Gladbeck. Der Corona-Schnelltest – ist keine einfache Sache. Träger von Seniorenheimen in Gladbeck kritisieren den enormen Aufwand. Sie fordern Hilfe ein.

Es hört sich so einfach an: Um Bewohner und Pflegekräfte in Senioreneinrichtungen besser vor Coronainfektionen zu schützen, sollen Schnelltests jetzt für größere Sicherheit sorgen. Die praktische Umsetzung der Bundes- und Landesverordnungen erweist sich allerdings als problematisch.

Die Mitarbeiter in den Seniorenheimen müssen geschult werden

„Wir beschäftigen uns seit Wochen fast ausschließlich mit diesem Thema. Die Schnelltests werden in der Öffentlichkeit als wunderbar verkauft, die Realität vor Ort sieht anders aus“, sagt Kerstin Schönlau, Geschäftsbereichsleiterin Seniorenhilfe beim Diakonischen Werk Gladbeck-Bottrop-Dorsten, in Gladbeck Träger des Matha- und des Vinzenzheims. Die Bundesverordnung vom 14. Oktober und zwei Verordnungen des Landes NRW von Anfang November mussten studiert, Testkonzepte erarbeitet und dem Kreisgesundheitsamt übermittelt, Mitarbeiter müssen geschult werden.

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Die Bestätigung der Behörde liegt vor, aber viele Fragen sind noch unbeantwortet. Schönlau redet Klartext: „Unsere Pflegekräfte arbeiten seit März am Limit und sollen jetzt ,mal eben’ nebenbei auch noch testen. Das ist schlicht nicht leistbar und eine unverschämte Forderung.“ Über Stellenausschreibungen versucht das Diakonische Werk, zusätzliche Kräfte zu gewinnen. Zudem haben die Verantwortlichen entschieden, in den Einrichtungen nicht regelmäßig alle Bewohner, Mitarbeiter und Besucher testen. „Zum Auftakt setzen wir die Schnelltest bei den Pflegekräften und Bewohnern ein, die Mitarbeiter werden danach im Vier-Wochen-Takt getestet, oder wenn sie leichte Symptome zeigen, unsere Bewohner nur bei Symptomen, denn viele von ihnen werden durch solche Maßnahmen belastet und beunruhigt. Für Besucher belassen wir es bei der Maskenpflicht und setzen darauf, dass sie sich zu Hause vernünftig verhalten.“

Testverfahren sind mit enormen Aufwand verbunden, sagt Caritas-Chef Rainer Knubben

Caritasvorstand Rainer Knubben betont ausdrücklich, dass er die Schnelltest grundsätzlich begrüße und keine Alternative sehe, aber: „Wir brauchen mindestens je eine zusätzliche Stelle im Johannes-van-Acken- und im St. Altfrid-Haus, sonst ist das kaum umsetzbar.“

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Der Aufwand sei enorm: „Wir müssen die Betroffenen informieren, gegebenenfalls das Einverständnis gesetzlicher Betreuer einholen, Listen führen, wer getestet wurde, die Ergebnisse dokumentieren, positive Ergebnisse sofort dem Gesundheitsamt melden und und und. Das geht bis zur Erstellung eines Entsorgungskonzepts für die Testmateralien.“ Und alle Informationen habe man sich mit großen Zeitaufwand zusammensuchen müssen. Knubben: „Eine Videokonferenz des Kreisgesundheitsamtes mit den Trägern von Senioreneinrichtungen statt einzelner telefonischer Nachfragen dort hätte allen Beteiligten viel Zeit und Nerven erspart.“

Bei der Refinanzierung hapert es auch noch

Die Refinanzierung sei das nächste Dilemma, beklagen Kerstin Schönlau und Rainer Knubben. Sieben Euro können nach aktuellem Stand pro Test-Set abgerechnet werden, sechs Euro pro Durchführung. „Die Testmaterialien sind in der Regel teurer“, hat Schönlau festgestellt. Und Knubben rechnet vor: „Wenn man fünf Tests pro Stunde schafft, bekommt man 30 Euro. Davon kann man keine Fachkraft bezahlen.“

Unterstützung ist notwendig

Unterstützung wünscht sich auch Mechtild Eckholt, Leiterin der Eduard-Michelis-Hauses: „Es wäre toll, wenn Organisationen wie das DRK uns zumindest die Testungen der Besucher abnehmen könnten. Wie sollen wir das sonst schaffen? Pflegepersonal, das testen muss, nehme ich den Bewohnern weg, und die brauchen gerade jetzt Menschen, die mehr Zeit für sie haben.“

Dennoch sind 3000 Test angeschafft, 30 Mitarbeiter werden in der kommenden Woche geschult.

Trotz aller Probleme: 2000 Test-Sets sind gekauft, 30 Mitarbeiter werden gerade geschult, das Testkonzept liegt dem Gesundheitsamt vor. Sobald die Behörde das Ok gibt, will man in den Senioreneinrichtungen des Caritasverbandes mit den Schnelltests starten – und hofft weiter auf zusätzliche Kräfte zur Unterstützung.