Gladbeck. Süden landet beim Stadtteil-Check der WAZ Gladbeck einmal mehr auf den hintersten Plätzen. Warum sich Familien in Alt-Rentfort so wohl fühlen.
Die Bewertung hinsichtlich der Kinderfreundlichkeit in Gladbeck beim Stadtteil-Check der WAZ fällt mit einer Gesamtnote von 2,69 noch gut aus. Am besten wird die Situation in Alt-Rentfort beurteilt: Dort vergeben die Gladbecker eine Note von 2,45, dicht gefolgt von Schultendorf (2,48) und Rosenhügel 2,56. Schlusslicht sind – einmal mehr – Brauck (3,06) und Butendorf (2,96).
Dass die Noten in Rentfort besser ausfallen als etwa im Stadtsüden hat für Kinder- und Jugendbeauftragte Sarah Kimmeskamp auch etwas damit zu tun, dass dort ein anderes Klientel lebe. „Es hat auch etwas mit dem Wohnumfeld zu tun. Dort, wo ein höheres Einkommen vorhanden ist, haben die Menschen den Eindruck, dass es sich dort besser lebt.“
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Für Kinder gibt es in Alt-Rentfort viele Freiflächen zum ungestörten Spielen
Für Dennis Dörnemann kam nie etwas anderes in Frage als in Alt-Rentfort zu leben. Selbst in Rentfort aufgewachsen „und bei Wind und Wetter draußen“, wohnt er dort heute mit seiner Frau Eva und den drei Kindern, den Zwillingen Henri und Mika (acht) sowie dem sechsjährige Rian. „Es gibt einen großen Zusammenhalt und einen dörflichen Charakter, man lebt nicht so anonym wie in der Stadt“, so der 45-Jährige. Für die Kinder gibt es viele Freiflächen zum ungestörten Spielen. „Wir haben das Glück, dass wir keine großen Schnellstraßen haben.“ Auf der Straße spielen, so wie früher, das machten die Kinder heute aber dann doch nicht mehr. „Dazu gibt es zu viel Verkehr“, so Dörnemann.
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Ein großer Vorteil für die Kinder ist: In Alt-Rentfort sind die Wege kurz. „Josefschule, Kita und der Fußballplatz des BV Rentfort liegen dicht beieinander. Die Kinder brauchen noch nicht einmal einen Roller, um nach der Schule etwa zum Fußballtraining zu kommen.“ So kämen sie auch schon als Kleine selbstständig dorthin. „Ohne, dass sie etwa eine Schnellstraße wie die B224 überqueren müssen oder an einem Ort wie dem Hochhaus an der Steinstraße vorbei müssen. So hat man als Eltern auch ein gutes Gefühl“, sagt Dennis Dörnemann. Was dem Familienvater noch fehlen würde, wäre eine schöne Eisdiele in der Nähe. Aber: „Jetzt gibt es am Friedhof ja das Café 1919 Rentfort, dort gibt es jetzt auch Eis. Das füllt die Nische.“
Es dauert, bis ein schlechtes Image abgebaut ist
Dass der Süden der Stadt wieder einmal eine schlechtere Bewertung bekommt und ein Nord-Süd-Gefälle erkennbar ist, hängt für die Kinder- und Jugendbeauftragte auch damit zusammen, dass es einfach dauere, bis ein schlechteres Image abgebaut werde. „Gerade in Brauck gibt es etwa einige Grünflächen, die aufgewertet wurden.“
Auch in neuen Wohnsiedlungen, wie etwa am Wielandgarten in Butendorf, werden extra Spielplätze angelegt. „Das macht natürlich einen qualitativen Unterschied.“ Zudem gebe es Siedlungsgebiete, in denen es möglich ist, auch mal auf der Straße zu spielen. „Es gibt Straßenzüge in der Stadt, wie etwa der Land-, Horster- oder Hegestraße, da ist das einfach nicht möglich“, so Kimmeskamp, die selbst Mutter von zwei Kindern ist.
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Kinder- und Jugendbeauftragte: Mottbruchpark wird den Stadtsüden nach vorne bringen
In allen Stadtteilen gebe es aber Grundschulen, auf deren Spielplätzen die Kinder am Nachmittag spielen können. Den Stadtsüden – davon geht Kimmeskamp fest aus – wird auch der neue Mottbruchpark ein ganzes Stück nach vorne bringen.
Einen Anhaltspunkt, warum etwa Alt-Rentfort am besten abschneidet, sieht auch die Kinder- und Jugendbeauftragte im Siedlungszusammenhalt. „Es sind kleine, für sich gewachsene Stadtteile, in denen jeder jeden kennt. Dazu zählt etwa auch Schultendorf.“ Denn Angebote für Kinder, wie etwa im Bildungs- und Begegnungszentrum Brauck, gebe es im Stadtsüden mehr.
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Wünschen würde sich Kimmeskamp, dass es in allen Stadtteilen akzeptiert werde, dass Jugendliche sich auch abends auf Spielplätzen aufhalten. „Da erreichen die Stadtverwaltung immer wieder Beschwerden.“ Dabei müsse von Anwohnern ein gewisser Lärmpegel an Schulen und Spielplätzen eingeplant werden. „Ich finde es toll, wenn etwa auf dem Jovyplatz im Sommer Fußball gespielt wird. Das würde ich mir für mehr Spiel- und Nutzflächen in der Stadt wünschen.“
So sieht die Versorgung mit Kita-Plätzen aus
Ein Aspekt bei der Beurteilung der Situation von Kindern in einem Stadtteil ist auch die Versorgung mit Kita-Plätzen. Ungefähr 84 Prozent aller Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren besuchen die Kita. Lücken in der Versorgung gibt es vor allem bei den drei-bis sechsjährigen Jungen und Mädchen in Zweckel, Alt-Rentfort, Mitte II und Brauck. In der gesamten Stadt fehlen in dieser Altersklasse 124 Plätze. Für die Zweijährigen ist es vor allem in Mitte I und II sowie in Brauck eng. Insgesamt fehlen 442 Plätze. Bei den Einjährigen sind 673 Plätze zu wenig, Versorgungslücken gibt es vor allem in Brauck, Butendorf und Mitte.
Rund 550 neue Plätze – die allerdings noch immer nicht ausreichen werden – entstehen im Rahmen des Kita-Sofortprogramms an mehreren Stellen in der Stadt von unterschiedlichen Trägern. So baut die Stadt etwa in Rentfort-Nord und Rosenhügel, die Evangelische Kirche etwa in Butendorf und Brauck, die Falkennest gGmbH etwa in Stadtmitte und Brauck.