Gladbeck. Die Pläne, zwei Tage früher in die Weihnachtsferien zu starten, stößt auf unterschiedliche Meinungen. Das sagen Eltern und Schulleiter.
Die Weihnachtsferien starten in diesem Jahr zwei Tage früher. So soll eine Vor-Quarantäne ermöglicht werden, die das Risiko verringert, dass infizierte Schüler an den Feiertagen ihre Großeltern anstecken. Die Pläne der Landesregierung stoßen in Gladbeck auf geteilte Meinungen. Vor allem Alleinerziehende stehen vor großen Herausforderungen.
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So sind für Sonja Petri im Moment noch ziemlich viele Fragen offen, die Pläne sind für sie „in keiner Weise rund“. „Ich müsste mein Kind die freien Tage über zuhause einsperren, um es Weihnachten gefahrlos der Oma vorsetzen zu können“, sagt die Alleinerziehende. Petri ist berufstätig, betreibt das Café „Rentfort Lokal 1919“ und kann ihren achtjährigen Sohn daher nicht zuhause betreuen. „Im Moment ist es ja allerdings noch unklar, ob wir im Dezember wieder öffnen dürfen.“ In die OGS will sie ihr Kind nur ungern schicken. „Da ist er ja dann wieder einer Gefahrenquelle ausgesetzt.“ Erst jetzt musste ihr Sohn zwei Wochen in Quarantäne, nachdem ein anderer Schüler in der OGS positiv auf das Virus getestet worden war. Für sie bleibt die Frage: „Sollten wir nicht alle darauf verzichten, gemeinsam Weihnachten zu feiern?“
Letzter Schultag nun am 18. Dezember
Letzter Schultag vor den Weihnachtsferien ist nun der 18. und nicht der 22. Dezember. Als Ausgleich für den entfallenden Unterricht wird überlegt, bewegliche Schul-Feiertage an Karneval zu streichen. „Das wäre sinnvoll“, findet etwa Alrun ten Have, Leiterin der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule.
„Das Unterrichts-Volumen ändert sich nicht, die Tage werden ja verlegt.“ Sie sei außerdem zuversichtlich, dass Schulen es in den kommenden sechs Wochen hinbekommen, die Pläne zu organisieren.
Familie will freie Tage mit Homeoffice-Regelung überbrücken
Bei Eva und Dennis Dörnemann gibt es eine größere Zuversicht, die Betreuung an den zwei zusätzlichen freien Tagen für die Zwillinge Henri und Mika (acht) sowie den sechsjährige Rian zu sichern. „Wir haben vielleicht das große Glück, dass meine Frau dann im Homeoffice arbeiten kann“, sagt Dennis Dörnemann. Auch wenn die Maßnahme gesellschaftlich vielleicht ein Stück Sicherheit gebe, geht der Familienvater nicht davon aus, dass sich seine Söhne in der Zeit vor Weihnachten „im Keller einschließen.“ „Sie werden doch dann auch mit anderen Kindern spielen.“
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Für Daniel Kroll, Schulleiter der Werner-von-Siemens-Realschule , bleibt die Frage, ob die Maßnahme helfe. „Ich kann den Wert nicht einschätzen“, sagt er. Er stelle immer wieder fest, dass gerade in Familien Hotspots entstünden. Die Entscheidung der Landesregierung hält er aber für vernünftig. „In besonderen Zeiten sind besondere Maßnahmen nötig.“ Auch für die Lehrkräfte sei dies eine Entlastung, denn: „Hier kann jeden Tag in Form von Infektionen ein kleines Bömbchen einschlagen.“ Derzeit befinde sich eine Klasse in Quarantäne, in der ein Junge mit dem Virus infiziert ist.
Schulleiterin: Die zusätzlichen freien Tage vermitteln ein Sicherheitsgefühl
Vier Infektionsfälle sind derzeit an der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule bekannt. Die Quarantäne der Kontaktpersonen seien indes schon ausgelaufen, berichtet Schulleiterin Alrun ten Have. Für sie bedeuten die zwei zusätzlichen freien Tage, die zusammen mit dem Wochenende vier freie Tage ergeben, ein zusätzliches Sicherheitsgefühl. „Aber eben nur ein Gefühl.“ Lehrer haben die Möglichkeit, sich zwischen den Herbst- und den Weihnachtsferien drei Mal testen zu lassen. „Wir haben den letzten Termin extra vor den Freitag vor Ferienbeginn gelegt, um noch mehr Sicherheit zu haben.“ Schließlich hätten viele Eltern, die um die 70 oder 80 Jahre alt sind.
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Auch die Lehrer an der Lamberti-Grundschule finden es gut, nun zusätzlich zwei Tage Zeit zu haben, „um sich selbst zu beobachten“, so Leiterin Cäcilia Nagel. „Man will die Familie ja schon sehen.“ Kritik gibt es einzig an den Plänen, die freien Tage zu Karneval im Februar nachzuholen. „Die Zeit zwischen Weihnachten und Ostern ist sehr lang, die Karnevalstage bieten da eine Verschnaufpause.“ In ihrem Kollegium werde an den zwei zusätzlichen Weihnachtsferien-Tagen für Lernen auf Distanz plädiert oder aber für einen früheren Schulbeginn nach den Sommerferien, am Montag statt am Mittwoch.
An der Lambertischule gibt es derzeit einen Corona-Fall in der vierten Klasse. „Die Klasse ist in Quarantäne, uns ist bisher aber keine weitere Ansteckung bekannt.“