Gladbeck. Alpha Mamadou Bah floh aus Guinea nach Gladbeck. Jetzt macht er eine Ausbildung zum Altenpfleger – in einer Branche mit großem Fachkräftemangel.

Die Gäste mögen ihn sehr, sagt Alpha Mamadou Bah – und strahlt dabei über das ganze Gesicht. Die Gäste sind Senioren, die der 28-Jährige in der Tagespflege des Pflegedienstes Stefan Horn betreut. 2015 floh er aus Guinea nach Deutschland und macht heute eine Ausbildung zum Altenpfleger. Einer Branche, in der großer Fachkräftemangel herrscht.

Der Beruf sei für ihn genau der richtige. „Ich mag den Kontakt mit den älteren Menschen, Beziehungen zu ihnen aufzubauen, und, dass der Job eine Perspektive hat. Ich kann mich nach der Ausbildung etwa weiterbilden oder studieren“, sagt der studierte Bauingenieur im Bereich Landwirtschaft.

Hoffnungen konnten kaum erfüllt werden

Als 2015 viele Geflüchtete nach Deutschland kamen, war damit auch die Hoffnung verbunden, so den Fachkräftemangel in bestimmten Bereichen, wie etwa der Pflege, abmildern zu können. „Diese Hoffnung ist begraben worden“, so Uta Bruns, stellvertretende Leiterin im Jobcenter Gladbeck, vor einiger Zeit im Gespräch mit der WAZ. „Es kamen kaum Menschen, die in diesen Berufen arbeiten.“

Alpha Mamadou Bah ist einer der wenigen, der diese Hoffnungen erfüllen konnte.

Alpha Mamadou Bah war Mitglied einer Oppositionspartei – und musste daher seine Heimat verlassen

Der 28-Jährige war in seiner Heimat Mitglied einer Oppositionspartei, die auch immer wieder gegen die Regierung demonstriert hatte. „Die politische Zugehörigkeit ist der Grund für meine Flucht. Viele Parteikollegen sind schon im Gefängnis“, erzählt Bah. Auch er selbst sei bedroht worden. „Ich konnte in dem Land nicht mehr bleiben.“ Also ließ er Eltern, Geschwister und seine Frau zurück und machte sich auf den Weg nach Deutschland. Das Asylverfahren des jungen Mannes läuft noch, bis zu einer Entscheidung kann auch seine Frau nicht nachkommen. Bah sieht seine Perspektive aber hier, möchte gerne bleiben.

Seit Oktober 2015 lebt Alpha Mamadou Bah in Gladbeck, über Kontakte zu Freunden aus Guinea kam er schließlich zur Evangelischen Flüchtlingshilfe, Ehrenamtliche gaben ihm Deutschunterricht. Bah holte Schulabschlüsse nach – trotz Universitätsdiplom. „Viele Abschlüsse werden in Deutschland nicht anerkannt“, so Andreas Schlebach, der sich seit vielen Jahren bei der Flüchtlingshilfe engagiert. Nach der Schule folgte für den Guineer ein Praktikum in einem Architekturbüro und schließlich ein Praktikum in einem Awo-Seniorenheim.

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Guineer hat gute Chancen in der Altenpflege – es ist eine zukunftsträchtige Branche

„Wir kennen die Mangelberufsliste der Agentur für Arbeit und wissen daher, in welchen Branchen Fachkräfte fehlen. Der Beruf des Altenpflegers ist sehr zukunftsträchtig“, berichtet Schlebach. Bah gefiel das Praktikum – und landete schließlich bei Stefan Horn, Inhaber eines Pflegedienstes in Gladbeck. Doch um eine Ausbildung beginnen zu können, musste der 28-Jährige zunächst das Sprachniveau B2 nachweisen. Die Flüchtlingshilfe finanzierte ihm einen privaten Sprachkurs.

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Bah lernte fleißig jeden Tag fünf bis sechs Stunden Deutsch. Er wusste, worum es ging. Im April 2019 konnte er die Ausbildung beginnen. „Die Praxis funktioniert gut, nur die Berufsschule ist wegen des Lehrmaterials auf deutsch eine Herausforderung“, sagt Bah. Online-Unterricht während der Corona-Pandemie erschwert die Situation.

Auch die Arbeit in der Tagespflege ruhte coronabedingt, Bah war für mehrere Wochen in der ambulanten Pflege eingesetzt. Seit einiger Zeit ist er aber wieder in der Tagespflege tätig. „Wir spielen zusammen, machen Gymnastik und gehen spazieren“, berichtet er über seine Arbeit mit den Senioren. Er könne jede Menge von den Erfahrungen der älteren Menschen lernen und habe nebenbei viel Sprachpraxis erworben. Ende März 2022 schließt der 28-Jährige seine Ausbildung ab – und soll dann übernommen werden.