Gladbeck. Der Krisenstab hat sich mit möglichen Konsequenzen der zunehmenden Corona-Fälle in Gladbeck beschäftigt. Eine Rolle spielen auch private Feiern.

Die Zahl der Corona-Infizierten nimmt derzeit auch in Gladbeck immer weiter zu. In den vergangenen sieben Tagen ist sie von 32 auf 44 gestiegen. Der städtische Krisenstab hat sich am Donnerstag mit den steigenden Fallzahlen und möglichen Konsequenzen beschäftigt.

Mit Blick auf die derzeitige Entwicklung in der Emscher-Lippe-Region fürchtet die Stadt einen weiteren Anstieg der Zahlen. „Ich appelliere erneut an alle Gladbecker, sich diszipliniert an die Corona-Regeln zu halten“, so der Bürgermeister. Er empfiehlt den weiterführenden Schulen, die Maskenpflicht im Unterricht freiwillig wieder einzuführen: „Wir kennen gute Beispiele, bei denen sich aufgrund einer Maskenpflicht im Unterricht niemand bei einem infizierten Mitschüler angesteckt hat.“

Auch eine Maskenpflicht im Unterricht und in der Innenstadt sind denkbar

Außerdem sollte möglichst auf größere Familienfeiern verzichtet werden. Sollten die Zahlen weiter ansteigen, könnten weitergehende Maßnahmen erfolgen. Dazu könnten eine Maskenpflicht in der Innenstadt, ein Verbot größerer Menschenansammlungen in der Öffentlichkeit, weitere Einschränkungen bei Familienfeiern und auch eine Maskenpflicht im Unterricht gehören.

Das städtische Ordnungsamt will private Feiern im öffentlichen Raum aber nicht verstärkt kontrollieren. Diese finden in der Stadt vor allem im Saal in Wittringen oder im Hotel van der Valk statt. „Wir haben mit beiden noch einmal gesprochen und sie darauf hingewiesen, die Regeln zu befolgen. Kontrollieren müssen wir dort nicht, erfahrungsgemäß halten sich beide vorbildlich an die Auflagen“, so Stadtsprecherin Christiane Schmidt.

Keine klare Ursache

Anders als in Hamm, wo das erhöhte Infektionsgeschehen auf eine größere private Feier zurückzuführen ist, könne in Gladbeck keine klare Ursache ausgemacht werden.

„Die Fälle verteilen sich auf das gesamte Stadtgebiet und sind im Rahmen der Kontaktnachverfolgung nicht auf einige wenige zentrale Ereignisse zurückzuführen“, so Bürgermeister Ulrich Roland.

Feiern im Hotel van der Valk auf 100 Personen beschränkt

„Um unsere Gäste bestmöglich zu schützen, haben wir Gesellschaftsfeiern und Hochzeiten zurzeit freiwillig auf maximal 100 Personen beschränkt“, sagt Jerry van der Valk. Das Ordnungsamt habe aber bei einer Buffetveranstaltung bemängelt, dass die Laufwege besser ausgezeichnet sein müssten. „Bei der Nachkontrolle war dann alles in Ordnung“, so der Hotelmanager.

Tritt ein Corona-Fall bei Feiern oder bei einem Restaurant-Besucher auf, sollen Kontaktlisten helfen, weitere möglicherweise Infizierte ausfindig zu machen. Name, Adresse, Telefonnummer, Tischnummer sowie den Zeitpunkt des Besuchs müssen Gäste angeben. Anhand der Daten soll das Gesundheitsamt mögliche Infektionsketten erkennen und unterbinden können. Doch Gäste nehmen die Registrierungspflicht nicht immer ernst. Die Branche beobachtet, dass immer wieder auch Fantasienamen angegeben, oder die Angaben bewusst unleserlich geschrieben werden.

Wer im  Wasserschloss Wittringen einen Blick in die Speisekarte werfen möchte, muss erst einen QR-Code mit seinem Smartphone scannen und seine Kontaktdaten angeben.
Wer im Wasserschloss Wittringen einen Blick in die Speisekarte werfen möchte, muss erst einen QR-Code mit seinem Smartphone scannen und seine Kontaktdaten angeben. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Auf Kontaktlisten aus Gladbeck hat das Gesundheitsamt noch nicht zurückgreifen müssen

Auf Daten aus Gladbeck hat das Kreisgesundheitsamt noch nicht zurückgreifen müssen, so Lena Heimers, Sprecherin des Kreises Recklinghausen. Im Kreis habe es aber den ein oder anderen Fall gegeben, dort sei aber zum Glück kein Fantasiename auf den Listen aufgetaucht. „Das würde die Arbeit in der Kontaktnachverfolgung extrem erschweren, wenn die Daten noch über Umwege recherchiert werden müssten“, so Heimers.

Der städtische Ordnungsdienst kontrolliert in Lokalen, ob überhaupt Listen geführt werden und ob die Anzahl der Listen für die Größe der Lokale ausreicht. Dort habe es in einigen Fällen Verstöße gegeben, heißt es auf Anfrage von der Stadt . Hinweise bekommt das Ordnungsamt immer wieder von Bürgern, die zu Gast in einem Lokal waren, dort aber keine Liste ausfüllen mussten.

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Die Stadt Gladbeck hat bereits Bußgelder an vier Betriebe verhängt

Ein Großteil der Gastronomie und Kneipenbetriebe hielte sich jedoch gut an die Vorgaben. Dennoch gebe es immer mal wieder Betriebe, in denen Listen fehlten. „Bislang haben wir vier Betriebe mit Bußgeldern zwischen 500 und 1000 Euro belegt, weitere Verfahren sind anhängig“, so Stadtsprecherin Christiane Schmidt. Die Listen kontrolliere der Ordnungsdienst stichprobenartig. „Fantasienamen waren noch nicht dabei“, so Schmidt.

Probleme mit dem Ausfüllen der Kontaktlisten gibt es im Restaurant im Wasserschloss Wittringen nicht: „Unsere Gäste geben keine Fantasienamen an, sie sind sehr gewissenhaft und nehmen die Sache ernst“, so Restaurant-Manager Oliver Heller. Die meisten, 95 Prozent, füllen die Kontaktliste digital aus. „Auf den Tischen sind QR-Codes angebracht. Über diese kann die Speisekarte eingesehen werden.“ Die wird allerdings erst sichtbar, wenn die Kontaktdaten vorliegen.