in ein Sanitätszelt und erklären einfache Handgriffe, zum Beispiel, wie man ein Pflaster aufklebt.“ Auch die Teddybär-Aktion sei auf Gegenliebe bei den Gladbeckern gestoßen: „Die Leute kaufen einen Bären, einen spenden sie.“ Der plüschige „geschenkte“ Geselle bekommt dann seinen Platz in Einsatzwagen oder beim Kinderhospizverein.

Der „Ober-Malteser“ verhehlt nicht, dass andere Angebote nicht so gut angekommen sind. „Zum Beispiel Vorträge zu Themen wie Diabetes oder Erste Hilfe light“, gibt er zu. Woran das gelegen haben mag? – ein Fragezeichen. Aber von solchen Erfahrungen lässt er sich nicht entmutigen. Als nächstes möchte Prittwitz einen Hundebesuchsdienst etablieren. Mal sehen, wie das Angebot läuft. Wenn’s nicht funktioniert, lässt er sich eben etwas Anderes einfallen . . .