Gladbeck. Gladbeckerin berichtet über nächtliche Raser rund um das St. Barbara-Hospital. Die 67-Jährige will sogar einen Schuss gehört haben.

„Das Problem mit Rasern gibt es nicht nur auf der Humboldtstraße.“ Als Sonja Detela den WAZ-Artikel über die nächtlichen Ruhestörungen dort las, kam ihr wieder ihr Krankenhausaufenthalt im Juni dieses Jahres in den Sinn. Drei Tage lag sie im St. Barbara-Hospital in Gladbeck nach einem leichten Schlaganfall auf der Stroke Unit – „und drei Nächte habe ich kaum ein Auge zugekriegt“.

Jeden Abend gegen 23 Uhr sei es losgegangen, erzählt die 67-Jährige. Vor einem Kiosk an der Rentforter Straße hätten sich Autofahrer getroffen, um dort mit quietschenden Reifen ihre rasanten Runden zu starten: die Rentforter Straße entlang, wahrscheinlich über Sandstraße, Konrad-Adenauer-Allee, Postallee und über die Barbarastraße zurück zum Ausgangspunkt. Sonja Detela: „Das dauerte immer nur ein paar Minuten, vor dem Kiosk hielten sie dann jedes Mal kurz an, machten auch dort Lärm durch laute Gespräche und Musik aus einem Autoradio und starteten dann wieder durch. Und das Ganze hat, als ich im Krankenhaus lag, jede Nacht bis in den frühen Morgen gedauert.“ Wegen der Hitze habe das Fenster des Dreibett-Zimmers offen gestanden. „Es war eine Tortur.“

Facebook-Nutzer ärgern sich über Raser auf weiteren Straßen

Auch auf Facebook ärgern sich viele Nutzer über Raser. Der WAZ-Artikel zu den Beschwerden über die Humboldtstraße wird fleißig kommentiert.

Cemal Tarhan etwa schreibt: „Die Landstraße ist der neue Nürburgring.“ Er fordert, die Polizei müsse mehr präsent sein. Oliwia Slabinski findet: „Die Europastraße übertrifft alle Rennstrecken.“ Auf der Beisenstraße und der Bottroper Straße werden „auch ab 20 Uhr ordentlich Rennen gefahren. Der Nürburgring ist gar nichts dagegen“, schreibt Manuel Hackstein. Auch weitere Straßen, wie unter anderem die Tunnelstraße, Bohnekampstraße und Bergmannstraße werden von den Facebook-Nutzern genannt.

Auf dem Krankenhaus-Gelände soll eine Gruppe junger Männer bis nachts gefeiert haben

Und die endete auch nicht, als die Patientin von der Überwachungsstation in ein normales Zimmer verlegt wurde. „Aus dem Fenster schaute ich auf die Mittelstraße“, erzählt die 67-Jährige. „Ich dachte, ich käme da nachts endlich zur Ruhe. Aber auch in dieser Tempo-30-Zone sind die Raser unterwegs, und auf dem Bürgersteig gegenüber dem Ratsgymnasium und auch auf dem Krankenhaus-Gelände hat eine Gruppe junger Männer bis 2 Uhr morgens lautstark gefeiert.“

Und was sie dann erzählt, klingt beinahe unglaublich: In einer dieser Nächte sei auch ein Schuss gefallen: „Ich habe einen riesigen Schreck bekommen, als ein Projektil direkt neben meinem geöffneten Fenster von einer Feuerleiter abgeprallt ist.“ Dieser Schuss sei kein Einzelfall gewesen, sagt Sonja Detela. Eine Freundin, die an der Sandstraße wohnt, habe ihr mehrmals von Schüssen in der Nacht nahe der Aral-Tankstelle erzählt. Die Freundin habe mehrfach die Polizei angerufen. Geändert habe sich an der Situation nichts.

Krankenhaus ist von nächtlichen Ruhestörungen nichts bekannt

Aktuell lägen der Polizei Meldungen über tatsächliche oder vermeintliche Schüsse nicht vor, sagt Ramona Hörst, Sprecherin der Kreispolizeibehörde Recklinghausen auf Anfrage, und ohne konkretes Datum solcher Anrufe von Bürgern könne man das auch nicht zurückverfolgen. Einen Vorfall fand sie bei der Recherche im Polizei-Computer dann doch: „Ende Juni hat eine Anwohnerin der Humboldtstraße bei uns angerufen und einen Schuss gemeldet, nach einem lautstarken Streit.“ Die Beamten hätten vor Ort eine Gruppe junger Männer angetroffen, von denen niemand zu diesem Vorfall etwas sagen konnte oder wollte.

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Von angeblichen nächtlichen Ruhestörungen rund um das St. Barbara-Hospital sei der Verwaltungsdirektion des Krankenhauses nichts bekannt, sagt Wolfgang Heinberg, Pressesprecher des Krankenhausträgers St. Augustinus GmbH, auf Anfrage. Im Haus lägen keine Beschwerden von Patienten zu diesem Thema vor.

Sie habe sich zwar nicht offiziell beschwert, aber eine Nachtschwester auf der Überwachungsstation auf den unerträglichen Lärm aufmerksam gemacht, sagt Sonja Detela: „Sie hat allerdings nur mit den Schultern gezuckt und gesagt, das Barbara-Hospital liege halt in der Innenstadt, da seien Geräusche unvermeidbar.“