Gladbeck. Zwei Männer stehen wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht. Unterschiedliche Schilderung des Abends in der LumumBar in Gladbeck.

Was war da los am 16. Februar vergangenen Jahres in und vor der LumumBar in der Innenstadt ? Es gab Zoff zwischen drei Gästen – so viel ist klar. Wer aber hat wen provoziert? Wer hat wen zuerst geschlagen und warum? Fragen, die vor dem Schöffengericht am Amtsgericht Gladbeck bisher nicht beantwortet werden konnten; denn die Angeklagten und das Opfer schilderten den nächtlichen Vorfall sehr unterschiedlich, und eine wichtige Zeugin war nicht erschienen.

Ein 29-Jähriger und sein 31 Jahre alter Freund müssen sich wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Sie haben laut Anklage einen ihnen bis dahin unbekannten 27-Jährigen vor der Tür des Lokals zusammengeschlagen und den am Boden Liegenden getreten. Der Mann erlitt u. a. einen Schädelbruch, wird auf dem linken Ohr taub bleiben, leidet noch heute unter Tinnitus.

+++ Nichts verpassen, was in Gladbeck passiert: Hier für den täglichen Gladbeck-Newsletter anmelden. +++

Vor dem Lokal habe er einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen, schildert einer der Männer

Der 27-jährige B. habe ihn unvermittelt angesprochen, und ihm zu verstehen gegeben, dass seine Frau ein Verhältnis mit ihm habe, erzählte der Angeklagte K.. Er sei darauf nicht eingegangen, einige Zeit später habe ihn B. vor der Toilette bespuckt. „Ich habe ihn weggeschubst, aber im Toilettenraum stand er wieder bedrohlich vor mir“, schilderte der Angeklagte. Er habe dann das Lokal verlassen, draußen plötzlich einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen, dann einen ins Gesicht und da erst realisiert, dass B. der Schläger war. „Ich habe mich nur mit einem Schlag gewehrt. Dann kam mein Freund dazu, hat uns auseinandergedrängt und ihm auch einen Schlag versetzt.“ B. habe noch eine ganze Weile aufrecht gestanden und sei dann plötzlich „umgefallen wie ein Brett“. „Wir dachten, das sei eine Folge seines Alkoholkonsums. Dass er schwer verletzt war, haben wir erst später erfahren, sonst wären wir bestimmt nicht weggegangen, sondern hätten geholfen.“

Verhandlung vertagt

Die Zeugin, die zur Verhandlung nicht erschienen ist, kennt sowohl das Opfer als auch die Angeklagten. Sie kam dazu, als sich die Männer vor dem Lokal prügelten und könnte deshalb zur Aufklärung beitragen.

Die Verhandlung wird am 14. Dezember um 12.45 Uhr fortgesetzt.

Der Mitangeklagte C. sprach von aggressivem Verhalten des 27-Jährigen gegenüber seinem Freund und anderen Gästen. Die Situation auf der Toilette habe er miterlebt, auch gesehen, dass sein Freund danach das Lokal verließ. „Ich bin vor die Tür gegangen, um eine zu rauchen. Da kam B. heraus, schmiss sein Handy und seine Börse auf den Boden und rannte mit geballten Fäusten weiter. Ich habe geahnt, dass die Situation eskaliert, habe schnell meine Jacke geholt und bin hinterher.“ B. habe seinen Freund im Schwitzkasten gehabt, er habe eingegriffen und ihm einen Schlag versetzt.

Das Opfer erzählt eine andere Version

Ganz abweichend die Schilderung des Opfers: Er habe vor der LumumBar eine alte Bekannte getroffen und sei mit ihr ins Lokal gegangen, wo sie als Kellnerin arbeitete. Die zwei Männer hätten sich in ihre Nähe gesetzt und sie auffällig angestarrt. Einer sei dann an seinen Tisch gekommen und habe aus seinem Glas getrunken. Auf der Toilette sei er ihm wieder begegnet. K. sei ihm immer näher gerückt, dessen Freund sei dazugekommen, er habe sich bedroht gefühlt. Als zwei andere Gäste kamen, seien sie abgehauen. Einige Zeit später habe er das Lokal verlassen. „Ich war auf dem Weg zum Taxistand , als ich plötzlich zwei Schläge abbekam. Dann weiß ich nichts mehr, bin erst am nächsten Tag auf der Intensivstation wieder zu mir gekommen.“

Und dann ein unerwarteter Satz: Bei der Polizei habe er K. und C. als Täter benannt, aber: „Je länger ich darüber nachdenke, desto unsicherer werde ich. Vielleicht habe ich mir ihre Gesichter ja auch nur eingebildet.“

Was wirklich passiert ist, will das Gericht in einem Fortsetzungstermin zu klären versuchen.