Gladbeck. Die SPD-Kandidatin Bettina Weist holt in Gladbeck bei der Bürgermeister-Stichwahl 62,8 Prozent der Stimmen. CDU-Kandidat Drosdzol unterliegt.

Der Chefsessel im Gladbecker Rathaus bleibt in SPD-Hand: Bei der Stichwahl um das Bürgermeisteramt in Gladbeck setzte sich SPD-Kandidatin Bettina Weist (52) mit einem deutlichen Vorsprung vor ihrem CDU-Konkurrenten Dietmar Drosdzol (56) durch. Weist, die Ulrich Roland (SPD) nach 16 Jahren als Stadtoberhaupt ablöst, holte bei der Stichwahl 62,8 Prozent, Drosdzol kam auf 37,2 Prozent.

Entsprechend groß war der Jubel bei der SPD und der neuen Bürgermeisterin, entsprechend enttäuscht war man bei der CDU und ihren unterlegenen Kandidaten. Schon beim ersten Wahlgang hatte Weist deutlich vor Drosdzol gelegen. Der Sieg bei der Stichwahl deutete sich schon nach dem Auszählen der ersten Stimmlokale an. Noch am Wahlabend gratulierte Drosdzol Bettina Weist zum Wahlsieg.

Bettina Weist konnte ihren Wahlsieg zunächst gar nicht fassen

Blumen und Gratulation von der CDU und ihrem Kandidaten Dietmar Drosdzol (2.v.l.) für die neue Bürgermeisterin Bettina Weist (SPD) bei der internen Feier in der Afrika Lounge.
Blumen und Gratulation von der CDU und ihrem Kandidaten Dietmar Drosdzol (2.v.l.) für die neue Bürgermeisterin Bettina Weist (SPD) bei der internen Feier in der Afrika Lounge. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Ihren Wahlsieg konnte Weist am Sonntagabend noch gar nicht ganz fassen – vor allem hatte sie nicht mit einem so großen Vorsprung gerechnet. „Ich hatte gehofft, ein bisschen über 50 Prozent zu kommen. So einen deutlichen Abstand hat es bei der Stichwahl noch nie gegeben“, so die neue Bürgermeisterin. Einen Grund, warum sie so klar vor ihrem Gegenkandidaten landen konnte, sieht Weist darin, dass sie einen inhaltlichen Wahlkampf geführt habe. „Ich habe nicht nur Überschriften gesetzt, sondern bin ins Detail gegangen.“ Dafür habe sie viel Lob und Anerkennung von den Bürgern bekommen.

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„Ich habe mit meinen Inhalten überzeugt.“ Sie ist sicher, dass sich in ihrem „breit angelegten Wahlprogramm“ viele Menschen wiedergefunden haben. „Ich habe Ideen für Menschen von Jung bis Alt.“ Außerdem habe sie mit ihrer Person überzeugen können. „Man traut mir das Amt zu.“ Sie kenne die Verwaltung und sei schließlich bereits Führungskraft. Von einer so niedrigen Wahlbeteiligung, wie es sie am Sonntag gegeben hatte, sei sie allerdings ausgegangen. „Am Wetter kann es nicht gelegen haben, die Bedingungen waren gut“, sagte Weist, die die Ergebnisse der Stichwahl am Abend gemeinsam mit Familie und Parteifreunden in der Afrika Lounge verfolgte. Auch die Grünen, die zuvor eine Unterstützung der SPD-Kandidatin zugesagt hatten, waren dabei.

CDU: Die politische Wende ist uns nicht gelungen

CDU-Bürgermeisterkandidat Dietmar Drosdzol und Parteifreunde verfolgten im CDU-Parteibüro den Ausgang der Stichwahl.
CDU-Bürgermeisterkandidat Dietmar Drosdzol und Parteifreunde verfolgten im CDU-Parteibüro den Ausgang der Stichwahl. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Nicht zufrieden ist CDU-Kandidat Dietmar Dorsdzol. „Ich hätte mir ein anderes Ergebnis gewünscht“, sagte er in einer ersten Reaktion. „Keine Frage, wir sind gescheitert.“ Angesicht der niedrigen Wahlbeteiligung von unter 30 Prozent habe die CDU offenbar nicht ihre Wählerschaft mobilisieren können. Und offenbar sei er nicht forsch genug im Wahlkampf aufgetreten, „ich hätte mehr angreifen müssen und andere Themen aggressiver bespielen müssen“. Die Leute seien unzufrieden, aber Gladbeck bleibe trotzdem eine rote Hochburg, sagte Drosdzol zermürbt.

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Konsequenzen aus dem Wahlergebnis wolle er nicht ziehen, „wir haben gute Politik gemacht und die 37 Prozent können sich doch unterm Strich auch noch sehen lassen.“ Die Wende sei nicht gelungen, so der CDU-Parteivorsitzende, man wolle nun aber die „fordernde Politik“ aus der zweiten Reihe fortsetzen.

SPD:_Eine wunderbares, klares Ergebnis und ein eindeutiger Auftrag

SPD-Stadtverbandschef Jens Bennarend (2.v.r.) verfolgt mit Parteifreunden per Tablet die Auszählung der Wahlergebnisse.
SPD-Stadtverbandschef Jens Bennarend (2.v.r.) verfolgt mit Parteifreunden per Tablet die Auszählung der Wahlergebnisse. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Das „wunderbare, klare Ergebnis“ sei ein eindeutiger Auftrag für die SPD, so Parteichef Jens Bennarend. Mit der neuen Bürgermeisterin und dem jungen Rats-Team der Partei wolle die SPD jetzt frischen Wind in die Kommunalpolitik tragen. „Es wird sich einiges ändern“, kündigte er an. Dazu zähle etwa eine verstärkte Kommunikation mit den Bürgern seitens der Verwaltung und der Partei. Es gebe das ein oder andere aufzuholen. Das sei eine Erkenntnis aus den Wahlergebnissen von vor zwei Wochen.

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„Gladbeck hat eine historische Chance zur politischen Wende verpasst, die wir uns so sehr gewünscht haben“, wertete Peter Rademacher, der bisherige und auch mögliche neue CDU-Fraktionschef, den Ausgang der Bürgermeister-Stichwahl. Dietmar Drosdzol habe einen „guten Job“ gemacht, Gladbeck bleibe „eben SPD-Hochburg“. Rademacher wies darauf hin, dass der CDU-Kandidat absolut seine Stimmenzahl gehalten habe, Weist aber Stimmen gegenüber der Wahl vor zwei Wochen eingebüßt habe.

Grüne freuen sich mit

Auch die Grünen, die sich mit der SPD schon wenige Tage nach dem ersten Wahlgang auf eine Koalition verständigt hatten, freuten sich über „das super Ergebnis“ von Bettina Weist, so Grünen-Fraktionsvorsitzende Simone Steffens.

Jetzt gehe es darum, Rot-Grün zu gestalten.