Gladbeck. Angehörige kritisiert die im Gladbecker Hospital weiter stark beschränkte Besuchszeit. Kliniksprecher sagt, abweichende Regelungen sind möglich.
In einem offenen Brief an das Direktorium der Katholischen Kliniken Emscher-Lippe kritisiert die Gladbeckerin Barbara Erdmann die coronabedingt weiterhin eingeschränkten Besuchszeiten für Angehörige von Patienten am St. Barbara Hospital. Einen Protest, den der Kommunikationschef des Klinikverbundes, Wolfgang Heinberg, aufgrund abweichend möglichen Lösungen in begründeten Fällen, nicht nachvollziehen kann.
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Barbara Erdmann, die als Autorin, Künstlerin und Veranstalterin politischer Salons bekannt ist, beschwert sich darüber, dass ihr verwehrt worden sei, ihre Mutter (92) nach einem Schenkelhalsbruch als Notfall ins Krankenhaus zu begleiten. Zudem sei ihr telefonisch am Morgen nach der Aufnahme eine feste Zeit für ihren gewünschten Besuch zugeteilt worden. Mit dem generellen Hinweis, dass sie „das Recht bekäme“, die Mutter „zwei Mal in der Woche zu besuchen“. Später habe sie zudem erfahren, dass die Besuchszeit „auf eine Stunde begrenzt ist“.
Eingeschränkte Besuchszeit zum Schutz der Patienten und des Personals
Dies bestätigt Wolfgang Heinberg. Coronabedingt gelte im Haus weiterhin eine eingeschränkte Besuchszeit. Viele Angehörige wollten Patienten besuchen, dies müsse in Zeiten einer Pandemie mit klaren Regeln und organisiert geschehen, „zum Schutz der Patienten wie auch der im Hospital tätigen Kolleginnen und Kollegen“. Kernbesuchszeit im St. Barbara ist derzeit von 15 bis 17 Uhr. Zwei Besuche pro Woche von maximal einer Stunde und dazu vorgemerkten Angehörigen sind die Regel. Die Stationen teilen die Einlasszeiten im 15-Minuten-Takt zu.
Kliniken in Nachbarstädten haben Besuchsregeln gelockert
In allen zur St. Augustinus GmbH gehörenden Krankenhäusern (darunter die KKEL mit dem Barbara-Hospital) gelten ähnlich stark eingeschränkte Besuchszeiten. Das Bergmannsheil in Buer beschränkt ebenfalls die Besuchszeiten (16.30-18 Uhr) noch auf zwei Tage/ Woche (Ausnahme Kinderklinik). Andere Kliniken in den Nachbarstädten von Gladbeck haben den Patientenbesuch teils wieder gelockert.
Das Marienhospital in Bottrop hat die Besuchsregelungen „gemäß der Vorgaben des Landes NRW“ seit 25. Mai gelockert. Täglich Besuche sind in der Zeit von 14 bis 17 Uhr zulässig. Die maximale Aufenthaltszeit beträgt 1,5 Stunden (3-Bett-Zimmer eine Stunde). Zeitgleich darf sich kein weiterer Besucher im Zimmer aufhalten. Ausnahmeregelungen sind auch hier möglich.
Tägliche Besuche sind seit 26. Mai auch in den Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen möglich. Vorher angemeldete und registrierte Besucher können die Patientenzimmer in der Zeit von 11 bis 17 Uhr aufsuchen. Pro Tag ist ein Besuch je Patient für maximal 60 Minuten möglich. Individuelle Besuchsabsprachen können in besonderen Fällen getroffen werden.
„Wie begründen Sie diese Maßnahme, die mit Menschenwürde, Begleitung, Nähe, Trost und all den sonst von Ihrer Institution verwendeten Formulierungen nichts zu tun haben?“, fragt Barbara Erdmann in ihrem Brief. Sie verweist auf das schriftliche Leitbild der Katholischen Kliniken, in dem benannt werde, dass unterstützende Patientenbesuchen eine große Bedeutung hätten, die sich (Wortlaut) „positiv auf den Heilungsprozess auswirken und helfen, besser mit der ungewohnten Situation umzugehen“.
Besuche von Angehörigen dienten auch der Entlastung von Pflegenden und Ärzten
Barbara Erdmann erwähnt zudem im öffentlichen Leben wieder gelockerte Corona-Regelungen: „Bei Feiern wie Hochzeiten, Taufen, Geburtstagen sind inzwischen 150 Personen zugelassen, beim Kontaktsport in Hallen wurde die erlaubte Teilnehmerzahl von 10 auf 30 erhöht“. Sie sagt, dass der regelmäßige Besuch einer engen Vertrauensperson im Krankenhaus gerade für einen kranken, eigenwilligen, angstbeladenen, verwirrten Menschen wichtig sei. Medizinische Maßnahmen könnten so auch mehrfach erklärt werden und der Besuch diene damit „ebenfalls der Entlastung von Pflegenden und Ärzten“.
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Im öffentlichen Rundfunk sei Ende Mai berichtet worden, dass die Corona-Lockerungen auch Krankenhäuser beträfen, mit dann wieder täglicher Besuchsmöglichkeit. Diese Nachricht scheine im Barbara-Hospital wohl nicht angekommen zu sein, so Erdmann. Wolfgang Heinberg bittet um Verständnis, dass es zunächst pandemiegeschuldet weiterhin bei eingeschränkten Besuchszeiten im St. Barbara-Hospital bleibe, „um das Haus so offen wie möglich weiter führen zu können“. Er weist aber auch ausdrücklich darauf hin, dass seit Beginn der Corona-Beschränkungen für Patienten, „die hochbetagt sind, oder die sich in einer lebensbedrohlichen Situation befinden, davon abweichende Lösungen mit den Angehörigen gesucht und gefunden wurden“.
Die Besuchszeiten sind individuell und einvernehmlich ausgeweitet worden
Auch für Barbara Erdmann seien die Besuchszeiten individuell und einvernehmlich ausgeweitet worden, „denn wir wissen, was ein Besuch für die Genesung des Patienten bedeutet“. Man nehme die Wünsche von Patienten und Angehörigen ernst. Die trotzdem im Nachhinein erfolgte Kritik sei für ihn deshalb nicht nachvollziehbar, so Wolfgang Heinberg.